Mein liebes Tagebuch

23.08.2020, 08:00 Uhr

Es bewegt sich was in der Aposzene, vieles vorwärts, aber die Apothekenzahlen rückwärts 

Es bewegt sich was in der Aposzene, vieles vorwärts, aber die Apothekenzahlen rückwärts 


18. August 2020

Frei nach dem Adenauerschen Motto „Was stört mich mein Geschwätz von gestern…“ stört sich unsere Große Koalition nun endgültig nicht mehr an ihrem vor drei Jahren vereinbarten Koalitionsvertrag, in dem sie mal festlegt hatte, auf ein Rx-Versandverbot hinarbeiten zu wollen. Stattdessen hält sie es wohl nun für richtig, den zweiten Teil des Adenauerschen Bonmots zu befolgen, der einst sagte: „…nichts hindert mich, weiser zu werden“. Ob das allerdings immer zutrifft? Mit ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates zum Apothekenstärkungsgesetz jedenfalls setzt die Bundesregierung voll auf die Linie Spahns und lehnt ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln  ab. Wörtlich: „Gegen ein generelles Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sprechen rechtliche Bedenken.“ Mein liebes Tagebuch, „rechtliche Bedenken“ – die Bundesregierung als Bedenkenträger! Dabei gibt es wirklich einige gut fundierte juristische Gutachten und Abhandlungen, die einem Rx-Versandverbot größte Chancen geben. Warum also hat man es nicht zumindest versucht? Mein liebes Tagebuch, ist die Bundesregierung vor dem Kommerz und dem Zeitgeist eingeknickt?

 

Grippeschutzimpfungen in Apotheken – bald werden die Modellprojekte anlaufen. Die ersten Verträge zwischen Krankenkassen und Apothekerverbänden sind schon geschlossen. Die Apotheken können teilnehmen, müssen aber nicht. Und, mein liebes Tagebuch, da taucht die Frage auf: Müssen angestellte Apothekerinnen und Apotheker impfen, wenn die Apotheke an den Modellprojekten teilnehmen will? Oder mal platt formuliert: Kann der Chef, die Chefin die Angestellten dazu verdonnern, zu impfen? Es könnte ja durchaus die eine oder den anderen unter den Approbierten geben, die nicht impfen wollen, sich nicht trauen oder keine anderen Menschen anfassen wollen oder was es sonst noch an Gründen geben mag. Also, eine genuin apothekerliche Tätigkeit ist das Impfen mitnichten, im Studium hat man’s nicht gelernt und im Arbeitsvertrag steht’s nicht drin. Laut Minou Hansen, Juristin und Rechtsexpertin der Apothekengewerkschaft Adexa, dürfte eine Apothekenleitung angestellte Approbierte aber durchaus verpflichten, Impfungen vorzunehmen. Mein liebes Tagebuch, allerdings könnte ein Approbierter durchaus seine Gründe haben, es nicht zu tun, und die müsste er dann darlegen. Mein liebes Tagebuch, ein heikles Thema. Bei dieser Frage wäre es mit Sicherheit sinnvoller, wenn sich Apothekenleitung und Angestelle(r) einigen. Eine Mitarbeiterin, einen Mitarbeiter anzuweisen, gegen seinen Willen zu impfen, obwohl sie oder er es nicht möchten, brächte nichts und wäre doch auf keinen Fall im Sinne des Kunden.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

"Der Türöffner"

von Thomas Beck am 23.08.2020 um 15:29 Uhr

Durchaus lesenswert
"Der Türöffner: Wie Jens Spahn den gläsernen Patienten herbeiregiert"
Quelle:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=63919

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Was spricht gegen Antigen-Schnelltests und ein bisschen Schützenhilfe für das RKI ...

von Christian Timme am 23.08.2020 um 14:40 Uhr

Man muss Jens Spahn nicht gerade "helfen" aber unterstützen könnte man den Herren schon ... nennen wir es einfach "Corona-Transparenz-Initiative". Oder ist Corona schon "akzeptierten Alltag" in der Apotheke?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zuverlässig

von Karl Friedrich Müller am 23.08.2020 um 12:30 Uhr

Sind Politik und Spahn nicht. Oder eben doch: im Nichteinhalten von Zusagen.
RxVV weg
Gleiche Preise weg
Gleich lange Spieße schon lange weg
Boniverbot vermutlich weg
Makelverbot weg
Bessere Bedingungen in der Pflege weg
Datenschutz in der TI weg
Einfach alles weg.
Vermutlich dürfen wir bald Boni auf RX geben, fragt sich nur: wovon?
Ebenso zuverlässig ist die Haltung von DocMorris, Gesetze zu ignorieren. Versucht man doch die Apotheken fürs eigene Geschäft einzuspannen und dafür noch Gebühren zu kassieren- das Makelverbot umgangen. Schon präventiv, sozusagen.
Ebenso zuverlässig finden sich hirnlose Kollegen, angeblich schon 1000, die bereit sind, das mitzumachen, Gier frisst eben Hirn.
Damit dürfte zuverlässig die Apothekendichte rapide abnehmen, es wird wieder Mitarbeiter auf dem Markt geben . Eine Zeit lang. Die netten Arbeitgeber werden weg sein und es wird für Mindestlohn gearbeitet, bis endlich alles ruiniert ist, nicht nur die Apotheken.
Spahn hat dann seine Millionenvilla abbezahlt.
Seine Drohungen gegenüber Apotheken hat er eingehalten, das einzige: er macht für uns nix
Da hat das Kuschen der ABDA auch nix gebracht.

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Coronainfiziertenzahl

von Peter am 23.08.2020 um 12:13 Uhr

Sehr geehrter Herr Ditzel,
die Zahl der positiven PCR-Tests nimmt rasant zu, da auch massiv die Testungen ausgedehnt werden. Ein Blick in die Krankenhäuser würde Ihnen zeigen, dass die Krankheitsfälle weiterhin abnehmen (238 Patienten auf Intensiv im Zusammenhang mit Corvid). Was bedeutet das?. Sind es falsch positiv Testungen die wir sehen oder hat sich das Virus soweit abgeschwächt, das es nur noch zu einem Schnupfen führt?
Was ist übrigens aus SARS COV 1 geworden?
Der war ganz plötzlich weg....

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Spahn als RXVV Verweigerer

von Heiko Barz am 23.08.2020 um 11:35 Uhr

Die Frage ist nur, Herr Ditzel, guten Morgen, wer wird denn Ihrer Meinung nach in 10 Jahren noch in seiner voll digitalisierten Apotheke sitzen?
Wenn wir weiterhin jährlich 400 - mit steigender Tendenz - Apos verlieren, dann fehlen in 10 Jahren bis zu 5000 Apos. Dem 10000er Level kommen wir gefährlich nahe. Damit ist aber eine flächendeckende Versorgung mit AM nicht mehr gewährleistet. Spätestens dann greifen ganz andere Mechanismen in den Arzneimittelmarkt und der Begriff Patient ( der Geduldige ) wird in der Wortbedeutung eine völlig neue, ausschließlich merkantile Bewertung erfahren.
Zu dem Zeitpunkt ist der Herr Spahn, so hofft er jedenfalls, Kanzler der Bundesrepublik oder besser wird er in den einschlägigen Chefetagen der bekannten und „beschützten“ Arzneimittelpiraten einen sicheren Platz erhalten.
Über das Geschwätz der fehlenden Rechtsgrundlagen zum RXVV könnten wir doch nur noch ausgiebig lachen, wenn da nicht, wie Sie rechtweisend bemerken, Gegengutachten vorlägen, die von unseren - mit Pflichtbeiträgen versehenen - eigenen Verbandsspitzen in hinterste Schubläden vergraben wurden - zum eindeutigen Nachteil der „Schutzbefohlenen“.
Dass die meisten der EU-Länder ohne diesen überdurchschnittlichen „Kotau“ der EU-Kommission gegenüber und ohne diese demonstrative, überflüssige Gehorsamkeit das RXVV einfach ausgeführt haben, zeigt doch, Herr Spahn liegt hier falsch, aber wer künftiger Kanzler werden will, der muß sich ja mit der Brüssseler Administration gut stellen.

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