Corona-Krise

In der Not drucken Ärzte Schutzausrüstung selbst

Düsseldorf - 20.04.2020, 09:00 Uhr

Am Universitätsklinikum Freiburg werden Schutzvisiere für das medizinische Personal produziert mit 3D-Druckern, die sonst Zahnersatz herstellen. ( r / Foto: Universitätsklinikum Freiburg )

Am Universitätsklinikum Freiburg werden Schutzvisiere für das medizinische Personal produziert mit 3D-Druckern, die sonst Zahnersatz herstellen. ( r / Foto: Universitätsklinikum Freiburg )


Nicht jede Druckanleitung aus dem Netz funktioniert gut

Dabei haben die Mediziner zwar ihr Wissen um den 3D-Druck in neue Wege gelenkt – vollkommen neu erfinden mussten sie die Visierhalterungen aber nicht. „Alle bisher genutzten Datensätzen zum Druck sind open source im Internet verfügbar. Unsere Intention war es, die breite Masse auf diese Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Das hat tatsächlich auch sehr effektiv funktioniert“, sagen Spies und Wesemann.  

„Wir möchten Alternativen aus Materialien bieten, die auf dem Markt momentan noch gut erhältlich sind“, sagt Wesemann. Die frei verfügbaren Druckanleitungen müsse man allerdings noch auf Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit hin testen – damit erspare man aber zukünftigen Anwendern eine zeitraubende Testphase. „Es hat sich bestätigt, dass man vor dem Einsatz solcher Hilfsmittel genau testen sollte. Nicht alle verfügbaren Datensätze sind wirklich zum Drucken geeignet und daher häufig fehleranfällig. Wir nutzen die noch vorhandene Zeit, um diese Erfahrungswerte zu generieren“, berichten die Mediziner. 
 

Ein riesiger Vorteil der Do-it-yourself-Variante sei die individuelle und unabhängige Reaktionsmöglichkeit auf den aktuellen Bedarf, sagen Spies und Wesemann. Allerdings seien die Bereiche Materialzulassungen und validierte Prozessketten dabei noch ein sehr komplexes Thema.

Derzeit nicht genutzte 3D-Drucker aus Praxen nutzen

Die Forscher erwarten eine hohe Nachfrage bundesweit und wären zu Kooperation bereit. „Damit wir möglichst rasch unsere Produktion vergrößern können, sind wir auf die Mithilfe von Zahnarztpraxen und anderen Einrichtungen angewiesen, in denen die entsprechenden 3D-Drucker momentan nicht genutzt werden“, sagt Spies. Dann könne man die Produktion  auf weitere benötigte Gegenstände wie Plastikteile für Beatmungsgerte oder Masken erweitern. 

„Wir arbeiten derzeit an weiteren Möglichkeiten, Schutzausrüstung selbst herzustellen. Atemschutzmasken sind sicher das nächste spannende Thema“, sagen die Zahnmediziner. Auch für die Zukunft nach der Krise sehen die Forscher Möglichkeiten. „Es ist angesichts der Todesfälle sicher nicht angemessen Vorteile in dieser Pandemie zu sehen. Was den 3D-Druck angeht hat die Krise jedoch sicher gezeigt, welche Möglichkeiten es in der Zukunft auszuschöpfen gilt“, sagen sie. Allerdings würden sich die Forscher in dem Zusammenhang in Zukunft deutlich pragmatischere Zulassungsverfahren wünschen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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