24 Monate

Auch Merkel für längeres Kurzarbeitergeld

Stuttgart - 18.08.2020, 07:00 Uhr

Auch Kanzlerin Angela Merkel steht einer Verlängerung des Kurzarbeitergeldes prinzipiell positiv gegenüber. (s / Foto: imago images / photothek)

Auch Kanzlerin Angela Merkel steht einer Verlängerung des Kurzarbeitergeldes prinzipiell positiv gegenüber. 
(s / Foto: imago images / photothek)


Nachdem Olaf Scholz (SPD) bereits signalisiert hatte, dass er sich eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds auf 24 Monate vorstellen kann, äußert sich nun auch Kanzlerin Angela Merkel „grundsätzlich positiv“ zu dieser Überlegung. Kurzarbeit gilt als eines der entscheidenden Instrumente des Staates, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise bestmöglich abzufedern. Auch manche Apotheken mussten Kurzarbeit anmelden. 

In der Coronakrise können Unternehmen und Arbeitnehmer in Deutschland auf eine deutliche Verlängerung des Kurzarbeitergelds hoffen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag berichtete, steht auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Vorschlägen, die Bezugsdauer auf 24 Monate zu verlängern, „grundsätzlich positiv“ gegenüber. Die dpa bezieht sich hierbei auf Aussagen des Regierungssprechers Steffen Seibert.

Seibert erklärte, das Kurzarbeitergeld habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Deutschland der weltweiten Krise bisher verhältnismäßig gut standhalte. Es sei gelungen, Millionen von Arbeitsplätzen zu erhalten, zitiert die dpa den Regierungssprecher. Über eine mögliche Verlängerung der Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld während der Corona-Krise müsse innerhalb der Bundesregierung beraten werden. Konkretes zur Ausgestaltung wollten Seibert zufolge die Koalitionspartner in einem Koalitionsausschuss beraten.

Bereits in der „Bild am Sonntag“ hatte sich Vizekanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) geäußert, dass er die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate verlängern wolle, da die Coronakrise in den nächsten Wochen nicht plötzlich verschwinden werde. „Unternehmen und Beschäftigte brauchen von der Regierung das klare Signal: Wir gehen mit euch den gesamten Weg durch die Krise, damit niemand auf der Strecke ohne Not entlassen wird.“

Grundsätzlich gilt derzeit eine Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld von maximal zwölf Monaten. Als die Coronakrise aufzog, waren allerdings die Zugangsbedingungen für Unternehmen erleichtert worden. In bestimmten Fällen kann die Bezugsdauer zudem bereits jetzt auf bis zu 21 Monate verlängert werden. Im Juni hatten sich schon die Wirtschaftsminister der Länder dafür ausgesprochen, das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verlängern.

Auch Apotheken in Kurzarbeit

Auch manche Apotheken sind von Kurzarbeit betroffen, einer nicht repräsentativen DAZ.online-Umfrag zufolge, gaben etwa 10 Prozent der teilnehmenden Apotheken an, im Mai und Juni Kurzarbeit angemeldet zu haben. 

Der dpa zufolge begrüßen Wirtschaftsverbände die Pläne und bekräftigen, Scholz sei auf dem richtigen Weg, so Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Maschinenbauverbandes VDMA, am Montag. Die Coronakrise, Handelsbarrieren und der Strukturwandel in der Autoindustrie hatten den Maschinenbau in Deutschland im ersten Halbjahr 32.000 Arbeitsplätze gekostet. „Angesichts der immensen Belastungen, denen unsere Industrie ausgesetzt ist, bleibt dies ein moderater Abbau“, sagte Wiechers. Dabei helfe vor allem das Instrument der Kurzarbeit.

Kurzarbeit als Stabilisator für Wirtschaft

Die Coronakrise wirkt sich dramatisch auf die Wirtschaft aus, ewartet wird im Gesamtjahr die bisher schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte. Dies hat zu einem nie gekannten Ausmaß von Kurzarbeit geführt. So erhöhte sich die Zahl der Menschen in Kurzarbeit nach letzten offiziellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Mai auf 6,7 (April: 6,1) Millionen.

Das Instrument Kurzarbeit gilt als einer der entscheidenden Stabilisatoren für den Arbeitsmarkt in einer ökonomischen Krisensituation. Sie verhindert Entlassungen auf breiter Front und hilft Unternehmen, ihre qualifizierten Belegschaften zusammenzuhalten, um nach Ende der Krise wieder durchstarten zu können. Auf diese Weise sind in Deutschland bislang – anders als in den USA – nicht Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gestürzt.

Das Kurzarbeitergeld beträgt regulär 60 Prozent des fehlenden Nettoentgelts – für Eltern mit Kindern 67 Prozent. Nun gibt es aber ab dem vierten Monat des Bezugs 70/77 Prozent, ab dem siebten Monat 80/87 Prozent. Beiträge für die Sozialversicherungen werden von der Bundesagentur für Arbeit vollständig erstattet.

Allein für Kurzarbeitergeld inklusive Sozialleistungen musste die Bundesagentur in den ersten sechs Monaten 7,85 Milliarden Euro aufwenden. Die Rücklage in Höhe von fast 26 Milliarden Euro werde nach bisherigen Szenarien noch 2020 aufgebraucht, hatte der Vorstandschef der Agentur, Detlef Scheele, gesagt. Deshalb sei ein Einspringen des Bundes notwendig.



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2 Kommentare

Arbeiterserlosenunterstützung

von Bernd Jas am 18.08.2020 um 20:22 Uhr

So, so. Und wie gedenken unsere Diäteneinsammler das zu finanzieren?
Vermutlich von den Steuereinnahmen, die die Kurzarbeiter in ihrer ausgedehnten Freizeitbeschäftigung dem "Shoppen gehen" wieder ein"spielen".
Und wenn sich die HERRSCHafften wie für gewöhnlich mal wieder dabei um einige Milliärdchen verrechnet haben, wird halt die Druckerpresse weiter gequält.

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.

von Anita Peter am 18.08.2020 um 9:37 Uhr

Das Kurzarbeitergeld und die Insolvenzaussetzung werden bis zur Bundestagswahl verlängert. Bis dahin sollte man dem Wähler das wahre Ausmaß der Krise lieber nicht mitteilen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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