Influenza-Arzneimittel nur für den Notfall

Avigan aus Japan: So steht es um die Forschung zu COVID-19

Remagen - 06.04.2020, 12:15 Uhr

Dieses Bild des japanischen Influenza-Arzneimittels Avigan (Favipiravir) wurde bereits im Oktober 2014 von Fujifilm Corp. zur Verfügung gestellt. Wird es im Kampf gegen COVID-19 helfen können? (t/Foto: picture alliance / Ho / Fujifilm Corp. / dpa)

Dieses Bild des japanischen Influenza-Arzneimittels Avigan (Favipiravir) wurde bereits im Oktober 2014 von Fujifilm Corp. zur Verfügung gestellt. Wird es im Kampf gegen COVID-19 helfen können? (t/Foto: picture alliance / Ho / Fujifilm Corp. / dpa)


Favipiravir-Zulassung vor Kurzem auch in China

Bis vor wenigen Wochen war die Zulassung in Japan die einzige weltweit. Laut „China Daily” erteilte aber die chinesische „National Medical Products Administration“ Mitte Februar eine auf fünf Jahre befristete Zulassung von Avigan, zunächst ebenfalls nur gegen Influenza. Zulassungsinhaber ist Fujifilms chinesischer Lizenznehmer Zhejiang Hisun Pharmaceutical.

Damit darf das Arzneimittel in China produziert und in den Verkehr gebracht werden. Außerdem hat das Unternehmen eine Genehmigung zur Durchführung klinischer Studien gegen COVID-19 erhalten.

Erste Studienergebnisse

Seit Februar 2020 wird Favipiravir in China zur Behandlung von COVID-19 getestet. Laut Aussage eines Offiziellen aus dem chinesischen Wissenschaftsministerium soll es in einer klinischen Studie mit 70 COVID-19-Patienten in Shenzhen in der Provinz Guangdong bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert haben. Berichtet wird auch über eine prospektive, multizentrische, offene randomisierte Studie an jeweils rund 120 Coronavirus-Patienten gegen das virostatische Präparat Arbidol (Umifenovir). Nach sieben Tagen sollen sich rund 71 Prozent der moderat Erkrankten unter Favipiravir erholt haben, jedoch teils mit schweren Nebenwirkungen. Mit Arbidol sollen es nur knapp 56 Prozent gewesen sein. In einer kleineren Gruppe schwerkranker Patienten habe sich kein deutlicher Unterschied gezeigt.

Was sagen die Studienregister?

In dem US-Studienregister clinicaltrials.gov sind drei Studien mit Favipiravir gegen COVID-19 eingetragen, davon zwei in verschiedenen Krankenhäusern in China. In einer dreiarmigen Studie wird der RNA-Polymerase-Inhibitor gegen Tocilizumab sowie eine Kombination von beiden untersucht (NCT04310228, Studienende: Mai 2020). Eine weitere, die Mitte September abgeschlossen werden soll, prüft Favipiravir gegen „Standardbehandlung“ (NCT04333589) und die dritte verschiedene Kombinationen von Proteaseinhibitoren, Oseltamivir, Favipiravir und Hydroxychloroquin in Bangkok (NCT04303299, Studienende: 30. November 2020). 

Das chinesische Studienregister listet aktuell (3. April 2020) neben der Studie mit Favipiravir und Tocilizumab weitere vier Studien, die in Peking, Shenzhen und Zhejiang durchgeführt werden (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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