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Obstipation, Hämorrhoiden und Sodbrennen – mit OTC gegen Schwangerschaftsbeschwerden

29.02.2020, 09:46 Uhr

(Foto: luengo_ua / stock.adobe.com)

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Wie alle anderen leiden natürlich auch Schwangere unter Bagatellerkrankungen, die sich vielfach auch in der Selbstmedikation unter Beachtung der jeweiligen Anwendungsbeschränkungen in der Schwangerschaft behandeln lassen. Besonders oft sind werdende Mütter dabei von Obstipation, Hämorrhoiden und Sodbrennen geplagt, meist gegen Ende der Schwangerschaft. Doch auch ihnen kann man in der Apotheke helfen. 

Sehr häufig betreffen banale Beschwerden in der Schwangerschaft den Magen-Darm-Trakt. Gegen Ende der Schwangerschaft leiden viele werdende Mütter unter Sodbrennen und/oder Obstipation. Auch Hämorrhoiden zählen zu den Begleiterscheinungen einer fortgeschrittenen Schwangerschaft, die im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden können.

Lästiges Sodbrennen

Sodbrennen (gastroösophagealer Reflux) ist ein typisches Symptom der fortgeschrittenen Schwangerschaft. Zu den Hauptursachen zählen der größere Platzbedarf des Kindes und eine hormonell bedingte Erschlaffung des Ösophagussphinkters, sodass Mageninhalt in Kontakt mit der empfindlichen Speiseröhrenschleimhaut kommt. Bezüglich der Anwendung bewährter Arzneimittel aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer oder der H2-Antagonisten wird in der Schwangerschaft Zurückhaltung empfohlen. Laut Embryotox IST eine Anwendung in der Schwangerschaft möglich und kann bei sehr starken Beschwerden in Absprache mit dem behandelnden Arzt in Erwägung gezogen werden.

Jedoch möchten viele Schwangere auf Arzneimittel lieber verzichten. Wenn aber die üblichen allgemeinen Maßnahmen gegen Sodbrennen wie beispielsweise das Trinken von verdünnter Milch, das Meiden von scharfen Gewürzen, üppigen, fettreichen und späten Mahlzeiten, mit erhöhtem Oberkörper schlafen sowie das Kauen von Sonnenblumenkernen oder geschälten Mandeln nicht helfen, sind Antazida wie Magaldrat (z. B. Riopan® Magen Kautabletten) oder Hydrotalcit (z. B. Talcid®) wegen ihrer geringen systemischen Wirkung geeignet. Diese Wirkstoffe sollten jedoch nur kurzfristig und in einer möglichst niedrigen Dosierung angewendet werden, um eine Aluminium-Belastung des Kindes zu vermeiden. Ebenfalls empfehlenswert sind Antazida mit Natriumalginat (z. B. Gaviscon®), die auf dem Mageninhalt einen schützenden Film bilden und damit den Rückfluss in die Speiseröhre mechanisch behindern können. Sie enthalten kein Aluminium, ebenso wenig wie Präparate auf Carbonatbasis (wie Rennie®) Tritt in der Schwangerschaft unerklärlicher Husten ohne weitere Symptome eines grippalen Infekts auf, kann auch ein gastroösophagealer Reflux die Ursache dafür sein.

Enge Wechselwirkung von Obstipation und Hämorrhoidalleiden

Schwangere sollten sich so ernähren, dass ein möglichst weicher, aber geformter Stuhl ausgeschieden wird. Denn ein zu harter Stuhl in Verbindung mit starkem Pressen führt leicht zum Anschwellen der ringförmigen Blutgefäßpolster im Enddarm (Hämorrhoiden). Außerdem sind hämorrhoidale Beschwerden in der Schwangerschaft durch die Lockerung des Bindegewebes und den – vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel – erhöhten Druck im Bauchraum bedingt. Es ist damit zu rechnen, dass sich die typischen Symptome wie Juckreiz, Nässen, Schmerzen beim Stuhlgang oder hellrote Blutauflagen auf dem Stuhl nach der Geburt nach und nach von selbst zurückbilden. Daher ist bei Hämorrhoiden eine kurzfristige (über maximal vier Wochen) lokale Therapie meist ausreichend. Eingesetzt werden können beispielsweise Salbe oder Zäpfchen mit Hamamelis-Extrakt (z. B. Faktu® lind Salbe mit Hamamelis, Hametum®) oder Salbe mit Aloe barbardensis (z. B. Hemoclin®). Auch die lokale Anwendung von Lidocain (Posterisan akut) gegen starken Juckreiz ist laut Embryrotox möglich. Auch Sitzbäder haben einen hohen Stellenwert und zweierlei Effekt: Sie lindern zum einen akute Beschwerden (Sitzbäder mit entzündungshemmenden Wirkstoffen, beispielsweise Kamillosan® Wund- und Heilbad), zum anderen säubern sie die Analregion. Sie können vor allem bei akuten Beschwerden mehrmals täglich praktiziert werden.

Zahlreiche Optionen bei Verstopfung

Die Prävalenz der Obstipation im zweiten und dritten Trimenon liegt bei etwa 40 Prozent. Als Ursachen werden unter anderem eine längere Transitzeit im Dickdarm, mechanische Behinderungen der Darmpassage und hormonelle Ursachen angegeben. Wenn sich eine Obstipation mit allgemeinen Maßnahmen wie ausreichender Trinkmenge, Ballaststoffzufuhr oder regelmäßiger Bewegung nicht beheben lässt, sind in der Schwangerschaft Macrogol (z. B. Laxbene®), Lactulose (z. B. Lactulose Heumann Sirup) oder indische Flohsamenschalen (z. B. Mucofalk®) Mittel der ersten Wahl. Falls diese nicht ausreichend wirken, können auch Bisacodyl und Natriumpicosulfat kurzfristig eingesetzt werden. Viele Schwangere möchten jedoch keine synthetischen Abführmittel einnehmen. Bei der Suche nach weiteren pflanzlichen Alternativen stößt man auf Anthrachinondrogen wie Faulbaumrinde, Sennesblätter- und -früchte, Aloe-Trocken­extrakt oder Rhabarberwurzel, die allgemein als ungeeignet bei Obstipation in der Schwangerschaft angesehen werden. Gründe dafür sind unzureichende toxikologische Untersuchungen oder Erkenntnisse über eine Stimulation der Uterusmuskulatur (Senna) bzw. teratogene Eigenschaften (Rhabarber). Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonal­toxikologie der Charité empfiehlt Zubereitungen aus Senna zu meiden, da es eine Auswahl an besser untersuchten Alternativen gibt [8]. Ist bei hartnäckiger Verstopfung eine rasche Linderung der Beschwerden notwendig, sind Defäkationsauslöser wie Glycerol-Zäpfchen (z. B. Glycilax®) oder Klistiere (z. B. mit Docusat-Natrium, Norgalax®) empfehlenswert.



Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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