Mein liebes Tagebuch

23.08.2020, 08:00 Uhr

Es bewegt sich was in der Aposzene, vieles vorwärts, aber die Apothekenzahlen rückwärts 

Es bewegt sich was in der Aposzene, vieles vorwärts, aber die Apothekenzahlen rückwärts 


21. August 2020

Interessant, sehr interessant, was Sören Friedrich, bei der ABDA für die Telematik zuständig, in einer Online-Informationsveranstaltung für die Apothekerverbände von Schleswig-Holstein und Hamburg erläuterte. Die Themen: die Telematik-Anbindung der Apotheken und unser liebes E-Rezept. Bis Ende September müssen die Apotheken an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sein – der Termin wird nicht zu halten sein, da die ersten Konnektoren erst Mitte Juli zugelassen wurden. Und bis bei allen Apotheken das Konnektor-Kästchen in die Apotheken-IT  eingebunden ist, wird es wohl noch ein Jahr dauern. Dazu kommt die Anschaffung der Institutionenkarte und der elektronische Heilberufeausweise. Sören Friedrich legt den Apotheken nahe, dass sie möglichst bis zum 30. Juni 2021 an die TI angeschlossen sind, denn danach muss noch „sehr viel getestet“ werden: Das E-Rezept mit der Gematik-App geht in die Testphase. Zuvor werden noch weitere Dienste wie z.B. der E-Medikationsplan, die E-Patientenakte und die „Kommunikation im Medizinwesen“ (KIM) über die Telematikinfrastruktur eingeführt. Und dann, mein liebes Tagebuch, und dann, wenn alle diese Dienste laufen, tut’s den großen Schlag und das E-Rezept wird für die Apotheken in die Praxis umgesetzt. Wobei dies, wie Friedrich meinte, eben kein „big bang“ sei. Was die Zeithorizonte betrifft: Die Testphase läuft ab dem 30. Juni 2021 und ab 1. Januar 2022 soll dann das E-Rezept starten, also dann live und in Farbe – aber nur ein bisschen, denn die Patienten könnten zunächst nach wie vor ein Papierrezept verlangen. Und BtM-, T- und grüne Rezepte werden erst später in elektronischer Form folgen. Also, mein liebes Tagebuch. es wird sich hinziehen, um es mit einem Filmtitel auszudrücken: „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß.“ (Nur so als Beispiel: In Portugal habe sich das E-Rezept erst nach zehn bis zwölf Jahren durchgesetzt.) Mein liebes Tagebuch, lassen wir uns nicht kirre machen: Auch wir werden die TI-Struktur und das E-Rezept zum Laufen kriegen, es wird noch die eine oder andere Frage geben, und in zehn Jahren, wenn wir in unserer volldigitalisierten Apo sitzen, werden wir vergnügt an 2020 zurückdenken: Weißt du noch damals, als unsere Konnektoren verrückt spielten und die ersten E-Rezepte im Cyber-Orkus verschwanden?

 

Mein liebes Tagebuch, die Zahlen der Corona-Infizierten steigen wieder! Rasant! Nachlässigkeit der Urlauber, Reiserückkehrer aus Krisengebiete sind zu einem nicht unerheblichen Teil dafür verantwortlich. Reiserückkehrer sollen sich testen lassen, auf Staatskosten. Und es wird getestet, massenweise, aber leider oft unkoordiniert – die Panne in Bayern zeigte, wo das hinführt. Mein liebes Tagebuch, Apotheken könnten hier helfen, könnten testen oder Tests verkaufen – aber sie dürfen nicht, unter Androhung von Bußgeldern. Was spricht eigentlich dagegen? DAZ-Chefredakteurin Doris Uhl setzt sich dafür ein, Schnelltests auch in Apotheken durchführen. Mein liebes Tagebuch, das kann man nur ganz dick unterstreichen. Wir verkaufen Schwangerschaftstests, Blutzuckertests – warum keine Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2-Infektionen? Sie sind günstiger als die PCR-Tests, schneller und unkomplizierter. Ok, diese Tests liefern nicht die 99-prozentige Sicherheit, aber mit einer Sicherheit von 80 Prozent lässt sich doch auch was anfangen. Und wenn so ein Test dann positiv ausfällt kann mit dem PCR-Test nachgetestet werden. Da sollte unser Bundesgesundheitsminister umgehend den Weg frei machen: Corona-Tests in Apotheken, niederschwellig, flächendeckend, schnell. Uhls Fazit: „Wer hier auf die Apotheken vor Ort verzichtet, handelt grob fahrlässig.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

"Der Türöffner"

von Thomas Beck am 23.08.2020 um 15:29 Uhr

Durchaus lesenswert
"Der Türöffner: Wie Jens Spahn den gläsernen Patienten herbeiregiert"
Quelle:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=63919

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Was spricht gegen Antigen-Schnelltests und ein bisschen Schützenhilfe für das RKI ...

von Christian Timme am 23.08.2020 um 14:40 Uhr

Man muss Jens Spahn nicht gerade "helfen" aber unterstützen könnte man den Herren schon ... nennen wir es einfach "Corona-Transparenz-Initiative". Oder ist Corona schon "akzeptierten Alltag" in der Apotheke?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zuverlässig

von Karl Friedrich Müller am 23.08.2020 um 12:30 Uhr

Sind Politik und Spahn nicht. Oder eben doch: im Nichteinhalten von Zusagen.
RxVV weg
Gleiche Preise weg
Gleich lange Spieße schon lange weg
Boniverbot vermutlich weg
Makelverbot weg
Bessere Bedingungen in der Pflege weg
Datenschutz in der TI weg
Einfach alles weg.
Vermutlich dürfen wir bald Boni auf RX geben, fragt sich nur: wovon?
Ebenso zuverlässig ist die Haltung von DocMorris, Gesetze zu ignorieren. Versucht man doch die Apotheken fürs eigene Geschäft einzuspannen und dafür noch Gebühren zu kassieren- das Makelverbot umgangen. Schon präventiv, sozusagen.
Ebenso zuverlässig finden sich hirnlose Kollegen, angeblich schon 1000, die bereit sind, das mitzumachen, Gier frisst eben Hirn.
Damit dürfte zuverlässig die Apothekendichte rapide abnehmen, es wird wieder Mitarbeiter auf dem Markt geben . Eine Zeit lang. Die netten Arbeitgeber werden weg sein und es wird für Mindestlohn gearbeitet, bis endlich alles ruiniert ist, nicht nur die Apotheken.
Spahn hat dann seine Millionenvilla abbezahlt.
Seine Drohungen gegenüber Apotheken hat er eingehalten, das einzige: er macht für uns nix
Da hat das Kuschen der ABDA auch nix gebracht.

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Coronainfiziertenzahl

von Peter am 23.08.2020 um 12:13 Uhr

Sehr geehrter Herr Ditzel,
die Zahl der positiven PCR-Tests nimmt rasant zu, da auch massiv die Testungen ausgedehnt werden. Ein Blick in die Krankenhäuser würde Ihnen zeigen, dass die Krankheitsfälle weiterhin abnehmen (238 Patienten auf Intensiv im Zusammenhang mit Corvid). Was bedeutet das?. Sind es falsch positiv Testungen die wir sehen oder hat sich das Virus soweit abgeschwächt, das es nur noch zu einem Schnupfen führt?
Was ist übrigens aus SARS COV 1 geworden?
Der war ganz plötzlich weg....

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Spahn als RXVV Verweigerer

von Heiko Barz am 23.08.2020 um 11:35 Uhr

Die Frage ist nur, Herr Ditzel, guten Morgen, wer wird denn Ihrer Meinung nach in 10 Jahren noch in seiner voll digitalisierten Apotheke sitzen?
Wenn wir weiterhin jährlich 400 - mit steigender Tendenz - Apos verlieren, dann fehlen in 10 Jahren bis zu 5000 Apos. Dem 10000er Level kommen wir gefährlich nahe. Damit ist aber eine flächendeckende Versorgung mit AM nicht mehr gewährleistet. Spätestens dann greifen ganz andere Mechanismen in den Arzneimittelmarkt und der Begriff Patient ( der Geduldige ) wird in der Wortbedeutung eine völlig neue, ausschließlich merkantile Bewertung erfahren.
Zu dem Zeitpunkt ist der Herr Spahn, so hofft er jedenfalls, Kanzler der Bundesrepublik oder besser wird er in den einschlägigen Chefetagen der bekannten und „beschützten“ Arzneimittelpiraten einen sicheren Platz erhalten.
Über das Geschwätz der fehlenden Rechtsgrundlagen zum RXVV könnten wir doch nur noch ausgiebig lachen, wenn da nicht, wie Sie rechtweisend bemerken, Gegengutachten vorlägen, die von unseren - mit Pflichtbeiträgen versehenen - eigenen Verbandsspitzen in hinterste Schubläden vergraben wurden - zum eindeutigen Nachteil der „Schutzbefohlenen“.
Dass die meisten der EU-Länder ohne diesen überdurchschnittlichen „Kotau“ der EU-Kommission gegenüber und ohne diese demonstrative, überflüssige Gehorsamkeit das RXVV einfach ausgeführt haben, zeigt doch, Herr Spahn liegt hier falsch, aber wer künftiger Kanzler werden will, der muß sich ja mit der Brüssseler Administration gut stellen.

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