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DocMorris streicht Rx-Boni bei Plattform-Rezepten

Berlin - 24.02.2020, 09:00 Uhr

Bei allen Rezepten, die über die DocMorris-Plattform eintreffen, soll es künftig keine Rx-Boni mehr geben. (jb / Foto: DAZ.online)

Bei allen Rezepten, die über die DocMorris-Plattform eintreffen, soll es künftig keine Rx-Boni mehr geben. (jb / Foto: DAZ.online)


Um mit seiner Vorbestell-Plattform erfolgreich zu sein, will der EU-Versender DocMorris Vor-Ort-Apotheken von einer Kooperation überzeugen. Das Verhältnis zwischen den Apothekern und dem Versandkonzern könnte allerdings besser sein, schließlich sorgt DocMorris mit seinen Rx-Boni weiterhin für Wettbewerbsverzerrungen. Doch zumindest bei Rezepten, die über die künftige DocMorris-Vorbestellplattform kommen, will DocMorris auf Rx-Boni verzichten. Für alle anderen Rezepte soll es das Bonus-Modell weiterhin geben.

Ende Januar war bekannt geworden, dass der EU-Versender DocMorris die Arbeit an einer Apotheken-Vorbestell-Plattform begonnen hat. Das Verkaufsmodell testen die Niederländer schon seit längerer Zeit in Südeuropa, nachdem sie die spanische Verkaufsplattform Promofarma übernommen hatten. Dabei bestellen die Patienten auf der Plattform ihr gewünschtes Präparat und suchen sich dann eine Apotheke aus, in der sie das Medikament abholen. Auch mit E-Rezepten soll das Portal für Rx-Präparate genutzt werden können. Natürlich ist auch der Versandhandel als Bestellweg auswählbar. DocMorris hatte dazu am Standort Berlin einen neuen Geschäftsführer für das Projekt eingestellt (Dr. Malte Dous). Wann die DocMorris-Plattform live gehen soll, wurde bislang nicht genau kommuniziert.

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Allerdings sucht der EU-Versender auch bei diesem Projekt die Nähe zu den Apothekern. Denn das Ziel der Niederländer ist es, die Lieferzeit auf wenige Stunden nach der Online-Bestellung zu begrenzen – was ihnen das Netz der Vor-Ort-Apotheken ermöglichen würde. Doch dazu müssen die Niederländer Überzeugungsarbeit leisten. Denn nach unzähligen Gerichtsverfahren wegen der Boni-Modelle, nicht gezahlten Ordnungsgeldern und der Causa Hüffenhardt dürfte das Verhältnis zwischen dem EU-Versender und den Vor-Ort-Apothekern nachhaltig gestört sein.

Um genau dieses Verhältnis nun zu verbessern, sendet DocMorris jetzt ein Zeichen und kündigt an, für alle Rezept-Bestellungen, die über das künftige Portal eintreffen, die Boni-Angebote zu streichen. DocMorris-Chef Olaf Heinrich erklärte dazu im „Handelsblatt“: „Beim E-Rezept, welches über den Marktplatz kommt, verzichten wir auf den Bonus auf verschreibungspflichtige Arzneimittel.“ Rezepte, die auf dem „herkömmlichen“ Postweg in die Niederlande geschickt werden, sollen allerdings weiterhin rabattiert werden können: „Unsere Bestandskunden, die heute ein Papierrezept bei der klassischen Doc-Morris-Versandapotheke einschicken, werden weiterhin einen Bonus bekommen“, so Heinrich.

Heinrich: In ein paar Jahren redet niemand mehr über Boni

Das neue DocMorris-Angebot hat auch eine politische Dimension: Denn seit Monaten kämpft das Bundesgesundheitsministerium auf EU-Ebene für das Apotheken-Stärkungsgesetz, mit dem die Bundesregierung zumindest für den GKV-Bereich die Gleichpreisigkeit wiederherstellen will. Denn: Der Gesetzentwurf enthält ein Rx-Boni-Verbot für alle Anbieter, also auch EU-Versender, wenn sie GKV-Versicherte beliefern. DocMorris will einen Großteil seines Umsatzes künftig mit E-Rezepten machen – schon jetzt werben die Niederländer massiv dafür. Wenn ein Großteil der DocMorris-Rezepte künftig also nicht mehr rabattiert wird, dürfte die Strahlkraft des Spahn'schen Boni-Verbotes – sollte es überhaupt jemals im Bundestag verabschiedet werden – verblassen.

Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht auch eine Äußerung von DocMorris-Chef Heinrich im „Handelsblatt“. Er gehe davon aus, dass das E-Rezept dafür sorgen wird, dass das Thema Boni „in drei oder vier Jahren überhaupt nicht mehr diskutiert“ werde.

In jedem Fall zeichnet sich nun mehr und mehr ab, dass es in den kommenden Jahren im Apothekenmarkt zu einem verstärkten Wettbewerb im Bereich der Apotheken-Plattformen kommen wird. Der „Zukunftspakt“ (Noweda/Burda) hatte seine Plattform „ihreapotheken.de“ bereits vor einem Jahr gestartet und bewirbt diese derzeit massiv. Auch die Initiative „Pro AvO“ bastelt an einer solchen Plattform, noch ist diese allerdings nicht online. Und schließlich hat auch der Großhändler Phoenix erneut klargestellt, mitreden zu wollen: Gemeinsam mit der Funke-Mediengruppe soll einerseits eine neue Kundenzeitschrift auf den Markt gebracht werden, andererseits soll die Vorbestell-App „Deine Apotheke“ verstärkt beworben werden.

DAZ.online-Umfrage: Jeder Fünfte kann sich Kooperation vorstellen

DAZ.online hatte Ende Januar eine Umfrage zum Thema Vorbestellplattform durchgeführt. Wir wollten von unseren Leserinnen und Lesern wissen, ob sie sich grundsätzlich eine Kooperation mit dem EU-Versender vorstellen könnten. Und siehe da: Knapp 22 Prozent der rund 670 Teilnehmer/-innen wäre bereit dazu. Allerdings gaben auch 64 Prozent an, nicht interessiert zu sein. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Verbesserungsvorschlag ... bevor die ABDA ... und ...

von Christian Timme am 24.02.2020 um 10:19 Uhr

... sehr gutes Angebot von DocMo an die Apotheke ... noch eine kleine Ånderung ...es bleibt wie es ist ... die "Boni" gehen jetzt nur an die Apotheken ... das sollte selbst unseren Gesundheitspolitikern "einleuchten" ...

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