Quartalszahlen

Zur Rose kann Corona-Auswirkungen auf den Umsatz nicht quantifizieren

Berlin - 16.04.2020, 11:30 Uhr

Der Schweizer Pharmahandelskonzern gibt seit Wochen an, massiv von der Coronakrise zu profitieren. Konkret beziffern kann der Konzern die Umsatzsteigerungen aber nicht. (b/Foto: dpa)

Der Schweizer Pharmahandelskonzern gibt seit Wochen an, massiv von der Coronakrise zu profitieren. Konkret beziffern kann der Konzern die Umsatzsteigerungen aber nicht. (b/Foto: dpa)


Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose hat seinen Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020 erneut ausbauen können. Der DocMorris-Mutterkonzern gibt in einer Pressemitteilung an, dass der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 16 Prozent auf 426,6 Millionen Schweizer Franken zugenommen habe. Der Konzern erklärt, dass Kunden den Versandkanal seit Ausbruch der Coronakrise vermehrt nutzten. Konkrete Zahlen dazu liefert Zur Rose allerdings nicht.

Der Schweizer Zur-Rose-Konzern hat seinen Umsatz im ersten Quartal um 15,9 Prozent (in Lokalwährung) steigern können. In dieses Umsatzplus sind allerdings schon die Umsätze des Versenders Medpex eingerechnet – die Übernahme der Versandapotheke war im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Das Deutschland-Geschäft der Zur-Rose-Gruppe, zu dem auch der niederländische Versandkonzern DocMorris gehört, wuchs inklusive der Medpex-Umsätze um 15,5 Prozent. Insgesamt stieg der Umsatz in Deutschland auf rund 264 Millionen Schweizer Franken.

In der Schweiz hat Zur Rose den Umsatz trotz Preissenkungen auf Medikamente um 14.2 Prozent auf 151,2 Millionen Franken steigern können. Im Segment Europa, das derzeit Spanien und Frankreich umfasst, wuchs die Zur Rose-Gruppe um 63,9 Prozent in Lokalwährung. Das Segment steuerte 12,4 Millionen Schweizer Franken zum Gruppenumsatz bei.

In seiner Pressemitteilung erklärt der Konzern erneut, dass die Coronakrise sich positiv auf das eigene Geschäft auswirke. In einer telefonischen Pressekonferenz hatte Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli kürzlich erklärt, dass das Coronavirus seinem Konzern „massiven Rückenwind“ gebe. DocMorris-Chef Olaf Heinrich fügte damals hinzu, dass insbesondere Paracetamol explosionsartig nachgefragt werde. Konkret beziffern konnte Zur Rose den Anstieg der Verkäufe seit Ausbruch der Coronakrise allerdings nicht.

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Keine konkreten Zahlen zur Coronakrise

Und auch in der aktuellen Pressemitteilung nennt der Konzern keine Zahlen dazu.  Nur so viel: „Die Nachfrage nach Medikamenten und Gesundheitsprodukten hat innerhalb der Gruppe deutlich zugenommen.“ Zur Rose fügt allerdings hinzu, dass man „auf der anderen Seite“ aktuell einen Nachfragerückgang im Ärztegeschäft in der Schweiz sehe. Denn: „Die Verordnung des Bundesrats, wonach nur noch dringende Eingriffe und Therapien vorgenommen werden dürfen, hat dazu geführt, dass viele Ärzte und Praxen ihren Betrieb stark reduzieren oder sogar Kurzarbeit anmelden mussten.“ Allerdings wird auch hier nicht genau angegeben, wie sich dieser Effekt in Zahlen auf das Geschäft auswirkt. Auch was den Ausblick auf das restliche Geschäftsjahr betrifft, wird Zur Rose bezüglich des Coronavirus nicht konkreter. Die Auswirkungen der Krise könnten nicht „quantifiziert“ werden, heißt es nur. Allerdings erwarte die Gruppe „eine deutlich schnellere Marktakzeptanz für den Medikamentenversand und digitale Gesundheitsdienstleistungen“.

Zur Rose begrüßt Spahns E-Rezept-Pflicht

Der Konzern begrüßt in seiner Mitteilung auch den Beschluss der Bundesregierung zum Patientendaten-Schutzgesetz. Zur Erinnerung: Erst kürzlich hatte das Bundeskabinett den Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschlossen, in dem die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes konkretisiert wird. Etwas überraschend hatte Spahns Ministerium kurz vor Kabinettsbeschluss noch eine E-Rezept-Pflicht bis Anfang 2022 eingebaut. Demnach soll es Papierrezepte nur noch in Ausnahmefällen geben. Patienten können allerdings nach einem Ausdruck des QR-Codes für das E-Rezept verlangen. Zur Rose erklärt in seiner Mitteilung, dass der Gesetzentwurf die Digitalisierung in Deutschland „vorantreibt“. Der Konzern hatte bereits mehrfach kommuniziert, dass man sich von der Einführung des E-Rezeptes große Umsatzsprünge erhoffe. Konkret ist eine Umsatzverdopplung geplant.

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Des Weiteren teilte der Konzern auch mit, dass man die kürzlich angekündigte Wandelanleihe im Wert von 175 Millionen Schweizer Franken erfolgreich platziert habe. Schon mehrfach hatte sich Zur Rose auf diesem Wege frisches Geld besorgt. Mit dem neuen Kapital sollen „unter anderem die Markteinführung von E-Rezept-Lösungen in Deutschland, die europäischen Wachstumsinitiativen zur Verbreiterung der Kundenbasis sowie Investitionen in Plattformen und Ökosystem-Partnerschaften beschleunigt werden“. Außerdem sei so „eine schnelle und flexible Reaktion auf die deutlich gestiegene Versandnachfrage seit Beginn der COVID-19-Krise“ möglich.

Oberhänsli: Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter!

Zur-Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärte zur aktuellen Lage: 


Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gruppenweit tagtäglich bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen, um unsere Kundinnen und Kunden schnellstmöglich mit ihren benötigten Medikamenten zu versorgen. Stationäre und E-Commerce-Apotheken sorgen gemeinsam dafür, dass besonders die älteren und oft mehrfacherkrankten Patientinnen und Patienten bestmöglich vor dem Coronavirus geschützt sind - sei es über den Hauslieferdienst oder den Versandweg.“

Zur Rose CEO Walter Oberhänsli




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

E-Rezept und zur Rose

von Conny am 16.04.2020 um 20:08 Uhr

Klar ist es für die Versender super. Brief fällt weg. Nichts desto trotz habe ich herzlich gelacht über unseren Masken und Fahrstuhldepp.

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