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Reizüberflutung im Gleichgewichtszentrum
„Ich brauche etwas gegen Reiseübelkeit“ (Teil 1)
Wie entstehen Kinetosen?
Kinetosen liegt letztlich ein Konflikt zwischen verschiedenen Sinneseindrücken zugrunde. Auf kurvenreichen Autofahrten, bei Turbulenzen im Flugzeug oder bei starkem Seegang ist der Körper intensiven, unnatürlichen Beschleunigungen und raschen Gleichgewichtsveränderungen ausgesetzt. Diese Reize werden im Innenohr aufgenommen und verarbeitet. Sie decken sich dann jedoch nicht mit der optischen Sinneswahrnehmung, da während der Fahrt rasch vorüberziehende Gegenstände visuell nur ungenügend fixiert werden können. Im Gleichgewichtszentrum des Gehirns gehen also unterschiedliche, scheinbar widersprüchliche Signale ein. Diese werden vom Gehirn als Gefahrensituation interpretiert. Die Folge sind vegetative Reaktionen sowie eine Aktivierung des Brechzentrums.
Kinetosen stellen somit weniger eine Krankheit dar als vielmehr eine physiologische Reaktion auf ungewohnte Reize, an die der betroffene Organismus nicht angepasst ist. Aber auch psychische Einflüsse, eine negative Erwartungshaltung („mir wird gleich schlecht“) sowie organoleptische Sinneseindrücke (Fäkaliengeruch, Anblick von Erbrochenem etc.) spielen dabei eine Rolle. Für Betroffene ist es oft schon hilfreich, im Auto oder Bus einen Platz mit Sicht auf die Straße zu haben. Im Flugzeug bietet sich ein Sitzplatz direkt über den Tragflächen, im Schiff im Mittelteil des Rumpfes an, da dort die Eigenbewegungen des Verkehrsmittels weniger stark wahrgenommen werden.
Hilfe aus dem OTC-Segment – aber nicht für jedermann
Antihistaminika sind im Handverkauf die meistverkauften Präparate gegen Reiseübelkeit. Dennoch dürfen sie keinesfalls standardmäßig jedem empfohlen werden. Nicht zuletzt wegen ihrer anticholinergen Nebeneffekte sind diese Wirkstoffe zum Beispiel ungeeignet bei akuten Asthmabeschwerden, Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie, Epilepsie, Arrhythmien sowie bei schweren Leberfunktionsstörungen. Wegen potenzieller Wechselwirkungen gilt es abzuklären, ob der Patient weitere zentral dämpfende Medikamente, Anticholinergika, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer einnimmt. Auch unter einer Antihypertonika-Therapie ist Vorsicht geboten, um eine verstärkte Blutdrucksenkung zu vermeiden.
Ganz wichtig: Sowohl Diphenhydramin als auch Dimenhydrinat können so stark sedierend wirken, dass sich die aktive Teilnahme am Straßenverkehr verbietet. Der Fahrer selbst sollte also definitiv auf die Einnahme verzichten. Reisekrank werden in der Regel jedoch meist nur die Passagiere: Fahrer oder Piloten, die ein Gefährt steuern, bleiben meistens verschont, und zwar deshalb, weil sie die gefühlten Bewegungen optisch auch registrieren.
Mehr Wissenswertes für den praktischen Umgang mit den Präparaten gegen Reiseübelkeit aus der Apotheke erfahren Sie in Teil 2.
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Dieser Beitrag wurde am 21.07.2023 angepasst.
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