Interview Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer

„Die Auslieferung der TI-Erstausrüstung beginnt im 2. Quartal 2020“

Berlin - 17.02.2020, 10:15 Uhr

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer verspricht im DAZ.online-Interview, dass die Noventi alle Apotheken bis Ende September 2020 mit der nötigen Erstausrüstung für die Telematikinfrastruktur ausrüsten kann. (s / Foto: Noventi)

Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer verspricht im DAZ.online-Interview, dass die Noventi alle Apotheken bis Ende September 2020 mit der nötigen Erstausrüstung für die Telematikinfrastruktur ausrüsten kann. (s / Foto: Noventi)


Nach den Software-Anbietern Pharmatechnik, ADG und CGM hat nun auch der Dienstleistungskonzern Noventi ein Angebot für eine Erstausrüstung für die Telematikinfrastruktur an die Apotheken verschickt. Noventi lockt die Apotheker unter anderem damit, dass die Apotheker die Kosten für die Hardware erst ab dem zweiten Nutzungsjahr bezahlen müssen. Aber sind die Geräte der Noventi überhaupt förderfähig und kostendeckend? Und haben Nicht-Awinta-Kunden Nachteile oder Mehrkosten zu befürchten? Noventi-Chef Dr. Hermann Sommer dazu im Interview.

DAZ.online: Herr Sommer, Sie „garantieren“ den Apothekern, dass die von Ihnen angebotene Erstausrüstung in die Telematikinfrastruktur passt und somit auch förderfähig ist. Hat das Angebot denn überhaupt den „Segen“ der Kammern und Verbände? Denn bislang hat die Standesvertretung stets Zurückhaltung empfohlen, solche Deals abzuschließen, weil die nötigen Geräte noch nicht auf dem Markt sind…

Dr. Sommer: Unser Angebot ist natürlich an den verhandelten Ergebnissen zwischen dem Deutschen-Apothekerverband (DAV) und den Krankenkassen ausgerichtet. Hierin ist – und darauf wird auch von den Verbänden wiederholt richtig hingewiesen – die technische Ausstattung exakt beschrieben. Stand heute ist im Markt noch kein einziges Gerät verfügbar, das diese Vorraussetzungen erfüllt. Es fehlt noch das sogenannte E-Health-Update, welches durch die Hersteller aktuell mit Feldtests evaluiert wird.

Daher ist unser Angebot so konzipiert, dass man ab heute bestellen kann – und wegen der rechtzeitigen Anbindung auch sollte – und die Auslieferung der Konnektoren erst erfolgen wird, wenn die Feldtests erfolgreich abgeschlossen und die Zulassungen durch die Gematik erteilt sind. Damit können sich die Apotheker absolut darauf verlassen, dass das von uns als ihrem Partner verkaufte Angebot garantiert förderungsfähig ist. Wir haben dies auch mit einigen Landesapothekerkammern und -verbänden besprochen und echte Begeisterung für unser Vorgehen erhalten, weil es einfach ist und absolute Sicherheit für jeden Apotheker gibt.

Alle Zahlen zum Noventi-Angebot

DAZ.online: In dem Vertrag zwischen GKV und DAV sind ja auch Pauschalen für die Apotheker vorgesehen. Stimmen Ihre Preise denn mit den Fördergeldern überein oder entstehen irgendwo Mehrkosten?

Dr. Sommer: Wir gehen in finanzielle Vorleistung für alle Apotheken Deutschlands. Das machen wir nicht nur, weil wir das als Marktführer auch können, sondern vor allem, weil unser Handeln als apothekereigene Unternehmensgruppe seit unserer Gründung durch fünf Apotheker im Jahre 1900 stets nur ein Ziel hat: den Vorteil der Apothekerinnen und Apotheker in der Vor-Ort-Apotheke; denn das sind unsere Eigentümer. Konkret bedeutet das, dass die Apotheker bis zum Jahr 2024 mehr Förderung erhalten, als sie als Beitrag zahlen. Daher ist unser Noventi-Angebot zum TI-Day, wenn ich das so sagen darf, für jeden Apotheker ein absoluter „no-brainer“.

DAZ.online: Sie sprechen von „allen Apotheken Deutschlands“. Das Angebot richtet sich also nicht nur an Noventi-Kunden?

Dr. Sommer: Wir handeln – wie unser claim ja auch sagt – stets im Dienste der Apotheke vor Ort. Das ist bei uns nicht nur ein deutliches Markenversprechen, sondern gelebte Wirklichkeit, das ist unsere Noventi-DNA. Daher können tatsächlich alle Apotheker Deutschlands bis 2024 mehr Förderung erhalten, als sie als Beitrag zahlen; ganz gleich, ob sie unsere Warenwirtschaft von Awinta oder unsere Rezeptabrechnung von VSA, ALG oder Sarz haben oder nicht.

Sommer: Das Angebot ist diskriminierungsfrei

DAZ.online: Aber rein technisch dürfte ihr Angebot doch auf die Awinta-Software zugeschnitten sein. Welche Voraussetzungen bzw. Mehrkosten müssen Nicht-Awinta-Kunden erfüllen, um Ihr TI-Paket zu buchen?

Dr. Sommer: Das Angebot richtet sich an alle Apotheken Deutschlands und ist völlig diskriminierungsfrei. Unser Angebot wird ab heute, dem TI-Day, kommuniziert. Damit ist es vom ersten Tag an allen Apotheken zugänglich. Zusätzlich werden wir auch allen Apotheken einen persönlichen Brief mit unserem Angebot zukommen lassen. Alles über TI und unser unvergleichliches TI-Day-Angebot finden die Apothekerinnen und Apotheker auf unserer Website.

DAZ.online: Wie ist Ihr Zeitplan bei der Anbindung der Apotheken an die TI?

Dr. Sommer: Unser Zeitplan besteht aus fünf Schritten: Jetzt ist unser TI-Komplettangebot raus und alle Apotheker, die sich jetzt rechtzeitig bei uns registrieren, profitieren davon. Wir rechnen dann damit, dass die Feldtests ab März 2020 beginnen. Drittens werden dann im 2. Quartal 2020 voraussichtlich die Feldtests abgeschlossen sein und die Zulassung der TI-Komponenten durch die Gematik erfolgen. Viertens: Noch im 2. Quartal 2020, also unmittelbar nach der Zulassung, werden wir dann mit der Auslieferung und Installation beginnen. Alle Besteller werden immer mindestens zwei Wochen vor Installation eine Mitteilung zum Installationstermin erhalten. Der Apothekenbetrieb wird übrigens durch die Installation kaum beeinträchtigt. Fünftens: Durchgehend gilt unsere Apothekergarantie: Wir kümmern uns um alles, was möglich ist und sind immer für die Apotheke vor Ort da.

DAZ.online: Was sind Ihre Ziele? Wie viele Apotheken können und wollen Sie bis Ende September ausrüsten?

Dr. Sommer: Alle Apotheken, die sich rechtzeitig auf unserer Internetseite anmelden, sind bis Ende September mit TI ausgerüstet – garantiert! Natürlich wollen wir, dass möglichst alle Apotheken in Deutschland bis zum Jahr 2024 mehr TI-Förderung erhalten, als sie als Beitrag zahlen. Denn genau das entspricht auch unserer DNA: Immer die besten Lösung für alle Apotheken vor Ort. Das gilt für alle unsere Handlungen, nehmen sie nur die Anbindung des Telemedizinanbieters Zava an „Call my Apo“– diese ist übrigens kostenlos in unser TI-Paket integriert. Und damit holen wir den Umsatz der Versandapotheken im Ausland in die deutsche Apotheke vor Ort. Somit erzielen die Apotheker, die sich für die Noventi-TI entscheiden, sogar noch einen zusätzlichen Umsatz.

DAZ.online: Wir danken Ihnen für das Gespräch!



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

aha

von Karl Friedrich Müller am 17.02.2020 um 10:39 Uhr

warum der zeitliche Druck? Wenn ich am "TI-Day" nicht angeschlossen bin, eil es eben nicht geht, was soll es?
Das ist doch unseriös.
Die Politik gibt was vor und wir kriechen.... auf den knien und in deren Popos...
was ist ein - no brainer?
alle sin scharf auf die Aufträge der TI . Scheinbar gibt es eine Menge zu verdienen. Nur wir Apotheken werden - wie immer- abgezockt. Staatliche Unterstützung hin oder her. Jedenfalls scheinen die Gewinnspannen zu stimmen.
Und man gibt sich generös, wenn man nur die Pauschalen nimmt und die Apotheken nicht noch zuzahlen lässt.
UNDURCHSICHTIG

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