Schutz vor Corona

Wie zieht man Handschuhe richtig aus?

Stuttgart - 26.05.2020, 09:00 Uhr


Dem Corona-Monitor des Bundesinstitutes für Risikobewertung zufolge setzt mehr als ein Drittel der Bundesbürger auf Maske und Handschuhe, um sich vor Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zu schützen. Doch Handschuhe können nur dann schützen, wenn sie richtig angewendet werden. Wie das Ausziehen von Handschuhen möglichst ohne Eigenkontamination gelingt, lesen Sie hier.

Etwa ein Drittel der Menschen vertrauen Schutzkleidung (Maske und Handschuhe), um sich vor einer Infektion mit SARS-COV-2 zu schützen. Das ermittelte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am 7. Mai in seinem wöchentlichen Corona-Monitor durch die Befragung von etwa 500 Bundesbürgern. Während Mund-Nasen-Masken beispielsweise beim Einkaufen derzeit verpflichtend sind, gibt es zu Handschuhen bislang keine Anordnungen, dennoch werden sie genutzt. Damit sie auch einen gewissen Schutz bieten und nicht nur ein „falsches Sicherheitsgefühl“ vermitteln, ist es wichtig, die Grenzen von Handschuhen zu kennen (beispielsweise, dass durch mechanische Belastung kleine Risse oder Perforationen entstehen können) und sie vor allem auch richtig auszuziehen, und zwar ohne dabei mit Erregern in Kontakt zu kommen.

Vor und nach den Handschuhen: Hände waschen!

Das Wichtigste vorweg: Das Tragen von Handschuhen ersetzt keine sorgfältige Handhygiene! Sowohl vor dem Anziehen der Handschuhe als auch nach dem Ausziehen gilt: gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife (20 bis 30 Sekunden), anschließendes Abtrocknen mit Einmalhandtüchern (öffentliche Toiletten) oder dem persönlichen Handtuch (zuhause). Das genaue Prozedere hat die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) auf der Homepage infektionsschutz.de/haendewaschen zusammengefasst.

Mehrere Methoden möglich

Es gibt nicht „die“ eine und ultimativ gültige Methode, Handschuhe korrekt auszuziehen. DAZ.online stellt zwei Varianten vor. Quellen hierfür sind zum einen die Paul Hartmann AG und zum anderen das Robert Koch-Institut (RKI). Während die bei Hartmann vorgeschlagene Methode eine Hand nach der anderen von den Handschuhen befreit, läuft das Handschuhausziehen nach RKI bei beiden Händen mehr oder weniger parallel. Das Ergebnis ist bei beiden Methoden jedoch gleich: Die ausgezogenen Handschuhe sind „falsch“ rum – was außen war, ist innen. Das heißt, die von außen möglicherweise kontaminierte Handschuhfläche bildet dann die „neue“ Innenseite des Handschuhs.

Schutzhandschuhe sicher ausziehen – eine Hand nach der anderen

Erste Hand: Man greift mit einer Hand an die Innenfläche der behandschuhten anderen Hand und hebt den Handschuh an. Man hält den Handschuh fest – und zwar die ganze Zeit! – und zieht ihn dann über die Finger aus, sodass die Innenseite des Handschuhs nach außen gekehrt wird. Wichtig: Der ausgezogene Handschuh bleibt stets von der noch behandschuhten Hand festgehalten, auch wenn danach der zweite Handschuh ausgezogen wird.

(Quelle: Robert Koch-Institut)

Zweite Hand: Mit dem Daumen der nun nackten Hand greift man am Handgelenk der zweiten Hand unter die Stulpe des zweiten Handschuhs und zieht ihn ebenfalls – mit der Innenseite nach außen gekehrt – über Hand und Finger aus. Da der zuerst ausgezogene Handschuh nie losgelassen wurde, stülpt man folglich automatisch den zweiten Handschuh über den ersten. Am Ende ist der zweite Handschuh über den ersten Handschuh umgekrempelt und umfasst diesen. Nun kann das Handschuhpäckchen ohne Kontaminationsgefahr in den Restmüll gegeben werden. Die Hände sollten abschließend sorgfältig gewaschen werden.

Schutzhandschuhe sicher ausziehen – beide Hände gleichzeitig

Das Robert Koch-Institut zeigt eine weitere Methode, wie es gelingt, Handschuhe ohne Eigenkontamination sicher auszuziehen. Das RKI betont, dass die dargestellte Variante jedoch nur eine Möglichkeit ist, „andere Optionen können genauso sicher sein“, so das RKI.

Das RKI rät, nahe eines Abfalleimers die Handschuhe auszuziehen, damit man sie direkt und einfach entsorgen kann.

Außen fasst außen

Das Prinzip des Ausziehens ist: „Außen fasst außen“, man greift mit der einen Hand die Stulpe des Handschuhs der anderen Hand (nahe des Handgelenks), hebt diese etwas an, und zwar ohne die Haut zu berühren. Als nächstes soll die hochgehobene Stulpe des auszuziehenden Handschuhs umgeschlagen werden, sodass die Innenseite nach außen liegt, und vor bis zum Handteller dieser Hand gezogen werden. Zwischenergebnis: Eine Hand ist vollständig behandschuht, die zweite nur halb.

Innen greift innen

Nun kommt die andere Hand dran. Auch hier gilt, „außen fasst außen“, eine Stulpe nahe des Handgelenkes wird gegriffen und mit der Innenseite nach außen bis über die Finger vorgezogen, sodass bei dieser Hand nur noch die Innenseite des Handschuhs zu sehen ist. Nach dem Prinzip „innen fasst innen“ greift nun die zweite Hand zwischen Hand und Handschuh-Innenseite der ersten Hand und streift diesen komplett ab. Mit der „befreiten“ ersten Hand fasst man nun die Innenseite des zweiten Handschuhs und streift auch diesen vollständig ab. Beide ursprünglichen Außenseiten der Handschuhe sind nun nach innen gestülpt und damit auch die möglichen Erreger. Das Handschuhpäckchen kann entsorgt werden, die Hände sollten abschließend gründlich gewaschen werden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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