Viruslast bei Kindern

AOK streicht Werbung in der „Bild“-Zeitung wegen Berichterstattung über Drosten

Berlin - 28.05.2020, 16:00 Uhr

Der Virologe Professor Christian Drosten wird derzeit von mehreren Wissenschaftlern für eine Studie zur Viruslast bei Kindern kritisiert. Die AOK stört sich an der entsprechenden Berichterstattung der „Bild“-Zeitung und hat nun Werbung gestrichen. (x / Foto: imago images / Zensen)

Der Virologe Professor Christian Drosten wird derzeit von mehreren Wissenschaftlern für eine Studie zur Viruslast bei Kindern kritisiert. Die AOK stört sich an der entsprechenden Berichterstattung der „Bild“-Zeitung und hat nun Werbung gestrichen. (x / Foto: imago images / Zensen)


Kekulé: Drosten müsste Vorveröffentlichung zurückziehen

Der „Bild“-Zeitung schadet ihre Berichterstattung über die Studie zur Viruslast bei Kindern nun auch finanziell. Denn Steve Plesker, Geschäftsführer Markt/Produkte beim AOK-Bundesverband, teilte über das soziale Netzwerk „Linkedin“ mit, dass die AOK ihre Imagekampagne „Für ein gesünderes Deutschland“ nicht mehr länger bei der „Bild“-Zeitung betreiben werde. Plesker erklärte, dass für Krankenkassen „Brand Safety“ eine große Rolle spiele, die „Bild“ sei derzeit kein geeignetes Umfeld für die AOK-Kampagne.

Kekulé hakt nach

Doch die Kritik an Drostens Arbeit ebbt nicht ab. Am heutigen Donnerstag meldete sich auch der Virologe Professor Alexander Kekulé zu Wort. Im Berliner „Tagesspiegel“ erklärte auch er, dass es „nicht nachvollziehbar“ sei, dass Drosten die Veröffentlichung nicht zurückziehe. Kekulé selbst ist Virologe und Biochemiker an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In seinem Gastbeitrag im „Tagesspiegel“ bezeichnet Kekulé das Vorgehen seines Berliner Kollegen als „fehlerhaft“, einerseits weil die abgenommenen Probemengen nicht miteinander vergleichbar seien, andererseits, weil die Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten während des Krankheitsverlaufs abgenommen worden seien.

Kekulé schreibt auch: „Wenn, wie hier, die Unsicherheiten der verwendeten Daten zu groß sind und ein ungeeignetes Verfahren für die statistische Auswertung eingesetzt wurde, fehlt dem behaupteten Ergebnis die wissenschaftliche Grundlage. (…) Warum Drosten die Studie nicht einfach zurückzieht, ist schwer nachvollziehbar. Der im Umgang mit den Medien versierte, erfahrene Forscher und Politikberater gibt stattdessen der „Bild“ eine unnötige Angriffsfläche.“

Auch darauf antwortete Drosten via Twitter. Er erklärte, dass Kekulé in „unserer Community“ keine Rolle spiele und dass er mit einer tendenziösen Darstellung Stimmung mache.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Drosten versus Bild/Kekule

von Gisela Roske am 28.05.2020 um 23:46 Uhr

Die Bild-Zeitung ist wahrlich nicht das Medium wissenschaftliche Studien in irgendeiner Form zu bewerten! Und auch ein Virologe wie Herr Kekule, der sich öffentlich zum Nicht-Impfen bekennt, ist da nicht in meinen Augen nicht als Experte anzuisehen! Die Öffentlichskeitsarbeit von Herrn Drosten in seinem Podcast ist super anerkennenswert!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Drosten versus Bild/Kekule

von Lisa am 29.05.2020 um 1:00 Uhr

Die Rolle der "Bild" habe ich nicht mitverfolgt; ob sich jemand pro oder kontra Impfung äußert, sagt nichts aus über seine Expertenkompetenz, es gibt bei genauem Hinsehen durchaus gewichtige Gründe auch gegen Impfungen; Herrn Drostens Rolle und Einordnungen können auch kritisch gesehen werden; ausserdem würde es Politikern nicht schaden, in ihre Emtscheidungen unterschiedliche und differemziertere Expertenmeinungen miteinzubeziehen, die Menschen in Deutschland würden sehr profitieren...

Werbung eingestellt

von Conny am 28.05.2020 um 16:14 Uhr

Aus welchem Topf kommen eigentliche diese Werbegelder ? Vielleicht ist die Bild jetzt so „böse“ und deckt mal die Machenschaften der AOK auf.


» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: AOK und Werbung

von Holger am 29.05.2020 um 12:57 Uhr

Mal blasphemisch gefragt:
Die gesetzlichen Krankenkassen sind doch keine Unternehmen, sondern Körperschaften Öffentlichen Rechts. Warum muss eigentlich eine solche Körperschaft Öffentlichen Rechts aus den Beiträgen ihrer Mitglieder Werbung finanzieren?? Also wenn ich da Mitglied wäre, würde ich meiner(!) Geschäftsführung mal kritisch auf den Zahn fühlen.

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