WHO, EMA, AMK, Schweiz, Frankreich

Ibuprofen bei Covid-19: eine Übersicht

Stuttgart - 18.03.2020, 14:00 Uhr

Es gibt keine neu veröffentlichten Daten, die eindeutig bestätigen, dass Ibuprofen eine COVID-19-Erkrankung verschlechtern. (r / Foto: imago images / MiS )

Es gibt keine neu veröffentlichten Daten, die eindeutig bestätigen, dass Ibuprofen eine COVID-19-Erkrankung verschlechtern. (r / Foto: imago images / MiS )


Schweiz: Behandlung von Fieber allgemein nicht notwendig

Ist Ibuprofen gefährlich bei einer Infektion mit dem Coronavirus?“, fragt auch die Schweizerische Eidgenossenschaft. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kennt auch keine stichhaltigen Beweise, dass Ibuprofen eine COVID-19-Erkrankung kompliziert. „Es gibt derzeit keine eindeutigen Hinweise darauf, dass diese Art von Medikamenten den Krankheitsverlauf verschlimmert.“ In Einzelfällen sei beobachtet worden, dass sie zu einem schwereren Krankheitsverlauf führen. „Bewiesen ist dies jedoch nicht“, so die BAG. Überprüfungen dazu liefen, solange rate man vorsichtshalber nicht zu Ibuprofen: „Bis zu einem Ergebnis empfehlen wir eine vorsichtige Haltung gegenüber dem Gebrauch von Medikamenten auf der Basis von Ibuprofen.“ Und sie ergänzt: „Falls Sie Fieber haben und es Sie schwer beeinträchtigt, nehmen Sie besser ein Medikament auf Basis von Paracetamol.“ Die Behandlung von Fieber sei jedoch allgemein nicht notwendig. Die Einschätzung und Empfehlung der Schweiz ähneln damit denjenigen der WHO.


Es gibt derzeit keine eindeutigen Hinweise darauf, dass diese Art von Medikamenten den Krankheitsverlauf verschlimmert."

Bundesamt für Gesundheit (BAG), Schweiz


Wie auch die französische Arzneimittelbehörde warnen die Schweizer, dass Personen unter Ibuprofen-Therapie, die unabhängig von COVID-19 ist, die Behandlung nicht einfach abbrechen und sich bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion an ihren Arzt wenden sollen.

Ibuprofen-Wechselwirkung mit anderen Coronaviren nicht bekannt

Virologe Professor Christian Drosten erklärte am vergangenen Montag im NDR-Podcast, dass es bislang keine Daten zu Ibuprofen und SARS-CoV-2 gebe. Das SARS-Coronavirus 2 sei zwar neu, aber andere Coronaviren und Erkältungsviren kenne man, „und auch da gibt es keinen Hinweis darauf, dass eine Ibuprofen-Einnahme diese Viruserkrankungen verschlechtern würde.“ 

Nachdem am Wochenende Warnungen zu Ibuprofen via Social-Media-Kanäle viral gingen, herrscht Unsicherheit in der Bevölkerung. Diese dürfte mittlerweile so groß sein, dass viele Menschen ohnehin und aus freien Stücken auf Ibuprofen verzichten und bei Fieber und Verdacht auf COVID-19 Paracetamol einnehmen.

Kommentar der Autorin

Auch im Falle von Ibuprofen und COVID-19 gilt wie immer in der Wissenschaft: Sie ist nicht starr und einmal gesetzt für immer und allgemein gültig, sondern Forschen ist ein dynamischer Prozess des Erkenntnisgewinns. Der Text gibt die Einschätzungen zum aktuell veröffentlichten Stand der Wissenschaft wider.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ibu und Paracetamol

von Sven Larisch am 19.03.2020 um 7:41 Uhr

Die Veröffentlichung der WHO hat unsere Mediziner dazu veranlasst ein bewährtes Präparat mit entzündungshemmender Wirkung (Ibuprofen ab 1000 mg) gegen Paracetamol zu tauschen. Dies nach einer Operation. Auf Nachfrage kam: Ja- solange die Lage unsicher ist.
Ich interpretiere da eher: Solange man nicht weiß, ob eine Versicherung das abdeckt. Alle wollen jetzt Paracetamol- und wieder Lieferengpässe bei Säften und Zäpfchen. Und der ABDA Präsident sagt das Gegenteil. Welche Apotheken hat er befragt?

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