„Schutz nationaler Interessen“

Gegen Corona: Chinesische Forscher wollen Remdesivir patentieren lassen

Remagen - 06.02.2020, 15:15 Uhr

Am Donnerstag teilte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua mit, dass bald klinische Studien mit Remdesivir von Gilead in China beginnen sollten. (m / Foto: imago images / Xinhua)

Am Donnerstag teilte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua mit, dass bald klinische Studien mit Remdesivir von Gilead in China beginnen sollten. (m / Foto: imago images / Xinhua)


Zwangslizenz wäre ebenfalls denkbar

Andererseits habe China nach den Regeln der Welthandelsorganisation aber auch das Recht, einen Notfall zu erklären und ein Unternehmen zur Erteilung einer Patentlizenz zum Schutz der Öffentlichkeit zu zwingen, erklärt der Wall Street Journal. In diesem Fall wäre eine Lizenzgebühr in Höhe eines „fairen Marktwertes“ zu entrichten. Die Entscheidung, ein Patent anzustreben, anstatt sich auf die schwerfällige Option der Zwangslizenz zu berufen, mit der Länder bei nationalen Notfällen Arzneimittelpatente außer Kraft setzen können, unterstreiche Chinas heiklen Balanceakt zwischen seinem offenbaren Engagement für Rechte an geistigem Eigentum und der Eindämmung des Virusausbruchs, meint Wang. „Die Tatsache, dass sie ein Patent angemeldet haben, bedeutet, dass das Bewusstsein dafür im Land wächst“, glaubt er. Die Regierung könne nicht anders, als die Zwangslizenz zu vermeiden, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit hinsichtlich der Achtung von IP-Rechten aufrechterhalten und internationale Kritik an einem etwaigen Missbrauch der Option vermeiden wolle. Das Wuhan-Institut hat in seiner Erklärung zugesichert, seine Patentrechte nicht ausüben zu wollen, wenn ausländische Pharmaunternehmen mit China zusammenarbeiteten, um die Epidemie einzudämmen.

Gilead hat ebenfalls Patent in China beantragt

Gilead mit Hauptsitz in Foster City, Kalifornien, hat laut Wall Street Journal im Jahr 2016 bereits selbst ein chinesisches Patent für die Verwendung von Remdesivir gegen Coronaviren angemeldet und wartet seither auf eine Entscheidung. Während die Patentanmeldung von Gilead die gesamte Familie der Coronaviren umfasst, das heißt im Nachhinein auch das neuartige Coronavirus, soll das chinesische Institut ein „Gebrauchspatent“ angemeldet haben, in dem das Wuhan-Virus als Ziel des Arzneimittels angegeben ist. „Gilead hat keinen Einfluss darauf, ob das Patentamt den chinesischen Forschern ein Patent erteilt“, wird Unternehmenssprecher Ryan McKeel zitiert. „Ihre Anmeldung wurde mehr als drei Jahre nach Gileads Einreichung eingereicht und wird im Hinblick auf das, was bereits über die Verbindung und die anhängigen Patentanmeldungen bekannt ist, geprüft.“

Klinische Erprobung startet bald

Nach Unternehmensangaben arbeitet Gilead mit US-amerikanischen und chinesischen Gesundheitsbehörden mit Hochdruck an der weiteren Untersuchung von Remdesivir. Am Donnerstag teilte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua mit, dass bald klinische Studien mit dem Medikament beginnen sollten. Laut Gilead ist eine klinische Phase-III-Studie zur Bewertung von Remdesivir für die Behandlung des Virus geplant. Sie wird im Friendship Hospital in Peking durchgeführt und soll 270 Patienten mit leichter und mittelschwerer Lungenentzündung, die durch das Virus verursacht wurden, einschließen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

China - wen wunderts ?!

von ratatosk am 06.02.2020 um 18:44 Uhr

Das ist eben China, die klauen eben, wenn es passt, wenn sie was entwickeln werden sie es mit allen Mittleln schützen. China ist eben kein seriöser Handelspartner, nur in D glauben das noch viele Firmenlenker, aus welchen Gründen auch immer.
Wenn sie damit durchkommen - und danach schaut es ja aus, werden sie alles andere vernichten, da China anders als wir eben auch langfristige Planungnen hat. Bei uns gibt es entweder gar keinen oder er ist Müll.

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