Kooperation mit Fernarzt und Wellster Healthtech

Noventi schnappt sich die nächsten Telemedizin-Anbieter

Berlin - 20.08.2020, 14:15 Uhr

Die Telemedizin boomt. Das weiß auch Noventi: Der Apothekendienstleister will dafür sorgen, dass die auf diesem Weg ausgestellten Rezepte in die Präsenzapotheken statt in den Versandhandel fließen. (m / Foto: imago images / Panthermedia) 

Die Telemedizin boomt. Das weiß auch Noventi: Der Apothekendienstleister will dafür sorgen, dass die auf diesem Weg ausgestellten Rezepte in die Präsenzapotheken statt in den Versandhandel fließen. (m / Foto: imago images / Panthermedia) 


Der Apothekendienstleister Noventi baut seine Palette an Kooperationspartnern weiter aus. Wie das Unternehmen heute informiert, sollen die Telemedizin-Anbieter Fernarzt und Wellster Healthtech in die Apotheken-App callmyApo integriert werden.

Noventi sagt großen Plattformanbietern wie Amazon und Alibaba den Kampf an. Das Unternehmen, das Gesellschafter der Initiative Pro AvO ist, will gemeinsam mit seinen Partnern eine Mega-Gesundheitsplattform schaffen, die der Konkurrenz aus den USA und China im Medizinsektor das Wasser abgraben soll. Klar ist: Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, braucht Noventi sehr viele Mitstreiter.

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Was die Telemedizin betrifft, meldet Noventi jetzt zwei neue Alliierte: Die Anbieter Fernarzt und Wellster Healthtech sollen einer Pressemitteilung zufolge an die Apotheken-App callmyApo angeschlossen werden. Durch die neue Kooperation sorge der Apothekendienstleister „für zusätzliche Umsatzmöglichkeiten und unterstützt eine zeitgemäße Kundenbindung“. Mit Zava (ehemals Dr. Ed) arbeitet Noventi bereits seit Anfang des Jahres zusammen.

Dr. Sven Jansen, Vorstand Noventi Health SE, sagt dazu: „Vor dem Hintergrund des aktuell sehr dynamischen Marktes ist es von größter Wichtigkeit, die Stellung der Apotheke vor Ort als zentraler Lotse, Beratungsinstanz und Dienstleister für die Gesundheit zu stärken.“ Auch in Zeiten, in denen sich Gesundheitsangebote verstärkt in die digitale Welt verlagern, wolle man den Präsenzapotheken eine führende Rolle ermöglichen. „Durch die Anbindung über callmyApo bringen wir die Telemedizin in die Apotheke vor Ort und weg von Versandhändlern im Ausland. Apotheken bieten damit einen attraktiven digitalen Zusatz-Service, der ihren Kunden die größtmögliche Wahlfreiheit lässt, pharmazeutische Dienstleistungen auch kontaktlos bis hin zur Lieferung per Botendienst, in Anspruch zu nehmen.“

Wellster Healthtech betreibt die Website gospring.de, die sich nach eigenen Angaben auf Männergesundheit konzentriert – insbesondere Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss und Haarausfall stehen dabei im Mittelpunkt. Der Anbieter verspricht verschreibungspflichtige und rezeptfreie Medikamente zu einem „bezahlbaren Preis“. Auf der Seite heißt es:


Mit Spring kommst Du easy an das von Dir benötigte Medikament – legal und sicher. Durch unseren medizinischen Fragebogen stellen unsere Ärzte fest, ob Du ein Rezept benötigst oder nicht und stellen Dir bei Bedarf ein online Rezept aus. Dieses geht an unsere Versandapotheke und Du erhältst diskret per Post Deine Medikamente. Unsere Leistung dabei ist die Vermittlung zwischen Dir, unseren Ärzten und der Apotheke. Dadurch erhältst Du ganz legal originale Medikamente durch ein E-Rezept unabhängig davon, ob sie rezeptfrei oder verschreibungspflichtig sind.

www.gospring.de


Offensiv beworben wird auf gospring.de zudem das nicht rezeptpflichtige Präparat TestoPlus. „Der Vitamin-Boost für den Mann in Dir: Stabilisiere Deinen Spiegel der männlichen Sexualhormone mit den fünf hochwertigen Mikronährstoffen Zink, Selen, Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 und genieße wieder in vollen Zügen Dein Liebesleben“, so das Versprechen. Und das angeblich frei von Risiko: Den Angaben zufolge können Kunden alle ihre Arzneimittel 14 Tage lang kostenlos zurückgeben.

14 Tage Rückgaberecht

Deutlich breiter aufgestellt ist fernarzt.com. Neben Erektionsstörungen konzentriert sich die Website auf Indikationen wie beispielsweise Verhütung, Akne, Migräne, Reisedurchfall, Bluthochdruck und Genitalherpes. Die Behandlungskosten liegen zwischen 9 und 24 Euro, je nach Indikation. „Als Vorreiter nehmen wir Ihre Beschwerden ernst und bieten schnelle, sichere und kompetente Hilfe“, beschreibt sich das Unternehmen selbst. „Dabei nehmen sich Partnerärzte Ihrer Beschwerden an, prüfen Ihre Angaben und stellen je nach Diagnose ein passendes Rezept aus – ganz ohne lange Wartezeiten und zusätzliche Fahrtwege.“

Lieber Versand- oder Präsenzapotheke?

Im Anschluss hat der Kunde die Wahl: Möchte er das Rezept nach Hause geschickt bekommen, sein Arzneimittel in einer Präsenzapotheke abholen oder über eine Versandapotheke an seine Wunschadresse liefern lassen? Auch hier hat der Verbraucher ein zweiwöchiges Rückgaberecht:


Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen den Fernabsatzvertrag gegenüber der Apotheke zu widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage ab dem Tag, an dem die Ware in Besitz genommen wurde. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben, müssen Sie der Apotheke mittels einer eindeutigen Erklärung über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen, informieren. Die Waren müssen unverzüglich und in jedem Fall spätestens binnen vierzehn Tagen ab dem Tag, an dem Sie uns über den Widerruf dieses Vertrags unterrichten, an die Apotheke zurückgesendet oder übergeben werden. Sie tragen die unmittelbaren Kosten der Rücksendung der Waren.

www.fernarzt.com


„Durch Zava, Fernarzt und Wellster Healthtech verfügen Vor-Ort-Apotheken jetzt über einen nahtlosen Anschluss zur Telemedizin mit hoher Marktabdeckung und erhalten dadurch die Chance, diesen Trend attraktiv für sich zu nutzen“, schreibt die Noventi in ihrer Pressemitteilung. „Patienten können direkt nach einer Online-Sprechstunde und telemedizinischen Betreuung bequem die benötigten Medikamente in der Apotheke vor Ort bestellen.“ Die App callmyApo ist laut Noventi für Apotheken in Deutschland und alle Apothekenkunden kostenlos, ein Anschluss „diskriminierungsfrei und ohne besondere zusätzliche technische Rahmenbedingungen möglich“.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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