STIKO

Warum ist der Meningokokken-B-Schutz keine Standardimpfung?

Stuttgart - 24.08.2020, 15:00 Uhr

Keine Standardimpfung für Säuglinge: der Schutz vor Meningokokken B. (s / Foto: comzeal / stock.adobe.com)

Keine Standardimpfung für Säuglinge: der Schutz vor Meningokokken B. (s / Foto: comzeal / stock.adobe.com)


Erkrankung trotz Impfung

Erste Daten aus England, wo seit September 2015 die Impfung mit drei Dosen Bexsero® allen Säuglingen empfohlen wird, zeigten, dass von 37 Kindern mit MenB-Erkrankungen 21 mit einer und zehn mit zwei Dosen Bexsero® geimpft wurden und sechs ungeimpft waren (Zeitraum September 2015 bis Juni 2016). Auffällig war, dass ein Drittel der MenB-Stämme der erkrankten Kinder gar keine Impfantigene aufwiesen und ein Großteil der anderen Stämme nur eines. In Kanada nahm die Inzidenz von MenB-Erkrankungen durch die Impfung bei Kindern in einer Region stärker ab als in einer angrenzenden Region, in der nicht geimpft wurde.

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen zählen Fieber und Schmerzen, in den Zulassungsstudien gab es drei Fälle von Kawasaki-Syndrom – Stand November 2017 wurde diese Erkrankung, bei der es zu Gefäßentzündung von kleinen und mittleren Arterien kommt, nach Marktzulassung nicht gemeldet.

Wirksamkeit von Trumenba

Weniger Daten gibt es für Trumenba®. Die STIKO beschreibt jedoch den Einsatz von Trumenba® an zwei amerikanischen Universitäten, um dort MenB-Ausbrüche mit zwei beziehungsweise sieben Fällen zu kontrollieren. Nach der Impfung (Impfquote dritte Dosis 68 bis 1,7 Prozent) traten keine weiteren Fälle auf. „Dies ist ein indirekter Hinweis für eine Schutzwirkung durch Trumenba®“, erklärt die STIKO.

Die unerwünschten Wirkungen, die im Zusammenhang mit der Impfung beschrieben wurden, waren Kopfschmerzen, Fieber und Arthralgien (Gelenkschmerzen). Berichtet wurde laut STIKO zudem über mögliche Anaphylaxie und Neutropenie.

Weitere Daten zur Sicherheit, Effektivität, Schutzdauer und Einfluss auf Trägertum

Damals lautete das Fazit der STIKO zur standardmäßigen Impfung von Säuglingen gegen MenB: „Vor dem Hintergrund einer derzeit niedrigen und rückläufigen MenB-Inzidenz in Deutschland wird die STIKO die Entscheidung, ob eine MenB-Impfung als Standardimpfung empfohlen werden sollte, erst fällen, wenn weitere Daten zur Sicherheit, Effektivität und Schutzdauer der MenB-Impfstoffe sowie deren Einfluss auf das Trägertum vorliegen.“

Die Daten liegen nun Jahre zurück, sicher ist seit 2017 der Erfahrungsumfang zu beiden Impfstoffen gestiegen – sowohl was die Wirksamkeit betrifft, als auch die Verträglichkeit. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die STIKO sich in näherer Zukunft wieder mit der standardmäßigen Meningokokken-B-Impfung von Säuglingen beschäftigen wird, zumal die Fälle invasiver MenB-Erkrankungen in letzter Zeit zugenommen haben.

Wie wird geimpft?

Laut der Fachinformation zu Bexsero® erhalten

  • Kinder im Alter von zwei bis fünf Monaten drei Impfstoffdosen im Mindestabstand von einem Monat oder zwei Impfstoffdosen im Mindestabstand von zwei Monaten
  • Kinder im Alter von sechs bis 23 Monaten zwei Dosen im Mindestabstand von zwei Monaten
  • alle ab zwei Jahren zwei Dosen im Mindestabstand von einem Monat (keine Daten für Erwachsene über 50 Jahre)

zur Grundimmunisierung. Eine Auffrischimpfung wird für die meisten klar empfohlen.

Laut der Fachinformation von Trumenba® erhalten

  • Kinder über zehn Jahren drei Dosen zu den Zeitpunkten null, einem bis zwei und sechs Monaten oder zwei Dosen im Mindestabstand von sechs Monaten zur Grundimmunisierung.

Eine Auffrischimpfung „sollte in Betracht gezogen werden“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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