Erektile Dysfunktion

PDE5-Hemmer – Gibt es einen „besten?

München - 26.06.2020, 14:55 Uhr

Anwender reagieren hinsichtlich unerwünschter wie auch erwünschter Effekte unterschiedlich. Der Hamburger Urologe Prof. H. Porst rät seinen Patienten zum „Ausprobieren“. (Foto Maksymiv Iurii / stock.adobe.com)

Anwender reagieren hinsichtlich unerwünschter wie auch erwünschter Effekte unterschiedlich. Der Hamburger Urologe Prof. H. Porst rät seinen Patienten zum „Ausprobieren“. (Foto Maksymiv Iurii / stock.adobe.com)


Unterschiedliche Wirkdauer

Tadalafil ist der pharmakokinetische Sonderfall: Mit seiner Halbwertszeit von 17,5 Stunden erreicht die Substanz eine Wirkdauer von 36 Stunden und mehr, was ihr den Beinamen „Wochenendpille“ eintrug. Die Halbwertszeiten von Sildenafil (3 bis 5 Stunden) und Vardenafil (4 bis 5 Stunden) lassen dosisabhängig auf eine Wirkdauer von 4 bis 10 Stunden hoffen. Bei Avanafil liegt die Halbwertszeit zwischen 6 und 17 Stunden. Als Faustregel gilt, dass bei der Höchstdosis (!) eines PDE-5-Hemmers die klinische Wirkdauer der 2,5- bis 3-fachen Halbwertszeit entspricht. 

Singulär ist für Tadalafil auch die Zulassung für die tägliche Anwendung in der Niedrigdosis von 5 mg, sowohl zur Behandlung der ED als auch des benignen Prostatasyndroms. Bei täglicher Gabe stellt sich nach fünf Tagen ein Steady-State ein. Die langfristige abendliche Gabe von PDE-5-Inhibitoren verbessert die nächtliche Regeneration des Penisschwellkörpers durch Bluteinstrom; den Potenz-fördernden Effekt macht man sich auch bei der sexuellen Rehabilitation nach Prostatektomie zunutze. 

Orale Pharmaka zur Therapie der erektilen Dysfunktion im Vergleich

(Quelle: Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie 2018)

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen (fast) gleich

Häufigere Nebenwirkungen sind bei allen Substanzen Kopfschmerzen (etwa 14 bis 15 Prozent), Flush/Gesichtsröte (4 bis 14 Prozent), Sodbrennen (4 bis 10 Prozent), verstopfte Nase (3 bis 9 Prozent), und Dyspepsien. Bei Tadalafil wurden auch Rücken-, Muskel- und Extremitätenschmerzen bei etwa 5 Prozent der Anwender beobachtet.2

Farbsehstörungen in gleicher Häufigkeit treten nicht allein bei Sildenafil auf, sondern laut Fachinformation auch bei den anderen PDE5-Hemmern. Die genannten Nebenwirkungen sind meist leicht bis mäßig stark und bedingen nur selten einen Therapieabbruch. Zudem reagieren die Anwender oft individuell unterschiedlich sowohl hinsichtlich unerwünschter wie auch erwünschter Effekte, betonen Experten wie der Hamburger Urologe Prof. H. Porst. Er rät seinen Patienten zum „Ausprobieren“ der verschiedenen Optionen.2

Warnhinweise für PDE5-Inhibitoren gelten bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren. Absolut kontraindiziert sind sie bei Patienten, die Nitrate oder andere NO-Donatoren wie Molsidomin einnehmen. Bei ausufernder NO-Wirkung kann es zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps kommen. Bei Patienten mit schwereren Augenerkrankungen (z. B. Retinitis pigmentosa) sind sie ebenfalls kontraindiziert.

Weitere Indikationen 

Zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) sind, neben der ED, Sildenafil (z. B. Revatio®, Mysildecard®, Granipadam®) und Tadalafil (z. B. Adcirca®) zugelassen, Tadalafil zudem zur Therapie des benignen Prostatasyndroms.

 

Literatur

1 Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. AWMF-Registernummer: 030/112

2 https://www.porst-hamburg.de/spezielle-andrologie/potenzstoerungen.html [23.6.2020]



Ralf Schlenger, Apotheker. Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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