Steigende Fallzahlen

RKI in großer Sorge: Mehr Corona-Infektionen abseits von Hotspots

Berlin - 28.07.2020, 15:30 Uhr

RKI-Chef Wieler (links) – hier mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) – fürchtet beim Blick auf die Corona-Fallzahlen den Beginn einer zweiten Welle. (m / Foto: imago images / photothek)

RKI-Chef Wieler (links) – hier mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) – fürchtet beim Blick auf die Corona-Fallzahlen den Beginn einer zweiten Welle. (m / Foto: imago images / photothek)


Nicht lokal begrenzt, sondern an vielen Orten bundesweit: Zunehmende Corona-Fallzahlen beunruhigen das Robert Koch-Institut. Der Institutschef Professor Lothar Wieler macht deutlich: Es liegt am Verhalten jedes Einzelnen.

Eine zunehmende Zahl an neugemeldeten Corona-Fällen lässt das Robert Koch-Institut (RKI) eine Trendumkehr in Deutschland befürchten. In den vergangenen sieben Tagen seien 3.611 Infektionen gemeldet worden, sagte RKI-Präsident Professor Lothar Wieler am Dienstag in Berlin. Die neueste Entwicklung bereite „große Sorgen“. Als Ursache für den Anstieg nannte Wieler Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Verhaltensregeln. Ob es sich um den Beginn einer möglichen zweiten Welle handle, könne man nicht wissen, aber es könnte sein.

Bis vor einiger Zeit habe man es geschafft, die Fallzahlen stabil bei täglich neu gemeldeten 300 bis 500 Fällen zu halten, führte der RKI-Chef aus. Inzwischen sehe es anders aus: Am Freitag etwa kamen 815 Fälle hinzu, am Samstag mehr als 700 und am Dienstag mehr als 600. Nach Wochenenden fallen die Zahlen zunächst stets geringer aus.

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Im Unterschied zu den vergangenen Wochen mit einzelnen großen Ausbrüchen wie beim Schlachtbetrieb Tönnies sei die Lage derzeit diffus, schilderte RKI-Expertin Dr. Ute Rexroth, Leiterin des Fachgebiets Surveillance. „Es sind wirklich leider viele betroffen.“ Beobachtet würden Fallzahlen-Anstiege in unterschiedlichen Kommunen und Gemeinden. Deutschlandweit steckten sich wieder mehr Menschen an. Zu Übertragungen komme es „wirklich überall“: bei Familienfeiern, Treffen mit Freunden, am Arbeitsplatz, in Gemeinschaftsunterkünften, Altenheimen und Einrichtungen des Gesundheitswesens, wo schwere Verläufe zu erwarten seien. Auch wenn Fälle von Reiserückkehrern verzeichnet werden: Der größte Teil der Betroffenen habe sich in Deutschland angesteckt, sagte Rexroth.

Wieler: Es liegt in unserer Hand

Das RKI hält Vorbeugung für nötig, damit sich das Virus nicht wieder rasant und unkontrolliert ausbreitet und die Gesundheitsämter Ausbrüchen nicht hinterherlaufen müssen. „Das schaffen wir nur gemeinsam“, sagte Wieler. Die weitere Entwicklung liege „in unserer Hand“. Er appellierte an die Bundesbürger, die sogenannten Aha-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) einzuhalten. Diese Regeln gelten auch im Freien und auch im Urlaub, wie Wieler betonte. Masken müssten richtig getragen werden, also über Mund und Nase.

Es werde problematisch, wenn man dem Virus die Chance zur Ausbreitung gebe: Zu Tausenden wilde Partys zu feiern, sei „rücksichtlos“ und auch „fahrlässig“, sagte Wieler. Junge Menschen könnten ihre Eltern und Großeltern infizieren, warnte er. Damit spielte der RKI-Präsident offenkundig auf Vorkommnisse wie die illegalen Partys von jungen Leuten in dem Park Hasenheide in Berlin-Neukölln an, die von der Polizei am Wochenende aufgelöst worden waren.

„Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie“, so Wielers Fazit. Einige Länder, die die Epidemie bereits unter Kontrolle zu haben schienen, verzeichneten wieder steigende Fallzahlen, etwa Australien, Japan und Spanien. Ausschlaggebend sei dort, dass individuelle Schutzmaßnahmen nicht mehr so gut befolgt würden, vor allem unter jüngeren Menschen. Auch Israel erlebe einen „schweren Rückfall“.



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3 Kommentare

Also wirklich ... oder wie wir anfingen zu Rechnen

von Bernd Jas am 29.07.2020 um 12:19 Uhr

... Herr Peter,
Sie werden sich doch wohl nicht mit Literatur wie dem Arzneimitteltelegramm beschäftigen oder beschäftigt haben.
Die Vierfeldertafeln mit denen man auf solche Ergebnisse, wie fast 50%´ige falsch positive Ergebnisse kommt, MÜSSEN doch aus der Hand von Verschwörungstheoretikern (Achtung inflatorisches "Schimpfwort" ... wird mittlerweile als positive Bewertung anerkannt) stammen.

Disclaimer:
Coronavieren können, wie auch Grippevieren tödliche Erkrankungen auslösen, vor denen wir uns und unsere Mitmenschen mit Mund-Nasen-Schutz, Plexiglasvisieren, Plexiglasscheiben, Abstand (bis zu 8 Metern) halten, Großveranstaltungen, Menschenansammlungen in der Öffentlichkeit, Sozialkontakten, Körperkontakt, Oberflächenkontakt, usw. schützen müssen.
Besonders zu beachten und zu befolgen sind natürlich die Vorgaben der Behörden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Warum lügt Prof. Wieler?

von Peter am 28.07.2020 um 21:36 Uhr

Es handelt sich bei den 3611 um positive PCR-Tests.
Ob die Personen wirklich infiziert sind und gleichzeitig um ihr Leben ringen, darf bezweifelt werden.
Bei der exorbitant erhöhten Anzahl an Testungen, steigt natürlich auch die falsch Positivrate.Warum erzählt Herr Prof. Wieler dies nicht, sondern betreibt erneut eine Panikmache.
Die Zahl der positiven Tests auf 1000 Testungen betrachtet sinkt nämlich.
Hat er sich ein schönes Aktienpaket von Pfizer zugelegt, oder was ist da los?
Neuerdings sollen ja sogar Haustiere auf Corvid getestet werden und verpflichtend an die Veterinäre gemeldet werden. Es wird immer skurriler in dieser Republik.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Warum lügt Prof. Wieler

von Alexander D am 29.07.2020 um 12:12 Uhr

Ich kann dem nur zustimmen. Leider wird auch NIE unterschieden zwischen positivem TEST, Infektion und Erkrankung. Fatal. Absolut Bullsh**.
Vor allem finde ich ebenso lächerlich:
3611 PRO WOCHE sind besorgniserregend, aber 300-500 PRO TAG sind ok? Wieviel Tage hat die Woche nochmals? Mal 500 gibt 3500. Manipulation PUR. Wenn man schon Zahlen ausspricht und vergleichen will, dann doch bitte die gleiche Basis!
Wissenschaftliches arbeiten ist was anderes. Wenn wir so arbeiten würden.....

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