Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Diese Verhütungsmittel sind am beliebtesten

Stuttgart - 27.01.2020, 08:59 Uhr

Pille und Kondom sind nach wie vor die wichtigsten Verhütungsmittel in Deutschland, das ergab eine Umfrage der BZgA. (Foto: frittipix / stock.adobe.com)

Pille und Kondom sind nach wie vor die wichtigsten Verhütungsmittel in Deutschland, das ergab eine Umfrage der BZgA. (Foto: frittipix / stock.adobe.com)


Auf welche Verhütungsmittel setzen die Deutschen derzeit – Pille, Kondom oder beides? Das hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer Umfrage ermittelt. Noch immer sind Pille und Kondom die wichtigsten Verhütungsmittel, allerdings: Es gibt einen klaren Trend.

In einer repräsentativen Umfrage hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 992 sexuell aktive Männer und Frauen (Alter 18 bis 49 Jahre) zu ihrem Verhütungsverhalten befragt. Die Telefoninterviews wurden bereits im Dezember 2018 durchgeführt, jüngst hat die BZgA nun erste Ergebnisse veröffentlicht. Das Fazit: „Pille und Kondom sind nach wie vor die wichtigsten Verhütungsmittel in Deutschland.“ Doch es gibt einen deutlichen Trend.

Weniger verhüten mit der Pille

Die 2018 durchgeführte Umfrage ist im Kern eine Wiederholung der Befragungen aus den Jahren 2007 und 2011 – die Entwicklung des Verhütungsverhaltens lässt sich somit gut beobachten. Pille und Kondom nutzen die Befragten nahezu gleich häufig, jedoch gewinnt das Kondom als Verhütungsmittel an Bedeutung, während die hormonelle Kontrazeption zurückgeht.

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Der Anteil der Kondomnutzer liegt bei 46 Prozent und ist um 9 Prozent seit 2011 gewachsen. Auf die Pille setzen 47 Prozent, allerdings sind das 6 Prozent weniger als noch bei der letzten Befragung (Anmerkung der Redaktion: Teilweise liegen auch Doppelnutzungen vor). Als dritthäufigste Verhütungsmethode wenden 10 von 100 Befragten die Spirale an, auf Kalender- oder Temperaturmethode oder Sterilisation setzen je nur 2 bis 3 Prozent. Auch Vaginalringe, wie Nuvaring®, oder generische, wie Circlet®, Ginoring®, Veri®-Aristo, geben nur 2 Prozent als Verhütungsmethode an.

Pille vor allem bei Jüngeren unbeliebter

Interessant ist, dass das Verhütungsverhalten der Umfrage zufolge altersabhängig variiert. In der Gruppe der Zwanzigjährigen hat man den höchsten Anteil (56 Prozent) an Pillennutzern, allerdings auch an mit Kondom Verhütenden (58 Prozent). Eine Sterilisation ist in diesem Alter den Ergebnissen zufolge keine Option, was nicht verwundert, da die Familienplanung in diesem Alter nicht bei jedem abgeschlossen ist. Bei den Dreißigern verhüten noch 45 Prozent mit der Pille und 44 Prozent mit Kondom.

Auffallend ist, dass in beiden Altersgruppen die Pillennutzung zurückgegangen ist, das Kondom hat an Beliebtheit gewonnen. Am deutlichsten ist dieser Trend bei den 18- bis 29-Jährigen spürbar. Im Vergleich zu 2011 nutzen 16 Prozent weniger die Pille. In späteren Jahren gewinnen auch Spirale und Sterilisation zunehmend an Bedeutung. Im Alter zwischen 40 und 49 Jahren gibt jeder Dritte an, entweder sterilisiert zu sein oder mit Spirale zu verhüten.

Warum verhüten wir, wie wir verhüten?

Warum entscheiden wir uns für Pille, Kondom oder Spirale? Auch Gründe für die Wahl der verwendeten Verhütungsmethode analysierte die BZgA in ihrer Umfrage. Für die meisten der Befragten spielt die Sicherheit und Zuverlässigkeit die entscheidende Rolle. Fast die Hälfte (42 Prozent) nannte diesen Punkt. Der Wert einer sicheren und zuverlässigen Verhütung ist den Umfrageergebnissen zufolge in den letzten Jahren gestiegen (+4 Prozent seit 2011).

Dieser Sicherheitsaspekt ist vor allem Menschen wichtig, die zu einer Verhütungsmethode zusätzlich mit Kondom verhüten. Hier scheint es vor allem um den Schwangerschaftsschutz zu gehen, denn während eine sichere und zuverlässige Verhütung fast 70 Prozent der Doppelverhütenden nennen, wählen nur 16 Prozent die kombinierte Methode, da Kondome auch einen Schutz vor Geschlechtskrankheiten bieten. Jedoch scheint das Motiv des Schutzes vor Geschlechtskrankheiten und HIV-Infektionen weniger präsent zu sein als noch 2011, es zeigt Verluste von 8 Prozentpunkten.

Anwendung und Verträglichkeit sind wichtig

Eine wichtige Rolle spielt für ein Drittel der Anwender auch, dass die Verhütungsmethode einfach, praktisch und bequem anzuwenden ist. Jeder Fünfte lässt in seine Entscheidung mit einfließen, dass die gewählte Methode wenige Nebenwirkungen hat oder gut verträglich ist. Letzten Punkt – wenig Nebenwirkungen – nennen vor allem mit Kondom Verhütende.

Wie gut kennen sich sexuell Aktive mit Verhütungsmethoden aus?

Die Umfrage stellt zudem heraus, dass sich fast alle (93 Prozent) der sexuell Aktiven und Verhütenden „sehr gut“ oder zumindest „gut“ informiert fühlen, was ihre Kontrazeptionsmethode betrifft. Von ihren Kenntnissen überzeugt scheinen vor allem die Frauen. Hier fühlen sich fast drei von vier (71 Prozent) gut informiert, bei Männern sind es wenig mehr als die Hälfte (55 Prozent).

Unterschiede in der Wahrnehmung der eigenen Kenntnisse zu Verhütungsmethoden zeigen sich auch im Alter: Ausnahmslos alle – 100 Prozent – der unter 30-jährigen Frauen bezeichnen sich als „gut“ informiert, mit zunehmendem Alter wächst auch die Erfahrung. Denn „sehr gut“ informiert fühlen sich vor allem die Frauen ab 40 Jahren. Der Trend scheint von „gut“ zu „sehr gut“ informiert zu gehen, waren 2011 noch 55 Prozent sehr gut und 36 Prozent gut informiert, sind es 2018 mit 63 Prozent mehr „sehr gut“ Informierte und nur noch 30 Prozent „gut“ Informierte.

Wo informiert man sich über Verhütung?

Welche Quellen nutzen sexuell Aktive, um sich über Verhütungsmethoden zu informieren – das Internet, den Frauenarzt oder fragen sie Freunde und Familie? Klar ist: Männer und Frauen machen sich unterschiedlich schlau, wie sie verhüten möchten. Hauptanlaufstelle für Frauen ist der Frauenarzt: 80 Prozent der verhütenden Frauen beziehen ihre Informationen hier. Knapp ein Drittel der Frauen gibt an, das Internet als Informationsquelle hinzuzuziehen, und jede Fünfte informiert sich über Familie und Freunde sowie über Berichte in Printmedien.

Die Top-3-Informationsquellen für Männer hingegen sind zu gleichen Teilen das Internet (40 Prozent), Freunde und Familie (40 Prozent) sowie die Schule (38 Prozent). Das Internet spielt – erwartungsgemäß – vor allem bei jungen Anwendern eine Rolle. Bei den unter 30-Jährigen nennt fast die Hälfte das World Wide Web. Doch auch in der Apotheke wird nachgefragt: 5 Prozent der Frauen und 7 Prozent der Männer nennen die Apotheke als Ansprechpartner in Sachen Verhütung.

Nur jeder Fünfte denkt, die Verhütung mit Pille ist jahrelang unbedenklich

Was denken die Befragten über die Pille? Hat die Verhütung mit der Pille negative Auswirkungen auf den Körper? Oder kann man unbedenklich mit ihr verhüten – auch über Jahre hinweg? Über die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass die „Verhütung mit der Pille oder Hormonen in anderer Form negative Auswirkungen auf Körper und Seele hat“. Insgesamt stehen Frauen hormonellen Kontrazeptiva skeptischer gegenüber, vor allem die jüngere Generation äußert Bedenken. Selbst 38 Prozent der Frauen, die aktuell mit der Pille verhüten, stimmen der pillenkritischen Aussage zu.

Jüngeren kritischer als Ältere

Eine weitere Frage, um die Einstellung der Bevölkerung zu hormonellen Kontrazeptiva herauszufinden, war bewusst positiv formuliert: „Verhütung mit der Pille oder Hormonen in anderer Form kann man unbedenklich über Jahre hinweg anwenden.“ Dies sieht nur jeder Fünfte so (20 Prozent). Die Mehrheit (55 Prozent) steht einer jahrelangen Einnahme von Hormonen zum Zweck der Verhütung skeptisch gegenüber. Auch hier sind die Jüngeren kritischer als ältere Befragte, und erwartungsgemäß sehen die aktuell mit Hormonen Verhütenden die Pille langfristig unproblematischer als mit Kondom Verhütende.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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