Auslizensierung an Almirall

DNA-Testunternehmen 23andMe entwickelt Wirkstoff aus Kundendaten

Remagen - 17.01.2020, 12:45 Uhr

„23andMe“ bietet Privatpersonen über Speichelproben Gen-Analysen an, mit denen diese auf genetisch bedingte Krankheiten untersucht werden können. (m / Foto: Animaflora PicsStock / stock.adobe.com)

„23andMe“ bietet Privatpersonen über Speichelproben Gen-Analysen an, mit denen diese auf genetisch bedingte Krankheiten untersucht werden können. (m / Foto: Animaflora PicsStock / stock.adobe.com)


Sollten Kunden nicht eher Geld bekommen, statt für die Tests zu zahlen?

Daneben hat 23andMe bereits Partnerschaften mit mehreren akademischen Gruppen geschlossen. Im Juli 2018 ging das Unternehmen eine vierjährige Vereinbarung mit dem Pharmariesen Glaxo Smith Kline (GSK) ein. Im Rahmen des Deals wird GSK exklusiver Partner von 23andMe für Programme zur Erforschung von neuen Zielstrukturen für Wirkstoffe. Zusammen wollen beide die Daten von 23andMe für F&E-Aktivitäten auf dem Gebiet der personalisierten Medizin ausschlachten. Gleichzeitig erwarb GSK Anteile an 23andMe im Wert von 300 Millionen US-Dollar.

Noch mehr Auslizensierungen zu erwarten

Die Auslizensierung des bispezifischen monoklonalen Antikörpers an Almirall könnte die erste von vielen sein, vermutet Tim Frayling, Molekulargenetiker an der Universität von Exeter. Mit dem Anwachsen der genetischen Datenbank von 23andMe, die sich in den letzten Jahren verdoppelt habe, werde es immer wahrscheinlicher, dass sie medizinisch nützliche Informationen liefere. „Im Allgemeinen finde ich es sehr gut, dass humangenetische Informationen für die Wirkstoffentdeckung nutzbar gemacht werden", sagt Frayling in einer Online-Meldung des Magazins „New Scientist“. Er fragt sich jedoch, ob es fair ist, dass das Unternehmen von genetischen Daten profitiert, die seine Kunden freiwillig für die medizinische Forschung zur Verfügung gestellt haben.

Der Molekulargenetiker verweist auf die Nutzungsbedingungen von 23andMe. Dort heißt es, dass die Kunden bei der Anmeldung zu Testzwecken Folgendes genau verstehen: „Sie erhalten für Forschungs- oder kommerzielle Produkte, die Ihre genetischen Informationen oder selbst gemeldeten Informationen enthalten oder daraus resultieren, keine Entschädigung.“

„Aber wie bewusst sind sich die Leute dessen, dass das Unternehmen viel Geld damit verdienen könnte?“, fragt Frayling nach. „Ich vermute, dass sie nicht wissen, wie profitabel das für 23andMe ist.“ Wenn das Unternehmen den Spieß umdrehe und stattdessen für einen Test 99 US-Dollar zahle, sei das wahrscheinlich immer noch profitabel, so seine Überzeugung. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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