WIP-Analyse

Warum Deutschland bisher gut durch die COVID-19-Krise gekommen ist

Remagen - 22.07.2020, 10:30 Uhr

Deutschland ist bislang vergleichweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV spürt den Gründen nach. (m/ Foto: imago images / photo2000)

Deutschland ist bislang vergleichweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV spürt den Gründen nach. (m/ Foto: imago images / photo2000)


Schon seit Mitte Februar routinemäßige Tests möglich

Überdies hatte Deutschland durch die frühe Entwicklung der diagnostischen Tests auf COVID-19 einen zeitlichen Vorsprung bei der Pandemiebewältigung. Schon ab Mitte Februar konnte routinemäßig auf die Infektion getestet werden, was die Autoren international als Ausnahme hervorheben. Dadurch konnten Infektionsherde schnell erkannt und eingedämmt werden. Darüber hinaus hat das Robert-Koch-Institut schon relativ zeitig Leitlinien für die Behandlung von COVID-19-Infizierten herausgegeben. Sie sahen vor, Infizierte zunächst ambulant zu therapieren und nur schwere Fälle stationär aufzunehmen. Diese konnten dann in spezialisierten Kliniken behandelt werden, die personell und materiell auf die Intensivbehandlung vorbereitet waren.

Für zweite Welle gut gerüstet

Im Vergleich konnte Deutschland mit vergleichsweise moderatem Lockdown einen exponentiellen Anstieg der Infektionen vermeiden, fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen. Ihrer Einschätzung zufolge dürfte das Gesundheitssystem für eine zweite Welle gut gerüstet sein, auch weil die bisherigen Schwachstellen, wie unzureichende Schutzkleidung, aktiv angegangen wurden. Als bemerkenswert heben die WIP-Experten schließlich noch hervor, dass dies gelungen ist, obwohl Deutschland eine vergleichsweise alte Bevölkerung und einen hohen Anteil an Personen mit Risikofaktoren, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit hat.

Gefahr durch Clusterinfektionen bleibt

Ob das alles als Grund für weitere Lockerungen herhalten kann, mag dahingestellt bleiben, denn das Risiko von Clusterinfektionen mit SARS-Cov2 ist damit nicht vom Tisch. Nach der WIP-Analyse gehen Wissenschaftler davon aus, dass 10 Prozent der Infizierten für 80 Prozent der Ansteckungen verantwortlich sind. Dies zeigen Ausbrüche bei Großveranstaltungen, Chorproben, Gottesdiensten oder Ansteckungen bei privaten Feiern. Um solche Clusterinfektionen zu vermeiden, raten sie dringend zu einer konsequenten Prävention im Alltag, das heißt Vermeidung von Großveranstaltungen, Einhaltung der Abstand- und Hygieneregeln und Maskentragen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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