Wer finanziert die Coronakrise im Gesundheitswesen?

PKV wehrt sich gegen Vorwürfe

Berlin - 04.09.2020, 17:15 Uhr

PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther weist Vorwürfe zurück, die PKV leiste zu wenig in der Coronakrise. (Foto: PKV-Verband)

PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther weist Vorwürfe zurück, die PKV leiste zu wenig in der Coronakrise. (Foto: PKV-Verband)


Auch wenn während des Corona-Lockdowns viele Menschen Ärzte, vor allem Zahnärzte, gemieden haben und Operationen sowie Früherkennungsmaßnahmen aufgeschoben wurden: Die Krise ist für das Gesundheitssystem eine teure Angelegenheit. Während der GKV-Spitzenverband nun einen extra Bundeszuschuss einfordert, bemüht sich der PKV-Verband deutlich zu machen, dass auch die privaten Versicherer viel geleistet haben. Was sie allerdings für Botendienste für Apotheken aufgewendet haben, kann der Verband derzeit nicht beziffern.

Die Kosten für sämtliche Coronatests auf Grundlage der Testverordnung werden derzeit von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen – der Gesetzgeber wollte auf etablierte Strukturen zurückgreifen, als er sich für diese breit angelegte Teststrategie entschieden hat. Gesundheitspolitiker der Großen Koalition kündigten allerdings an, dass ein erhöhter Bundeszuschuss diese Kosten ausgleichen soll. Doch auch sonst ist es zumeist die GKV, die man im Blick hat, wenn es um die Finanzierung der Corona-Schutzmaßnahmen im Gesundheitswesen geht.

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Und so sehen sich die Privaten Krankenversicherer Vorwürfen ausgesetzt, sie beteiligten sich zu wenig an den Kosten zur Bewältigung zur Krise. Doch das will der PKV-Verband nicht auf sich sitzen lassen. Bei einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag ging er in die Offensive und präsentierte frische Zahlen, um zu untermauern, dass die PKV-Unternehmen zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stehen: Sie leisteten sogar höhere Zahlungen an das Gesundheitssystem, als es ihrem 10-prozentigen Versichertenanteil im Vergleich zur GKV entspreche, erklärte PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. So seien die Leistungsausgaben der PKV im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – anders als in der GKV – nicht gesunken, sondern um 690 Millionen Euro auf 14,34 Milliarden Euro gestiegen – ein Plus von rund fünf Prozent.

Insbesondere zahle die PKV für die Krankenhäuser bei allen Corona-Zusatzentgelten für die Versorgung der Privatversicherten in vollem Umfang mit. Die Mehrkosten der PKV für diesen Schutzschirm beziffert der Verband auf über 350 Millionen Euro. Für die Pflegeeinrichtungen kämen nochmals über 130 Millionen Euro Zusatzzahlungen hinzu. Unterm Strich sei die PKV an mehr als 98 Prozent der Kosten des Krankenhausrettungsschirms beteiligt, so Reuther.

Die ambulant tätigen Ärzte und Zahnärzte erhielten überdies für jeden Arztkontakt eine Extravergütung für erhöhten Hygieneaufwand von über 14 Euro. Das bedeute Zusatzkosten von insgesamt rund 620 Millionen Euro. Für erweiterte Telefon- und Video-Sprechstunden der Ärzte während der Corona-Einschränkungen wenden die PKV-Unternehmen ihrem Verband zufolge rund 36 Millionen Euro auf.

Und Apotheken?

Auch Apotheken haben in der Coronazeit mehr von den privaten Versicherern bekommen: Für Botendienste, wenn PKV-Versicherte diesen in Anspruch genommen haben und dafür in Vorleistung gegangen sind. „Genauere Kenntnis über die bisherigen Aufwendungen der Unternehmen dafür haben wir aber noch nicht“, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage von DAZ.online. Allerdings wird es mit dieser Zusatzleistung wohl auf absehbare Zeit vorbei sein. Zwar plant das Bundesgesundheitsministerium eine Verstetigung des Botendiensthonorars im Rahmen des Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetzes. Doch schon der erste – und bereits zurückgezogene – Aufschlag für eine solche Regelung zeigte, dass sich die Vergütung nicht nur halbieren soll – sie soll auch im Sozialgesetzbuch V verankert werden und wird damit nur den GKV-Bereich abdecken.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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