Mittelstands- und Wirtschaftsunion

Bühler trommelt in MIT-Magazin für das Rx-Versandverbot

Berlin - 11.06.2020, 17:55 Uhr

In der Gin-Brennerei Breaks Spirituosen deckten sich Benedikt Bühler (rechts) und seine Mutter Astrid mit Ethanol für die Desinfektionsmittelherstellung ein. (Foto: Bühler / Rathaus Apotheke)

In der Gin-Brennerei Breaks Spirituosen deckten sich Benedikt Bühler (rechts) und seine Mutter Astrid mit Ethanol für die Desinfektionsmittelherstellung ein. (Foto: Bühler / Rathaus Apotheke)


Dank des herausragenden Einsatzes der Präsenzapotheken während der Coronavirus-Pandemie bekommt das Rx-Versandverbot eine neue Chance. Da ist sich Benedikt Bühler sicher. Der Pharmaziestudent ist CDU-Mitglied und wirbt in einem Beitrag des Magazins der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Baden-Württemberg für das Rx-Versandverbot. 

Die Diskussion um das Rx-Versandhandelsverbot flammt derzeit neu auf: Vor allem aus der Unionsfraktion im Bundestag kommen unmissverständliche Signale, das Verbot noch einmal erwägen zu wollen. Denn aktuell kann Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) keine Erfolge vermelden, was seine Verhandlungen mit der EU-Kommission betrifft. Gleichzeitig ist es den Präsenzapotheken in Deutschland gelungen, während der Coronavirus-Pandemie ihren hohen Stellenwert bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unter Beweis zu stellen. Nun scheinen Abgeordnete wie Emmi Zeulner und Stefan Stefinger (beide CSU) die Geduld zu verlieren und die Offizinen hierzulande schnell und wirksam schützen zu wollen.

Diese Umstände beflügeln das Anliegen des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler, den großen Versandapotheken mit Sitz im EU-Ausland die Tür zum deutschen Rx-Markt zuzuschlagen: In einer Petition hatte er mehr als 400.000 Unterschriften für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten gesammelt – die erfolgreichste Online-Petition aller Zeiten. Als Bühler daraufhin im Januar dieses Jahres im Petitionsausschuss des Bundestags vorsprechen durfte, war Minister Spahn höchstpersönlich anwesend, um sich seine Argumente anzuhören.

Wenig später legte die Pandemie das öffentliche Leben in Deutschland lahm. Als in Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Desinfektionsmittel knapp wurden, waren die Apotheken zur Stelle und mixten selbst Zubereitungen zur Hände- und Flächendesinfektion an, um den Engpass zu überbrücken. Im MIT-Magazin aus Baden-Württemberg berichtet Bühler nun von den Leistungen der Apotheken während der Krise. Die großen Versandhändler im Ausland könnten und wollten dies gar nicht leisten. Bühler weiter zu den Versendern: „Während diese aufgrund der Krise ihre Preise entsprechend der Nachfrage drastisch anheben, wachsen die Apotheken vor Ort neben der pharmazeutischen Beratung noch weiter in der Krise über sich heraus und gleichen zum Beispiel den Mangel von Desinfektionsmitteln durch eigene Herstellung aus.“

Dem Großkapital nicht das Feld überlassen

Benedikt Bühler und seine Mutter Astrid, die in Karlsruhe-Grötzingen eine öffentliche Apotheke betreibt, krempelten wie viele andere Pharmazeuten hierzulande die Ärmel hoch: Im MIT-Magazin berichtet er von der Aktion „Desinfektionsmittel aus  Karlsruhe für Karlsruhe“. Sie besorgten sich im Rahmen der Aktion in einer Gin-Brennerei den für die Herstellung nötigen Ethanol und verkauften die in ihrer Apotheke hergestellten Desinfektionsmittel zum Selbstkostenpreis. Auch sonntags blieb die Offizin für die Kunden geöffnet, berichtet Bühler.

Der Student, der in Budapst Pharmazie studiert, warnt allerdings, dass das Apothekensystem durch „ausländische Kapitalgesellschaften und EU-Versender“ zerstört werden könnte. Er verweist auf die Apothekenschließungen und schreibt dann: „Durch die EU-Versender wird nicht nur das solidarische Gesundheitssystem in Deutschland unterwandert, sondern es wird auch die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland aufs Spiel gesetzt.“ 

Eine mit dem Apothekenmarkt vergleichbare Diskussion ist für die Bühler der Diskurs rund um die Lieferengpässe. Er verweist darauf, dass die Politik inzwischen mehrheitlich für eine vermehrte Produktion in Deutschland und Europa sei. Der Pharmaziestudent erinnert auch an den Koalitionsvertrag, in dem das Rx-Versandverbot festgehalten ist und fordert: „Das gilt es umzusetzen, damit die Apotheke vor Ort flächendeckend bestehen bleibt."

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Bühler und Spahn kommen nicht zusammen

Gegenüber DAZ.online betonte Bühler, dass er bereits vor dem Petitionsausschuss davor gewarnt habe, dass in Zeiten einer möglichen Pandemie die Strukturen vor Ort ganz besonders wichtig sein werden. Das habe sich in den vergangenen Monaten bestätigt, unterstreicht er im Gespräch mit DAZ.online. „Wir dürfen dem Großkapital nicht das Feld überlassen.“ Die Regungen aus der Unionsfraktion geben ihm Rückenwind. „In Kombination mit meiner Petition hat das Rx-Versandverbot noch eine Chance.“ Aktiv werden will Bühler aber frühestens in zwei Wochen: Bevor er weiter für das RxVV kämpfen kann, muss er sich zunächst den Prüfungen im ersten Staatsexamen stellen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Engagement

von Roland Mückschel am 12.06.2020 um 12:05 Uhr

Wenn ich davon nur einen Bruchteil bei diesem
Studentenverband sehen könnte....

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Danke

von Anita Peter am 12.06.2020 um 7:26 Uhr

Danke Herr Bühler! Sie übernehmen den Job aller Funktionäre unserer Standesvertretung in Personalunion.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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