Konfigurationsfehler in der Telematikinfrastruktur

Gematik zahlt Ärzten die Kosten für TI-Panne

Berlin - 01.09.2020, 15:30 Uhr

Arztpraxen, die zum Beispiel den Konnektor der Firma Secunet nutzen, waren ab Ende Mai von der Telematikinfrastruktur abgeschnitten. Die Folgekosten für die Praxen trägt nun offenbar die Gematik. (Foto: ISO K Medien GmbH / stock.adobe.com)

Arztpraxen, die zum Beispiel den Konnektor der Firma Secunet nutzen, waren ab Ende Mai von der Telematikinfrastruktur abgeschnitten. Die Folgekosten für die Praxen trägt nun offenbar die Gematik. (Foto: ISO K Medien GmbH / stock.adobe.com)


Die Gematik wird offenbar die Kosten übernehmen, die den Arztpraxen in Deutschland durch den Konfigurationsfehler in der Telematikinfrastruktur entstanden sind. 
Über einen entsprechenden Gesellschafterbeschluss informiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung in einem aktuellen Schreiben.

Im Mai sorgte ein Konfigurationsfehler in der Telematikinfrastruktur (TI) dafür, dass viele Arztpraxen von der Datenautobahn abgeschnitten waren – einige von ihnen für mehrere Wochen. Um das Problem zu beheben, musste manch ein Niedergelassener einen externen Dienstleister beauftragen. Schnell war klar: Die Ärzte und ihre Standesvertreter nehmen den Zwischenfall so gar nicht mit Humor. So forderte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Mitte Juni in einer Resolution die Gematik auf, einen Notfallplan für den Ausfall der TI zu erstellen – und die Mediziner nicht auf den Kosten für die zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht völlig behobenen TI-Panne sitzen zu lassen.

Die Vorstände der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) machten ihrem Ärger über die Situation bald darauf in einem Brandbrief an die KBV-Spitze Luft: „Wir als Landesvorstände sind nicht mehr in der Lage, die TI mit ihrer inzwischen unendlichen Reihe von Pannen und Peinlichkeiten, verbunden mit einem Null-Nutzen, unseren Mitgliedern weiter zu vermitteln“, schrieben sie darin. „Die hierfür zur Verfügung stehende Technik in Form des ,Steinzeitkonnektors‘, die weitere Hardware, das Management durch die Gematik, der Einfluss der Industrie, die politischen, gesetzgeberischen Rahmenbedingungen und auch die Rolle der KBV“ würden in keiner Weise mehr akzeptiert. 

Unter dem Druck der Landesorganisationen sah sich die KBV zu einem drastischen Schritt gezwungen: Obwohl selbst Gesellschafterin der Gematik, wandte sie sich gemeinsam mit den Vorständen der KVen in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Darin stellten die Ärzte diverse Forderungen auf – unter anderem, dass die Kosten für die TI-Anbindung sowie alle Folgekosten „angemessen finanziert werden“. Andernfalls drohten die Niedergelassenen mit Ungehorsam.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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