Studie: Antidepressivum gegen Corona

Hilft Fluvoxamin bei COVID-19?

Stuttgart - 20.05.2020, 07:00 Uhr

In den USA wird Fluvoxamin bei COVID-19 untersucht. Das SSRI könnte über regulierende Effekte auf Interleukin-6 einen Zytokinsturm bei Corona abmildern. (Foto: Andrey Popov / stock.adpe.com)

In den USA wird Fluvoxamin bei COVID-19 untersucht. Das SSRI könnte über regulierende Effekte auf Interleukin-6 einen Zytokinsturm bei Corona abmildern. (Foto: Andrey Popov / stock.adpe.com)


In den USA starten Forscher der Washington University School of Medicine eine klinische Studie mit Fluvoxamin. Jedoch wird das SSRI nicht als Antidepressivum untersucht, sondern als mögliche Behandlung eines durch COVID-19 ausgelösten Zytokinsturms. In Mäusen war Fluvoxamin bereits erfolgreich. Doch wie könnte ein Selektiver Serotonin-Reuptake-Inhibitor einen Zytokinsturm bremsen?

Hilft Fluvoxamin bei COVID-19? Dieser Frage gehen Forscher der Washington University School of Medicine nach. Der Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitor (SSRI) ist bereits seit Jahren zugelassen (Fevarin® 1996) und wird als Antidepressivum in Stärken von 50 mg und 100 mg zur Behandlung von depressiven Erkrankungen (Episoden einer Major Depression) und Zwangsstörungen (Obsessive Compulsive Disorder, OCD) eingesetzt. Off-Label findet Fluvoxamin unter anderem Anwendung bei posttraumatischer Belastungsstörung, sozialer Phobie, Panikstörungen oder auch dem Reizdarmsysndrom.

Fluvoxamin auf Abwegen

Nun geht der SSRI „fremd“ und soll mit COVID-19-Patienten geprüft werden. Das berichtet das Datenanalyse- und Beratungsunternehmen Global Data. Forscher der University of Virginia (UVA) School of Medicine fanden jüngst heraus, dass Fluvoxamin eine Sepsis verhindern und die Bildung von Zytokinen in Mäusen reduzieren könnte. Die Wissenschaftler Dr. Alban Gaultier und Dr. Dorian A. Rosen veröffentlichten ihre Ergebnisse im Februar 2019 in Science Translational Medicine: „Modulation of the sigma-1 receptor–IRE1 pathway is beneficial in preclinical models of inflammation and sepsis“. 

In ihrer Arbeit untersuchten sie den Sigma-1-Rezeptor (S1R) in einem präklinischen Modell des septischen Schocks. S1R ist ein wesentlicher Hemmer der Zytokinproduktion und damit wichtig für die Eindämmung von Entzündungsreaktionen: Mäuse, denen S1R fehlt, erliegen rasch einer Hyperzytokinämie. Fluvoxamin hingegen zeigt eine hohe Affinität zu S1R und konnte in dem Experiment die Mäuse vor einem tödlichen septischen Schock schützen. Ob Fluvoxamin auch beim Menschen Zytokinstürme mildern kann, wird sich zeigen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

SSRI

von Dr Schweikert-Wehner am 21.05.2020 um 6:45 Uhr

SSRI hemmen die Thrombozytenaggregation. Deshalb hätte Fuvoxamin auch einen günstigen Einfluss auf den Erkrankungsverlauf.

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