Baden-Württemberg

LAV fordert mehr Kinderbetreuung und Schutzausrüstung für Apothekenteams

Berlin - 01.04.2020, 15:30 Uhr

Der LAV Baden-Württemberg fordert, dass die Apotheken im Bundesland schon bald zentral mit Schutzausrüstung beliefert werden und dass es mehr Notbetreungsmöglichkeiten für Kinder gibt. (t/Foto: imago images / photothek)

Der LAV Baden-Württemberg fordert, dass die Apotheken im Bundesland schon bald zentral mit Schutzausrüstung beliefert werden und dass es mehr Notbetreungsmöglichkeiten für Kinder gibt. (t/Foto: imago images / photothek)


Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg hat sich in den vergangenen Tagen mit zwei Forderungen zu Wort gemeldet: Erstens fordert der Verband von DAV-Chef Fritz Becker, dass die Kinder-Notbetreuung im Land auch für Elternpaare angeboten wird, in denen nur einer von beiden in einem systemrelevanten Beruf arbeitet. Zweitens hat sich der LAV mit der Bitte nach mehr Schutzausrüstung für die Apothekenteams an die Verwaltungen gerichtet.

Seit etwa zwei Wochen sind Schulen und Kindergärten in ganz Deutschland wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Die Bundesländer haben allerdings eine Notbetreuung für Kinder eingerichtet, deren Eltern in sogenannten „systemrelevanten“ Berufen arbeiten, zu denen die Apotheken zweifelsfrei gehören. Allerdings: Die Länder gehen mit der Ausgestaltung dieser Notbetreuung unterschiedlich um. In Bayern und inzwischen auch in Brandenburg gilt, dass nur ein Elternteil in einem solchen Beruf arbeiten muss, damit ein Recht auf Notbetreuung besteht. In Baden-Württemberg und den meisten anderen Ländern ist die Regel, dass beide Eltern in ihren Berufen nicht verzichtbar sein müssen, damit die Kinder weiterhin betreut werden können.

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Der LAV Baden-Württemberg fordert eine Lockerung nun auch für sein Bundesland. Mit Blick auf die angespannte Personalsituation der Apotheken erklärt LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth: „Die Teams in den Apotheken leisten derzeit fast Übermenschliches, um die unersetzliche Versorgung der Menschen in unserem Bundesland mit Arzneimitteln jeden Tag und auch im nächtlichen Notdienst sicherzustellen. Aber auch in den Apotheken kommt es zu Corona-bedingten Ausfällen, so dass die Personaldecke vielerorts bereits jetzt extrem dünn ist.“ Die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dringend und jeden Tag gebraucht, so Hofferberth weiter. „Für dieses Personal brauchen wir unbürokratische und schnelle Entlastungen, so dass sie nicht zuhause gebunden sind, sondern in den Apotheken arbeiten können.“

Der Verband weist ferner darauf hin, dass es unter allen Umständen vermieden werden muss, dass Apotheken wegen Personalmangels nicht öffnen können. Hofferberth: „Die Apothekenteams können nicht ins Homeoffice. Sie werden täglich in den Apotheken vor Ort gebraucht!“ Anders als in anderen Branchen könne und dürfe in der Apotheke kein fachfremdes Personal arbeiten – nicht einmal ausnahmsweise.

LAV: Schutzausrüstung auch an Apotheken liefern!

Der Verband sorgt sich aber noch um eine weitere Entwicklung, auf die bereits die ABDA Anfang der Woche hingewiesen hatte. In einer telefonischen Pressekonferenz hatte Friedemann Schmidt erklärt, dass er es als „unbefriedigend“ empfinde, dass die Apotheker in der Liste der Empfänger von neu beschaffter Schutzausrüstung (Masken, Kittel, Hauben etc.) erst sehr weit unten kämen. Auch der LAV Baden-Württemberg ist darüber verärgert und hat sich mit einem Brief an alle Landräte der Landkreise und an die Oberbürgermeister der kreisfreien Städte gewandt. Hofferberth appelliert darin, dass die Landkreise und Kommunen bei der Verteilung von zentral zugelieferter persönlicher Schutzausrüstung die Apotheken berücksichtigen sollen, um die Vor-Ort-Arzneimittelversorgung auch weiterhin zu gewährleisten. Insbesondere würden in den Apotheken Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP2 oder höher sowie Schutzbrillen benötigt.

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Einer LAV-Pressemitteilung zufolge, die sich auf Informationen des Ministeriums für Soziales und Integration bezieht, ist eine erste Lieferung von zentral beschaffter persönlicher Schutzausrüstung über ein Logistikzentrum bereits unterwegs in die Stadt- und Landkreise des Bundeslandes. Dort solle dann die weitere Verteilung an „alle Versorger im Kreis“ übernommen werden. Der LAV betont in seinem Schreiben, dass auch das Apothekenpersonal bei der Verteilung berücksichtigt werden müsse. Das Personal in den Apotheken sei unmittelbar dem Kontakt von COVID-19-erkrankten Patientinnen und Patienten ausgesetzt und leiste mit seinem Botendienst insbesondere auch für diesen Personenkreis eine Versorgung in die häusliche Quarantäne beziehungsweise bis ans Krankenbett. „Gleichsam muss das Apothekenpersonal dringend vor Ansteckung geschützt werden, um zu verhindern, dass einzelne Apotheken ausfallen und damit die unverzichtbare Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln abreißt“, schreibt Hofferberth.

Eine Bevorratung insbesondere mit Atemschutzmasken durch die Apotheke selbst sei nach derzeitigem Stand schwierig bis nicht gestaltbar, heißt es in der Mitteilung des Verbandes. Geschäftsführerin Hofferberth führt dazu aus: „Uns erreichen zwar täglich rund einhundert Angebote, aber wirklich lieferfähig ist nahezu keiner dieser Anbieter. Zudem werden dabei Einkaufspreise und Bezugskonditionen aufgerufen, die man nicht selten als unseriös beschreiben muss.“ Insofern setze man beim LAV neben Eigenbemühungen auch auf die zentrale Versorgung durch das Land.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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