Stellungnahme zur SARS-CoV-2- Arzneimittelversorgungsverordnung

GKV: Apotheken bieten bereits Botendienste an, Vergütung also nicht nötig

Stuttgart - 08.04.2020, 15:15 Uhr

Erwartungsgemäß hält der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen von der Mehrheit der Vorschläge in der SARS-CoV-2- Arzneimittelversorgungsverordnung wenig. (t/Foto: imago images / Steinach)

Erwartungsgemäß hält der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen von der Mehrheit der Vorschläge in der SARS-CoV-2- Arzneimittelversorgungsverordnung wenig. (t/Foto: imago images / Steinach)


Kassen befürchten Mehrausgaben von 1,5 Milliarden Euro

Sollten die Vorschläge des Bundesgesundheitsministeriums jedoch umgesetzt werden und Apotheken den Botendienst in 50 Prozent aller Fälle einsetzen, befürchten die Kassen bei einer Vergütung von 5 Euro zzgl. 0,95 Euro Umsatzsteuer pro Botendienst monatlich zusätzliche Ausgaben in Höhe circa 120  Millionen Euro. Das wären knapp 1,5 Milliarden Euro bis zum  31. März 2021, dem Zeitpunkt, an dem die Verordnung spätestens außer Kraft treten soll. Wobei diese maximale Befristung der GKV-Spitzenverband ohnehin nicht nachvollziehen kann, wie er gleich eingangs bemerkt, und analog zum COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz eine  Befristung bis 30. September 2020 vorschlägt.

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GKV: Andere Lieferdienste müssen Schutzmaßnahmen auch selber finanzieren

Warum die GKV Kosten für besondere Schutzmaßnahmen des Botendienstes wie Desinfektionsmittel übernehmen sollte, kann sie ebenfalls nicht nachvollziehen – vorgesehen sind hier im Referentenentwurf einmalig 250 Euro pro Apotheke. Andere Lieferdienste wie Paketunternehmen oder Lieferservices organisierten diese Schutzmaßnahmen auch selbst und vermieden bei der Übergabe an den Kunden direkten Kontakt, begründen die Kassen ihren Einwand. Dies geschehe beispielsweise dadurch, dass ein Paket vor der Tür abgelegt und sich die liefernde Person vergewissere, dass es auch abgeholt werde. Warum dies bei Botendiensten von Apotheken nicht auch so möglich sein sollte, erschließe sich nicht. Schutzausrüstungen erhielten die Apotheken darüber hinaus ohnehin von staatlicher Seite. Daher regt der GKV-Spitzenverband an, diesen Passus zu streichen.

Teilmengenabrechnung benachteiligt Kassen

Von der Abrechnung von Teilmengen halten die Kassen ebenfalls wenig, angebracht sei sie – wenn überhaupt – nur nach einem gescheiterten Bestellversuch im Großhandel. Aber auch an den Modalitäten hat der GKV-Spitzenverband etwas auszusetzen. Einmal befürchtet er, dass dadurch oftmals Teile einer Packung verworfen werden müssten, was insbesondere bei Arzneimitteln, die von pandemiebedingten Lieferengpässen bedroht sind, abzulehnen sei. Zudem führe die Preisbildung, deren Formulierung aus Sicht der Kassen in dem Entwurf unklar ist, zu einer Ungleichbehandlung von Krankenkassen, weil die Kasse zu deren Lasten die erste Teilmenge entnommen wurde mit unnötig hohen Ausgaben belastet werde. Zudem gebe es unlösbare Konflikte mit dem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich. Der Entwurf sieht nämlich vor, dass bei der ersten Teilmenge alle Zuschläge, bei den weiteren jeweils nur das Fixum, um die Beratungsleistung abzubilden, erhoben wird. Ganz abgesehen davon, dass die Kassen die vorgeschlagene Systematik technisch kurzfristig für nicht umsetzbar halten, weil unklar bleibe, welche PZN die Apotheke bei der Abrechnung angeben solle. Wenn es überhaupt eine Regelung in diese Richtung geben soll, wollen die Kassen maximal 5,80 Euro bezahlen so wie für die Wiederabgabe von Arzneimittelpackungen gemäß § 3 Abs. 6 der AMPreisV, die nach Ansicht des GKV-Spitzenverbands in dieser Form vergleichbar mit der nun zu regelnden Situation ist.

Uneingeschränkte Zustimmung gibt es vom GKV-Spitzenverband nur für den Vorschlag, die Mehrfachverordnungen vorerst auf Eis zu legen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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9 Kommentare

Schutzausrüstung?

von Stefan Haydn am 09.04.2020 um 12:10 Uhr

Aha, ich habe also staatlich gesponsorte Schutzausrüstung bekommen.
Ich frage mich gerade wo, warum mußte ich das selbst organisieren und weshalb erhielt ich eine Rechnung?

Noch dreister kann man nicht lügen Frau Pfeiffer.

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GKV pfeift auf eigene Präambel und befördert Infektionen der Leistungsträger zur unterminierung der Volksgesundheit ...

von Christian Timme am 09.04.2020 um 2:50 Uhr

Der Kopf dieser Dame leidet bereits unter spezifischen Corona-Sympthomen ... höchste Zeit für eine längerfristige Isolierungsmaßnahme ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Frau Pfeiffer

von Conny am 08.04.2020 um 17:08 Uhr

Fürs Aussehen kann kein Mensch etwas. Aber ein schlechter Charakter wird nicht angeboren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Nicht die Heilsarmee...

von Barbara Buschow am 08.04.2020 um 16:58 Uhr

Ab sofort mache ich nur noch Sachen für die ich auch bezahlt werde.
Bin weder gemeinnütziger Verein noch die Heilsarmee!
Abfrage Rabattartikel bei zwei GH - nicht lieferbar?
"..der nächste bitte!"
Rabattartikel nicht vorrätig und Sie können nicht nochmal wiederkommen?- "..der Nächste bitte!"
Wenn das gewünscht wird, aber gerne doch - spart (Kontakt-)Zeit und Nerven.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Nicht die Heilsarmee

von Conny am 08.04.2020 um 17:05 Uhr

So wäre ich nie zu meinen Kunden !!

AW: @Conny

von Barbara Buschow am 08.04.2020 um 17:28 Uhr

Ich normalerweise auch nicht.
Aber wenn Frau Pfeiffer das so will...ausnutzen lasse ich mich von den KraKas nicht!

GKV

von Roland Mückschel am 08.04.2020 um 16:34 Uhr

Und im Übrigen finde ich dass wir viel zu viel Krankenkassen
haben. Ein oder zwei würden vollends genügen.
Die derzeitige Situation ist eine enorme Geldverschwendung durch immer weiter überbordende Verwaltungskosten.
Es kann nicht angehen den Leistungsträgern in dieser
Corona-Situation jeden zusätzlichen Cent zu neiden und
dabei larmoyant in den Sessel furzend untätig zuzuschauen.
Wie wäre es mal ganz kundenorientiert den Boten-
und Fahrdienst zu übernehmen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: GKV

von Rita Längert am 08.04.2020 um 16:42 Uhr

Übernahme des Botendienstes durch freigestellte KK-Angestellte find ich gut. Aber bitte nur als Gemeinwohlaufgabe und Schutzausrüstung mitbringen!

Aus dem Homeoffice

von Rita Längert am 08.04.2020 um 16:34 Uhr

klug schwätzen könnte ich auch, bin aber leider "an der Front"
und hier auf dem Land fahren wir z.T. über 20 km zu einem Patienten. Also bei 5Euronen total!!!!!!! über finanziert. Und klar, die nicht vom BMG gelieferte Schutzausrüstung bunkere ich jetzt, um sie später zu verkaufen (aber nur wenn die Preise im freien Markt weiter steigen, muss sich ja schließlich lohnen). Ironie aus.
Und jetzt mal die Fakten: 50% aller Abgaben im Botendienst? damit wäre jede Apotheke überfordert, es sei denn sie übernimmt Transoflex! Aber schließlich muss man ja ein Horrorszenarium herbeirechnen, damit die Zahlen auch medial weitergetragen werden können (1,5 Mrd. entspricht ca. 30% unserer jetzigen Entlohnung)!
Eine Frage hätte ich dann aber doch noch. Verdient Frau Pfeiffer im Homeoffice genauso viel wie vorher und werden die sicherlich zur Zeit geringeren Personalkosten (Kurzabeitergeld zahlt der Staat) zu einer Beitragssenkung für die Versicherten verwendet oder kriegen alle KK-Angestellten und vor allem die Vorstände einen anständigen Coronabonus wg. der harten Arbeit in diesen schweren Zeiten?

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