PEI: Erste Blutplasma-Studie genehmigt

Passive Immunisierung gegen SARS-CoV-2

Stuttgart - 09.04.2020, 16:30 Uhr

Blutplasma von Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion erfolgreich überstanden haben, könnte schwer an COVID-19 Erkrankten helfen: Auf dem Bild ist eine Plasmaspende im Krankenhaus der italienischen Stadt Pavia zu sehen. (s / Foto: imago images / Independent Photo Agency Int.)

Blutplasma von Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion erfolgreich überstanden haben, könnte schwer an COVID-19 Erkrankten helfen: Auf dem Bild ist eine Plasmaspende im Krankenhaus der italienischen Stadt Pavia zu sehen. (s / Foto: imago images / Independent Photo Agency Int.)


Mehr als ein Hoffnungsschimmer?

Prof. Dr. Robert Fürst und Dr. Ilse Zündorf hatten sich in der DAZ 13/2020 der Frage „Wann kommt der erste Impfstoff gegen COVID-19?“ gewidmet. Darin verwiesen sie am Ende darauf, dass man hierzulande momentan noch viel zu wenig über mögliche passive Immunisierungsstrategien höre. Es sei in der akuten Infektionsphase besser auf letztere zu setzen, als auf einen schnell verfügbaren Impfstoff zu hoffen: „Gegen SARS-CoV-2 wurde bereits ein humaner monoklonaler Antikörper identifiziert, der zumindest in Zellkulturen eine Infektion mit dem Virus verhindern konnte. Und das Serum von genesenen Personen, von denen es ja mittlerweile etliche gibt, könnte doch durchaus als Quelle für eine passive Impfung dienen – zumindest für die schwer Erkrankten“, schrieben sie. In weiteren Beispielen führen sie an, dass beispielsweise die Takeda Pharmaceutical Co. mit TAK-888 Japan ein intravenöses Immunglobulin aus dem Blutplasma genesener COVID-19-Patienten entwickle und in Kalifornien teste die Firma Vir Pharmaceuticals, ob die 2003 aus dem Blutserum von SARS-Patienten gewonnenen Antikörper auch bei COVID-19 helfen.

Auch die Industrie forscht an Arzneimitteln zur passiven Immunisierung

Vergangenen Montag berichtete die dpa, dass der Pharmakonzern Biotest ebenfalls an einem Medikament für Corona-Patienten auf Basis von menschlichem Blutplasma forscht. Man sei dabei, so schnell wie möglich Plasma von genesenen Spendern zu sammeln und entwickle einen neuen Test für die Proben. Die Spenden mit den meisten Antikörpern könnten dann in einem Pool zu einem neuen „Hyperimmunglobulin“ gegen die Lungenkrankheit verarbeitet und bei schweren Verläufen eingesetzt werden, heißt es.

Biotest sei auf die Entwicklung von Arzneien aus Blutplasma-Spenden spezialisiert. Für das neue Corona-Medikament, das noch in diesem Jahr eingesetzt werden soll, kooperiere Biotest mit Branchenunternehmen weltweit. 

Zuvor hatte Biotest zudem bereits erklärt, man erforsche, ob das firmeneigene Antikörper-Produkt Trimodulin auch bei Coronapatienten helfen könne. Das Mittel könne bereits die Sterblichkeit bei künstlich beatmeten Patienten mit schwerer Lungenentzündung deutlich senken, wie fortgeschrittene klinische Studien zeigen sollen. 

Mit Hannover und Münster haben bereits zwei Universitätskliniken gesundete Corona-Patienten aufgerufen, sich für neue COVID-19-Studien zu Blutspenden zu melden, darüber hatte DAZ.online berichtet. Auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete am Mittwoch, dass derzeit Kliniken in Deutschland genesene Corona-Patienten suchen, die Blutplasma spenden. „Das mildert und verkürzt den Krankheitsverlauf“, sagte der Leiter der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen, Holger Hackstein der dpa. Das zeigten Erfahrungen aus China, hieß es. In China hätten Forscher jüngst an zehn Covid-19-Erkrankten gezeigt, dass sich deren Zustand innerhalb von drei Tagen nach der Transfusion verbesserte. 

Das Universitätsklinikum Erlangen ist eigenen Angaben nach eine der ersten Einrichtungen in Deutschland die eine Erlaubnis bekommen haben, das therapeutische Plasma herzustellen. „Das ist ein recht aufwendiges Verfahren“, sagte Hackstein. In ein bis zwei Wochen könnten die ersten Patientinnen und Patienten in Erlangen damit behandelt werden. Mit einer Spende von 600 bis 800 Millilitern Plasma könnten die Mediziner ein bis zwei Patienten behandeln. Die Therapie soll deshalb nur bei den Schwerstkranken angewendet werden.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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