Vertreterversammlung

Sanacorp im Schulterschluss mit den Apotheken vor Ort

Berlin - 25.06.2020, 16:20 Uhr

Bei Sanacorp stiegen die Großhandelsumsätze stärker als im Branchendurchschnitt. (Foto. Sanacorp)

Bei Sanacorp stiegen die Großhandelsumsätze stärker als im Branchendurchschnitt. (Foto. Sanacorp)


Bei der Apothekergenossenschaft Sanacorp blickt man zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Die Großhandelsumsätze stiegen stärker als im Branchendurchschnitt. Der Ertrag fiel zwar etwas geringer aus als im Vorjahr – aber das erklärt sich laut Sanacorp aus einem positiven Einmaleffekt. Die Genossenschaft kündigt ihren Mitgliedern, die im letzten Jahr mehr als 600.000 Euro Umsatz bei ihr getätigt haben, wieder eine Gesamtdividende in Höhe von 14 Prozent an. 

In diesem Jahr fand die Vertreterversammlung der Sanacorp erstmals in der Unternehmensgeschichte nicht als Präsenzveranstaltung statt. Am 20. Juni kam man stattdessen virtuell zusammen. Die 140 gewählten Vertreter hatten vorab die Begrüßungsrede des Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Matthias Schneider und die Berichterstattung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Herbert Lang, online per Videoabruf verfolgen können. So hatten sie auch bereits seit Anfang Juni die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die der Vorstand dann beantworten konnte. Per Briefwahl wurde über die einzelnen Tagesordnungspunkte abgestimmt.

5,4 Prozent mehr Umsatz

Doch wie lief es nun für die Sanacorp? In einer Pressemitteilung erklärt die Genossenschaft, das vergangene Geschäftsjahr sei „neben dem ansteigenden Problem der teilweise stark eingeschränkten Warenverfügbarkeiten zahlreicher Präparate von deutlichen strukturellen Veränderungen geprägt“ gewesen. Dennoch hat die operativ tätige Tochter, die Sanacorp Pharmahandel GmbH, für 2019 einen Umsatz von 4,89 Milliarden Euro verzeichnen können. Dies entspreche einem Zuwachs von 5,4 Prozent. Im Pharmagroßhandels-Gesamtmarkt hat das Plus laut Sanacorp bei 4,2 Prozent gelegen.

Der Ertrag fiel hingegen: Lag dieser im Vorjahr noch bei 23,5 Millionen Euro, so waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr 20,1 Millionen Euro. Dabei weist Sanacorp darauf hin, dass der Vorjahreswert durch einen Einmaleffekt bei den sonstigen betrieblichen Erträgen positiv beeinflusst gewesen war. Aufgrund dieses Sondereffekts sei die Umsatzrendite in 2019 entsprechend leicht zurückgegangen – sie belief sich im Berichtsjahr auf 0,41 Prozent. Insgesamt ist die Sanacorp „angesichts der Marktentwicklungen und der Marktdynamik mit den Ergebnissen zufrieden“.

Stolz auf die Rendite

Was die Dividende betrifft, sieht es ebenfalls gut aus: Die Basisdividende für 2019 liegt bei 3,1 Prozent, die Förderdividende beläuft sich auf 10,9 Prozent. In der Pressemitteilung heißt es: „Damit erhalten alle Mitglieder, die mit der Sanacorp mehr als 600.000 Euro Umsatz im letzten Jahr getätigt haben, wieder eine Gesamtdividende in Höhe von 14 Prozent. Eine Rendite, die sicherlich immer noch ihresgleichen sucht.“

Was die Coronakrise lehrt

Vorstandschef Lang ging in seiner Videobotschaft unter anderem auf die bereits erwähnte eingeschränkte Warenverfügbarkeit ein. Auch wenn der Umsatz der Sanacorp im letzten Geschäftsjahr bei knapp 5 Milliarden Euro gelegen habe – bestellt wurde bei den Herstellern weit mehr, nämlich für rund 9 Milliarden Euro. Doch Ware im Wert von 4 Milliarden Euro wurde schlicht nicht ausgeliefert. „Es handelt sich also nicht um ein Bevorratungsproblem, sondern ein Produktions- bzw. Verfügbarkeitsproblem“, konstatiert die Genossenschaft. Die Gründe liegen für Sanacorp auf der Hand: Die Hersteller hätten über die Jahre hinweg ihre Vorproduktion oder die Arzneimittelproduktion insgesamt in Billiglohnländer wie Indien oder China verlagern müssen. Dies sei gerade in der Corona-Pandemie, in der es dramatische Versorgungsengpässe bei Masken oder Desinfektionsmitteln gab, besonders deutlich geworden.

Die öffentlichen Apotheken stellen die Versorgung sicher

Und die Coronakrise habe noch etwas gezeigt: Es sind nicht die Versandapotheken, die die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherstellen, sondern die öffentlichen Apotheken. Doch es steht zu befürchten, dass das E-Rezept den Boden für die Versender sowie Amazon als Plattform für die Händler bereiten wird. Um sich dem entgegenzustellen hat Sanacorp zusammen mit Gehe, dem Wort & Bild-Verlag, Noventi und Rowa Ende 2018 die Initiative pro AvO gegründet. Pro AvO habe seitdem mit hohem Einsatz an einer entsprechenden Plattformlösung für alle Apotheken gearbeitet. Gerade als Apothekerunternehmen sei es wichtig, den Apotheken vor Ort eine eigene Lösung zur Verfügung zu stellen. Denn Apotheken und Pharmagroßhandel gemeinsam hätten auch heute schon die Strukturen und Möglichkeiten, um im Schulterschluss „ein für den ausländischen Versandhandel unüberwindbares Versorgungsnetz im deutschen Arzneimittelmarkt aufzubauen“. Es fehle nur die Plattformeinigkeit darüber.

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Die Sanacorp hat rund 3.000 Mitarbeiter in 17 Niederlassungen und beliefert rund 7.500 Apotheken im gesamten Bundesgebiet rund um die Uhr mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten. An der Spitze der Unternehmensgruppe steht die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung und damit alle Mitglieder der Apothekergenossenschaft. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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