„Schutz nationaler Interessen“

Gegen Corona: Chinesische Forscher wollen Remdesivir patentieren lassen

Remagen - 06.02.2020, 15:15 Uhr

Am Donnerstag teilte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua mit, dass bald klinische Studien mit Remdesivir von Gilead in China beginnen sollten. (m / Foto: imago images / Xinhua)

Am Donnerstag teilte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua mit, dass bald klinische Studien mit Remdesivir von Gilead in China beginnen sollten. (m / Foto: imago images / Xinhua)


Wissenschaftler aus dem Epizentrum der Coronavirus-Epidemie Wuhan haben das antivirale Medikament Remdesivir von Gilead in China zum Patent angemeldet, um die Krankheit damit zu behandeln. Dies berichten verschiedene US-amerikanische und internationale Medien. Der Schritt könnte die seit langem bestehenden Bedenken hinsichtlich Chinas Achtung der Rechte am geistigen Eigentum wiederaufleben lassen.

Das staatliche Wuhan Institute of Virology hat laut Wall Street Journal am 21. Januar 2020 zusammen mit einem Militärlabor ein Patent für die Anwendung von Remdesivir zur Behandlung der 2019-nCoV-Infizierten in China angemeldet. Gilead hatte Dosen des ursprünglich für die Bekämpfung der Ebolakrise entwickelten antiviralen Wirkstoffs an Ärzte zur Notfallbehandlung einzelner Patienten ausgegeben. Die Veröffentlichung eines Fallberichts zu dem ersten mit dem Virus infizierten US-Patienten im New England Journal of Medicine (NEJM) hatte ermutigende Ergebnisse gezeigt.  

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Patentanmeldung für den „Schutz nationaler Interessen“

Nun wollen die Chinesen das vielversprechende Remdesivir über ein Patent möglichst bald breit nutzen, aber das dürfte nicht so einfach sein, denn die Lage ist kniffelig. In einer Erklärung des Instituts wird anerkannt, dass es „Schranken für das geistige Eigentum“ gebe. Die Patentanmeldung ziele jedoch auf den „Schutz nationaler Interessen“ ab. Für die Anmeldung habe nachgewiesen werden müssen, dass das Medikament gegen den Coronavirus-Stamm 2019-nCoV wirkt. Dies sei zwar in Laborstudien gelungen, nachzulesen in der Zeitschrift Cell Research. Der Beleg der Wirksamkeit erfordere jedoch weitere klinische Tests, so das Institut in seiner Stellungnahme. Ob oder wann Chinas Behörden für geistiges Eigentum dem Antrag des Instituts zustimmen werden, ist nach den Medienberichten nicht klar.

Mehr Einfluss auf Verhandlungen mit Gilead

Die Erteilung eines Patents für die eigenen Wissenschaftler wäre eine Möglichkeit für China, um mehr Einfluss auf die Verhandlungen über die Bezahlung des Arzneimittels zu haben. Diese wären trotzdem notwendig, weil Gilead das Grundpatent zu dem Wirkstoff besitzt. „Das Gute an einem Patent ist, dass es zu Cross-Lizenzierungssituationen führen würde, die China bessere Karten bei der Aushandlung der Lizenzgebühr mit Gilead an die Hand geben könnte“, erklärt Wang Yanyu, Senior Partner bei AllBright Law Offices in Peking, gegenüber dem Medienunternehmen Bloomberg.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

China - wen wunderts ?!

von ratatosk am 06.02.2020 um 18:44 Uhr

Das ist eben China, die klauen eben, wenn es passt, wenn sie was entwickeln werden sie es mit allen Mittleln schützen. China ist eben kein seriöser Handelspartner, nur in D glauben das noch viele Firmenlenker, aus welchen Gründen auch immer.
Wenn sie damit durchkommen - und danach schaut es ja aus, werden sie alles andere vernichten, da China anders als wir eben auch langfristige Planungnen hat. Bei uns gibt es entweder gar keinen oder er ist Müll.

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