Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

31.05.2020, 08:00 Uhr

Es ist nicht immer klar, was unsere ABDA will. Vielleicht hilft Pfingsten! (Foto: Andi Dalferth) 

Es ist nicht immer klar, was unsere ABDA will. Vielleicht hilft Pfingsten! (Foto: Andi Dalferth) 


Aus die Maus, der diesjährige Apothekertag fällt der Pandemie zum Opfer, die ABDA hat ihn abgesagt. Der Apothekertag, er wird uns fehlen. Die wichtigen Tage unserer apothekerlichen Meinungsbildung, Ausdruck der lebendigen Demokratie, Quell der berufspolitischen Freude – perdu. Kommt ein irgendwie gearteter Ersatz? Die ABDA weiß es (noch) nicht. Genauso wenig scheint sie zu wissen, ob sie eine mögliche Verfügbarkeitsabfrage in der E-Rezept-App der Gematik für gut befindet. Aus einer unklaren ABDA-Klarstellung zur medialen Missinterpretation ihrer offiziellen Stellungnahme zur Verfügbarkeitsabfrage wird man beim besten Willen nicht schlau. Da kann nur noch Pfingsten helfen. 

25. Mai 2020 

Eine private Krankenversicherung, die Generali Deutschland AG, arbeitet schon seit vier Jahren mit einem niederländischen Arzneimittelversender zusammen. Das Geschäftsmodell: Den Versicherten wird eine kostenlose Medikationsanalyse angeboten, durchgeführt vom niederländischen Versender „Shop Apotheke“. Den Ausschlag für die Zusammenarbeit hatte angeblich die Möglichkeit gegeben, dass die elektronische Bereitstellung der Daten nur in Zusammenarbeit mit einer Online-Apotheke möglich sei, weil diese über die nötige technische Anbindung verfüge, nämlich einen sicheren Datenkanal. Und es sei natürlich einfacher, mit nur einer großen Apotheke zu verhandeln als mit zig kleinen Vor-Ort-Apotheken, sagt ein Generali-Sprecher. Und so läuft’s ab: Willigt der Patient ein, stellt die Generali dem Arzneiversender die für die Medikationsanalyse benötigten Patientendaten zur Verfügung. Der Patient bekomme eine Liste der entsprechenden Angaben zur Durchsicht und Prüfung, die er dann nach Überarbeitung an den Arzneiversender (Shop Apotheke) zurückschickt. Im Versandhaus würden die Angaben gecheckt (Interaktionen, Priscus-Liste), der Patient werde über das Ergebnis informiert. Bei schwerwiegenden Interaktionen rufe der Arzneiversender den Arzt des Patienten an. Für den Versicherten sei die Medikationsanalyse kostenlos, der Service sei auch nicht an eine Arzneibestellung gekoppelt. Das Honorar, das Generali an die Shop Apotheke zahlt, ist geheim. Mein liebes Tagebuch, so also beginnt der harte Kampf der EU-Versender gegen die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland. Und bis jetzt können die deutschen Vor-Ort-Apotheken noch nicht wirklich in diesen Kampf einsteigen und sich wehren. Die sicheren Datenverbindungen befinden sich gerade im Aufbau und das Dienstleistungshonorar für die Medikationsanalyse hängt im Apothekenreformgesetz fest. Aber, noch ist nichts verloren. Die Datenleitungen kommen, das E-Rezept steht ante portas – und mit dem Honorar für Medikationsanalyse werden wir auch noch weiterkommen. Immerhin, der Generalisprecher betont, dass es nicht der Plan gewesen sei, die Vor-Ort-Apotheken von diesem Projekt auszuschließen. Neeiiin, wer glaubt denn sowas. Und er lässt durchblicken, dass sein Haus das Angebot mit Vor-Ort-Apotheken weiter ausbauen möchte. Wie schön. Mein liebes Tagebuch, dann soll dieser Versicherer das mal versuchen. Wir meinen: Wenn die Mehrzahl der 19.000 Apotheken bald technisch und strukturell für ihre eigenen  Medikationsanalysen bereitsteht, dann Gute Nacht für die Versender. Glauben Sie nicht?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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12 Kommentare

Offene Chancen

von Reinhard Rodiger am 31.05.2020 um 15:32 Uhr

Corona hilft der ABDA über missliebige Auseinandersetzung hinweg und fördert den Weg in die falsche Richtung.Warum ist der Weg, der ja durch die eventuelle Führungsnachfolge
verstärkt wird, falsch ? Ganz einfach: alles , was automatisierbar ist, wird gemacht.Die Verfügbarkeitsprüfung ist die Krönung. Für AMTS , das bereits von Kassen/Ärzteseite integriert wird, gilt das genauso wie die KI-gesteuerte Therapiewahl.Beides entzieht weitgehend Ärzten und Apothekern die Existenzgrundlage. Wenn alles so bleibt..Coronabedingte Distanzierung zum Ende..So ist das Ziel. Grund genug, die Folgen für beide Seiten intensiver zu betrachten.Was ist davon zu hören? Ausser warmen Worten
nichts. Und mit warmen Worten -auch von der Politik wird nicht gegeizt.Nur das wesentliche wird ausgeklammert.

Wo greift Automatisierung und Distanzierung nicht und welche potentiellen Risiken bringt das ? Wie wichtig ist die Umsicht, die nur mit vier Augen leisttbar ist ? Was ist erforderlich für eine breite Flächendeckung ? Es wurde gerade eine Krise durchlebt, in der sich besonders die letzte Frage stellte.
Eine nicht genutzte Chance: " Wir haben ja alles bewältigt".

Gerade die Tragweite der zu kurz gedachten Automatisierung bietet vor dem Hintergrund des Erlebten eine Chance, die Notwendigkeiten neu zu definieren.Sonst wird das von anderer Seite zielbewusst und ohne Rücksicht getan.

Dabei ist es egal, ob es durch politische Unterstützung oder durch die besonders geförderten "netznahen Eliten" geschieht.
In beiden Fällen wird die Flächendeckung abgeschafft: vulgo 50%-Strategie.Das ist das Ergebnis konzeptionellen Abtauchens- durch unsere "Führung".

Die Krise liefert eine Fülle von Chancen wie man sieht.Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass erstmals der Machtmissbrauch der KK ins Bewusstsein gedrungen ist.In der Krise wurde den Apotheken angemessene Arbeit ermöglicht! Dass das im Alltag nicht so ist, wurde gerade bewiesen. Eine weitere ungenutzte Chance, die gleichzeitig verdeutlichen hilft, was nicht automatisierbar ist.Komplexe inhaltliche Entscheidungen.Aber dafür braucht es die nötige Infrastruktur. Diversität statt Konzentration.Erstere wird gar nicht thematisiert und letztere war gerade ein Muster für Schadwirkung.

Es liegen viele ungenutzte Chancen herum, deren diskursive Behandlung durch fehlende Kommunikation und bewusstes Wegsehen vermieden wird.

Knapper formuliert: Es ist Zeit für Aufstand.

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@ Timme: Vorteile des DAT shut-down ...

von Gunnar Müller, Detmold am 31.05.2020 um 12:13 Uhr

Aber vor allem aus Sicht der ABDA-Organisation und -Organisationen mit dem entscheidenden Vorteil:
Viel weniger Widerspruch oder noch besser: keinen sinnvollen und berufs-öffentlich geäußerten Verbesserungsvorschlägen mehr selbst aus den eigenen („delegierten“ - nicht Basis-gewählten) Reihen ...!!
Stattdessen:
All diese Webinare, Videos und Live-Chats von Gabi und Jens, Gabi und Frank und demnächst dann Gabi und Andreas.
Und statt DAT dann: Friedemann und Jens ...
Die allesamt eine unglaubliche (und mit Sicherheit von den daran beteiligten Personen nicht ungewollte) Nebenwirkung haben:
Uns einzulullen!
Die viel wichtigere Frage allerdings ist:
Welche Funktion wird einem zukünftigen DAT aus der Sicht eines/r zukünftigen Präsidenten/in zugestanden werden...?

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Selbstausrottung !

von Christian Giese am 31.05.2020 um 12:04 Uhr

Die gesamtdeutsche Verfügbarkeitsabfrage wird für die freie Apotheke zur reinen Selbstausrottung.
Totale Abkehr von jelichem sittlichen Handelsprinzip.
Schreibt der diesjährige Erich-Fromm Preisträger Paul Mason in "der Freitag", 12.5.2019:
"... schwindende Zustimmung zur Demokratie und hartnäckige Versuche von Unternehmen und Staaten, mithilfe von Algorithmen Kontrolle über unsere Gedanken und unser Verhalten zu erlangen."

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Verfügbarkeitsabfrage

von Dr.Michael Wedler am 31.05.2020 um 11:24 Uhr

Warum muss uns die ABDA immer wieder enttäuschen. Wie kann man denn in der App eine Verfügbarkeitsabfrage begrüßen. Der Kunde kann doch gar nicht beurteilen, ob wir ein Rezept beliefern bzw, ein Problem lösen können. Das machen wir doch den ganzen Tag und das gehört zu unserer Kernkompetenz. Mit dieser unsinnigen Abfrage können wir nur verlieren.

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Nachtigall ...

von Reinhard Herzog am 31.05.2020 um 10:59 Uhr

... ick hör dir trapsen ... ;-)

Kaum gibt es dafür 5 € + Märchensteuer, wird der Botendienst groß beworben, wobei Reichweite offenkundig vor Seriosität geht. Ob da ein Zusammenhang besteht?

Jedenfalls werden solche Aktionen nicht unbeachtet bleiben. So arbeitet man wirkungsvoll daran, dass dieses Sonderhonorar eben sang- und klanglos Ende September auslaufen wird. Denn kein Politiker und Kostenträger wird hier eine mehr oder minder selbstbestimmte Quasi-Honoraraufbesserung in der Breite und mit einem dann sehr hoch dreistelligen Millionenaufwand durchwinken ...

10 bis 20 Botengänge (unterschiedliche Adressen) täglich bekommt man ja leicht im Schnitt hin, macht ca. 3.000 bis 6.000 p.a. oder 15.000 € bis 30.000 € extra je Apotheke, aufs Jahr gerechnet. Oder rund 280 bis 560 Mio. € insgesamt p.a., + Mwst. für die Kostenträger - das wird es so nicht geben.
Hier sollte man lieber sehr vorsichtig agieren, wenn man diese Leistung als Regelleistung im indizierten Versorgungsfall (und nicht als Convenience-Leistung auf Kassenkosten) etablieren möchte.

Die Gematik-Spezifikationen und das E-Rezept legen ein weiteres Mal offen, was lange unausgesprochene Tatsache ist:
Die heutigen Apothekentätigkeiten sind eben zu geschätzt 70% automatisierbar. Nur ein paar Paragrafen schützen davor. Die immer weitergehende Digitalisierung wird das schonungslos offenlegen, der mechanische Teil (Kommissionierer, Haus-zu-Haus-Logistik) ist bereits größtenteils geklärt.

Da E-Rezept wird den Markt weiter aufteilen, und zwar vor allem unter den Niedergelassenen (während alle auf Holland starren). Die wahren Gegner sind aber der digitalaffinen Kolleg*innen im Umkreis, oftmals diejenigen, die heute bereits den Markt aufmischen ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nachtigall ... ist schon fast da ...

von Christian Timme am 31.05.2020 um 12:12 Uhr

Nehmen wir mal an Amazon begnügt sich vorerst nur auf das „reine makeln„ von Arzneimittel auch über Apotheken ... Telematik ohne Grenzen mit Lieferung vor Ort ... und dann „Salamitaktik “ ... und es geht noch viel mehr ...

@ Ströh: Und für die Belieferung von Rabattverträgen wird es ...

von Gunnar Müller, Detmold am 31.05.2020 um 10:21 Uhr

Na, da bin ich aber einmal gespannt…
Denn bestenfalls wären wir damit nahezu ersetzbar (sic! eine voll funktionsfähig Software,die einschließlich Ersatz durch Kleinpackungen sowie aus Einzahlungen etc. alles einschließt – davon faselt hier in WL seit einiger Zeit mancher Verbandschef, und wird trotzdem wieder gewählt!).
Und im schlechtesten Fall (eine simple Abfrage des Vorhandenseins von Rabatt – Arzneimitteln) wären wir abhängig von einem irrsinnig großen Warenlager (cave Versender und Groß-Apotheken!) – und damit weg vom Markt!
Ich halte jedenfalls eine Flasche „Mumm“ dagegen – denn die werden wir dann brauchen…!

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AW: @ Ströh: Und für die Belieferung von

von Ulrich Ströh am 31.05.2020 um 10:36 Uhr

Also lieber Kollege Müller, die Mumm-Wette können wir auf dem nächsten DAT in Düsseldorf regeln ...

Und bis dahin läuft die Verfügbarkeitsabfrage schon...
Auf der Gemstik-App,

AW: @ Ströh: Und für die Belieferung von ...

von Christian Timme am 31.05.2020 um 11:08 Uhr

Ich hätte es nie für Möglich gehalten ... das sich die vor Ort Apotheken auf dieses " never ending race" einlassen würde. Gerade vor dem Hintergrund, das fast alle weiteren zukünftigen Vorgaben von der "Gegenseite "gestaltet und auch durchgesetzt werden. Herzlichen Glückwunsch ... zum Eigenbegräbnis ...

AW: @ Ströh: Und für die Beerdigungung von ....

von Bernd Jas am 31.05.2020 um 12:38 Uhr

Ja, Herr Timme
und ich weiß auch schon wer den notwendigen letzten Spatenstich vollzieht.

Demnächst Verfügbarkeitshinweise aus jeder Apotheke

von Ulrich Ströh am 31.05.2020 um 8:50 Uhr

Auf den Letzten wird nur an einer roten Ampel gewartet !

Die Basis -App der Gematik wird mit Sicherheit die Verfügbarkeitsabfrage für den Patienten vorsehen.

Einfach mal aus der Sicht des Patienten sehen...

Und für die Belieferung von Rabattverträgen wird es auch eine technische Lösung geben.

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Abgesang auf den „Deutschen Satire Tag“ ....

von Christian Timme am 31.05.2020 um 8:17 Uhr

Aus die Maus und „Homeoffice“ für DAT-Delegierte & Korona könnten dem „Output“ bei gleichzeitiger Kostenreduzierung ...

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