Potenzielle COVID-19-Therapeutika

Wie hat Umifenovir bisher gegen COVID-19 „performed“?

Remagen - 28.05.2020, 09:00 Uhr

Umifenovir ist eines der zahlreichen Arzneimittel, die bei COVID-19 untersucht werden, in Russland wird es als Arbidol bei Influenza eingesetzt. (c / Foto: Production Perig / stock.adobe.com)

Umifenovir ist eines der zahlreichen Arzneimittel, die bei COVID-19 untersucht werden, in Russland wird es als Arbidol bei Influenza eingesetzt. (c / Foto: Production Perig / stock.adobe.com)


Zu den vielversprechenden Therapieoptionen gegen COVID-19 gehören auch diverse Virostatika, die als Influenzamittel schon einige Erfahrung „auf dem Buckel“ haben, wie etwa Oseltamivir oder das „Reserve-Grippemittel“ Favipiravir. Heute nimmt DAZ.online den Wirkstoff Umifenovir (Arbidol) unter die Lupe, der in Russland und China schon seit Jahrzehnten gegen Infektionen mit Influenza-Viren zugelassen ist. In Europa würde es dagegen Neuland betreten.

Umifenovir (Handelsname in Russland: Arbidol) gehört zur Gruppe der Entry-Inhibitoren. Es soll die Fusion des Virus mit der Zielmembran hemmen und dadurch dessen Eindringen in die Wirtszelle blockieren. Darüber hinaus werden dem Indolderivat auch immunmodulatorische Effekte (unter anderem über eine Steigerung der Interferon-Produktion) zugeschrieben.

In vitro effiziente Hemmung von SARS-CoV-2

In vitro konnte neben den Influenzaviren auch eine Wirksamkeit gegen andere Viren gezeigt werden, so zum Beispiel gegen Ebolaviren, Hepatitis-B-Viren, Polioviren und Coronaviren. Aktuelle In-vitro-Versuche belegen darüber hinaus eine effiziente Hemmung von SARS-CoV-2. Beim Menschen führt eine einmalige orale Verabreichung von 800 mg Arbidol zu maximalen Plasmaspiegeln von 4,1 μM. Diese Dosierung soll nicht nur gegen verschiedene Influenzaviren und auch gegen SARS-CoV-2 wirksam sein. Nach Meinung chinesischer Wissenschaftler reicht die aktuelle Dosis von dreimal täglich 200 mg, die in den chinesischen Richtlinien empfohlen wird, für eine ideale therapeutische Wirksamkeit gegen das neuartige Coronavirus möglicherweise nicht aus.

Zum Einsatz von Umifenovir bei COVID-19 liegen schon einige Erfahrungsberichte und Studienergebnisse vor.

Kein Vorteil gegenüber Standardbehandlung

In einer retrospektiven Studie vom 2. Februar bis zum 20. März 2020 mit 81 COVID-19-Patienten auf einer Nicht-Intensivstation in einem chinesischen Krankenhaus konnte Umifenovir (dreimal täglich 200 mg) die SARS-CoV-2-Clearance nicht beschleunigen. In der Umifenovir-Gruppe wurden innerhalb von sieben Tagen nach der Aufnahme 73 Prozent der Patienten negativ auf SARS-CoV-2 getestet gegenüber 78 Prozent in der Kontrollgruppe mit Standardtherapie. Die klinischen und die Labormerkmale waren zwischen den beiden Gruppen vergleichbar.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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