Psychische Effekte der Kontaktbeschränkungen

Mehr Süchte durch Corona?

Stuttgart - 06.07.2020, 14:00 Uhr

Es gibt erste Hinweise, dass während der Kontaktbeschränkungen durch Corona mehr Alkohol getrunken und mehr geraucht wurde. (m / Foto: Friends Stock / adobe.stock.com)

Es gibt erste Hinweise, dass während der Kontaktbeschränkungen durch Corona mehr Alkohol getrunken und mehr geraucht wurde. (m / Foto: Friends Stock / adobe.stock.com)


Corona: Menschen trinken mehr Alkohol und rauchen mehr

Und wie sieht es bei Corona aus? Nehmen psychische Probleme zu und steigt der Alkoholkonsum? Diesen Fragen gehen die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg und die Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim nach. Sie führen seit dem 8. April 2020 eine anonyme Online-Befragung zur Veränderung unter anderem der Alkohol- und Tabakkonsumgewohnheiten in der Allgemeinbevölkerung während des Lockdowns durch. Auch allgemeine Fragen wie „Fühlen Sie sich durch die Ausgangsbeschränkungen gestresst?“ oder „Haben Sie Angst um Ihre Gesundheit?“ interessieren in dem Online-Fragebogen.

Bis zum 19. April hatten die Wissenschaftler 2.150 Datensätze vorliegen. Daraus konnten sie ableiten, dass sich bei 41 Prozent der Alkoholkonsum während der Ausgangsbeschränkungen nicht verändert hat, 37,4 Prozent berichten einen höheren Alkoholkonsum, 21,2 Prozent einen verringerten und 0,4 Prozent gaben an, erst dann mit dem Alkoholtrinken begonnen zu haben. Die Wissenschaftler machten zudem aus, dass Menschen mit geringer Schulbildung sowie Personen mit erhöhtem Stresserleben gefährdeter sind, mehr Alkohol zu trinken.

Von den Befragten gaben 603 an, dass sie Raucher waren. Bei 33,7 Prozent von ihnen änderte sich das Rauchverhalten nicht, doch 42,7 Prozent rauchen der Umfrage zufolge seit den Ausgangsbeschränkungen mehr, 9 Prozent weniger, 3,6 Prozent begannen erst mit den Ausgangsbeschränkungen und 11 Prozent hörten sogar auf. Wie beim Alkoholkonsum sind geringe Schulbildung und ein erhöhtes Stresserleben Risikofaktoren für einen erhöhten Tabakkonsum. Positiv scheint sich hingegen auszuwirken, wenn Menschen ihre gewohnte Tagesstruktur weitgehend beibehalten konnten, wie durch den Beruf.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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