Selbstmedikation

Wann ist Paracetamol „alternativlos“?

Stuttgart - 26.03.2020, 07:00 Uhr

Paracetamol soll aufgrund der herrschenden Knappheit nur noch an Patienten gehen, für die die Alternativen nicht geeignet sind. Doch welche sind das? (Foto: imago images / photothek)

Paracetamol soll aufgrund der herrschenden Knappheit nur noch an Patienten gehen, für die die Alternativen nicht geeignet sind. Doch welche sind das? (Foto: imago images / photothek)


Besser kein Ibuprofen bei Windpocken?

Herzinsuffizienz: Bei schwerer Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse IV) ist Ibuprofen kontraindiziert und somit Paracetamol die bessere Wahl. Grundsätzlich sollte bei Patienten mit Herzinsuffizienz Ibuprofen nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden. Berücksichtigt werden müssen dabei zum Beispiel die geplante Einnahmedauer sowie die Dosis. Dasselbe gilt bei bestehender ischämischer Herzerkrankung, unkontrolliertem Bluthochdruck, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und/oder zerebrovaskulärer Erkrankung.

Blutbildungsstörungen: Bei ungeklärten Blutbildungsstörungen ist Ibuprofen kontraindiziert. Allerdings gibt es durchaus auch Blutbildungsstörungen, bei denen man kein Paracetamol geben darf, nämlich die hämolytische Anämie.

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Besser kein Ibuprofen bei Windpocken?

Windpocken und andere Infektionskrankheiten bei Kindern: Die französischen Empfehlungen sind eindeutig. Paracetamol sollte das Mittel der ersten Wahl sein, wenn Kinder auf Infektionskrankheiten mit hohem Fieber reagieren. In den Packungsbeilagen von Ibuprofen gelten Windpocken zwar nicht als Kontraindikation. Ein Hinweis ist aber vorhanden. Deutsche Experten vertreten die Auffassung, dass nach der gegenwärtigen Datenlage nichts grundsätzlich gegen den Einsatz von Ibuprofen bei viralen Infektionen spricht, aufgrund des Hinweises in der Fachinformation würde so mancher aber tatsächlich bei Varizellen bevorzugt Paracetamol einsetzen, auch wenn keine Kontraindikation für Ibuprofen besteht.

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Paracetamol-Kontraindikationen beachten

Natürlich gilt es dann auch die Kontraindikationen und Warnhinweise von Paracetamol zu beachten. Kontraindiziert ist es natürlich bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. 

In folgenden Fällen sollte Paracetamol mit besonderer Vorsicht, das heißt mit einem verlängerten Dosisintervall oder in verminderter Dosis und unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden:

  • hepatozelluläre Insuffizienz
  • chronischer Alkoholmissbrauch
  • Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 50 ml/min)
  • Gilbert-Syndrom (Meulengracht-Krankheit)
  • gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, die die Leberfunktion beeinträchtigen
  • Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel (Favismus)
  • hämolytische Anämie
  • Glutathion-Mangel (z. B. bei Diabetes mellitus, HIV, Down-Syndrom, Tumoren)
  • Dehydratation
  • chronische Mangelernährung
  • Körpergewicht unter 50 kg
  • ältere Patienten


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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