„Pro AvO“

Der Apothekenmarkt bekommt eine neue Genossenschaft

Berlin - 15.06.2020, 07:00 Uhr

Die fünf Gründungsväter der Initiative Pro AvO wollen die Apotheker über eine Genossenschaft an der neuen gemeinsamen Apotheken-Plattform beteiligen. (s / Foto: Pro AvO)

Die fünf Gründungsväter der Initiative Pro AvO wollen die Apotheker über eine Genossenschaft an der neuen gemeinsamen Apotheken-Plattform beteiligen. (s / Foto: Pro AvO)


Hat Sanacorp sich durchgesetzt?

Das Thema Genossenschaft dürfte in den vergangenen Monaten im „Pro AvO“-Bündnis des Öfteren eine Rolle gespielt haben. Denn nachdem Ende 2019 die Gehe bekannt gab, dass sie mit Walgreens Boots Alliance fusioniert, hatte sich die ebenfalls an „Pro AvO“ beteiligte Sanacorp in einem Statement deutlich geäußert. „Das Interesse der sogenannten ‚Global Player‘ am deutschen Arzneimittelmarkt, als dem größten in der europäischen Union, wird dadurch sehr deutlich."

Und: „Der wichtige und ausbalancierende Gegenpol hierzu ist das genossenschaftliche Lager“, hatte die Sanacorp damals erklärt, die ebenfalls genossenschaftlich organisiert ist.

Peter Menk, Geschäftsführer bei „Pro AvO“, erklärte gegenüber DAZ.online: 


Ein gemeinsames Portal wird sich nur dann durchsetzen, wenn es ein Portal aller Apotheken vor Ort ist. Deshalb muss es eine Plattform sein, die die Interessen der Apotheken dauerhaft vertritt. Dafür ist eine Genossenschaft das beste Modell, das die Interessen der rund 19.000 Apotheken vor Ort hervorragend bündeln und nachhaltig vertreten kann. So können die Apotheker selbst aktiv den Erfolg der Plattform mitgestalten. Hinter der von Pro AvO entwickelten branchenweiten Portal-Lösung steht derselbe Gedanke, der Genossenschaften trägt: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen alle zusammen. Als gemeinsames Netzwerk der Apotheken vor Ort können wir flächendeckend innerhalb weniger Stunden ganz Deutschland mit Medikamenten versorgen“.

Peter Menk, Geschäftsführer Pro AvO




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Totes Pferd

von Armin Heller am 15.06.2020 um 11:37 Uhr

Was die Macher dieser Plattformen verdrängen, wenn sie sich als das neue Booking.com oder Lieferando für Apotheken anpreisen, ist das Fehlen des eigentlichen Benefits für den Kunden, der diese Plattformen auszeichnet: die Zusammenführung von Anbietern, die zwar vordergründig den gleichen Bedarf (Reisen, Essen) bedienen, sich untereinander aber in mehreren Aspekten deutlich unterscheiden (Reiseziel, Lage, Komfort, Preisklasse, bzw. Art der Küche, Entfernung, Lieferzeit). Das Angebot der Apotheken ist jedoch weitgehend identisch. Dem Stammkunden geht es in erster Linie um die persönliche Bindung, dem Laufkunden um Nähe und Geschwindigkeit. Ersterer hat sich bereits entschieden, letzterer bekommt alle Infos bei Google. Während der Lieferando oder Booking Kunde beim Stöbern und Auswählen einen Benefit erfährt, ist das Zusammenstellen des Warenkorbes für den Apothekeneinkauf nur nervig. Ein Anruf oder der Kontakt per Messenger ist da immer schneller und einfacher. Für den Aufwand des Zusammenstellen des Warenkorbs und die Vorabbezahlung erwartet der Patient daher eine andere Kompensation und zwar in Form eines saftigen Rabatts. Dass wiederum kann nur der Versandhandel mit seinen Skaleneffekten leisten. Die eigentlichen Benefits der Vorort-Apotheken, Persönlichkeit und Geschwindigkeit werden durch das Vorschalten eines solchen Portals eher verringert als vergrößert. Und dass man zusätzliche Verkäufe an „Durchreisende“ generiert dürfte auch eher eine Vision von IT-lern sein. Die zumindest hier quasi nicht vorhandenen Umsätze aus dem nunmehr seit 1 Jahr massiv beworbenen Burda- Portal meineapotheken.de sprechen da eine deutliche Sprache. Preorder ist super aber gegen Whats-App und Co haben diese Portale keine Chance. Erst recht nicht, wenn wie von der Gematik bereits angedeutet, die E-Rezept-QR-Codes über jedweden Messenger oder Email versendet werden können sollen. Was ich im Übrigen uneingeschränkt begrüßen würde, da dann der Weg in die Vorort-Apotheke der nahe liegendste ist und nicht durch irgendwelche IT-Monstren ausgebremst oder gar direkt in den Versand umgeleitet würde.
Klar ist: „Genossenschaft“ klingt toller als „wir brauchen jetzt auch mal eure Kohle“ um das tote Pferd weiter zu zerren

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Totes Pferd ... bzw. schon Pferdefriedhof ...

von Christian Timme am 16.06.2020 um 11:59 Uhr

Differenziertes Denken in einem konditioniertem Umfeld führt oft zu ebensolchen Lösungen. Die Apotheke leidet nicht an fehlendem Zuspruch sondern an der Spezialisierung eines überreglementierten Gesundheitssortimentes nebst fehlenden Selbstzahlern dank GKV und deren subtilen und marktfernen Steuerungseingriffen nebst politisch gewollt eingestreuten Risiken und Nebenwirkungen. Oder die Kurzformel: Viele Köche verderben den Brei ...angefangen bei den Apothekern selbst. Und noch ein Einwurf zur Logistik ... eine Hausfrau kauft für Ihre Familie einmal die Woche komplett ein. Auf dieses einfachen Prozess eine Antwort und Lösung zu finden ist unsere gemeinsame Zukunftsaufgabe. Das wird richtig weh tun geht aber ... oder wir warten auf die nächste Pandemie ... es darf "gewettet" werden ...

Alles schön und gut, aber...

von Thomas Luft am 15.06.2020 um 11:16 Uhr

...warum muss sowas von außen kommen? Warum bekommen wir das nicht via DAV/LAVs hin? Genossenschaft hin oder her, wieder mal sind wir fremdbestimmt. Bei einem Organisationsgrad von über 90% in den LAVen wäre es doch sinnvoll gewesen hier über den DAV eine zentrale Plattform zu schaffen. Es gab sowas ja sogar schon, damals das "aponet". Aber es ist wie immer "hätte hätte Fahrradkette". Sehr schade.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Alles schön und gut, aber ... das „läuft“ auch so ...

von Christian Timme am 15.06.2020 um 13:48 Uhr

Hauptsache sind doch die „Pöstchen“ in diesen Konstrukten welche dann von Personen aus den MO „besetzt“ werden können. Dann braucht es nur noch CEOs ... die dann den „Überblick verlieren“ ... und schon ist alles wieder ... wie z.B. bei der Gematik ... usw.

Pro AvO

von Almut Dittmann am 15.06.2020 um 9:07 Uhr

Endlich wacht die Apothekerschaft auf und setzt was dagegen ! Hoffentlich mit viel Medienaufmerksamkeit!!!
Genossenschaft ist ein starkes Modell.
Bitte sehr schnell umsetzen, sonst gehen uns viele Kunden, vor allem die nächste Generation, verloren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.