KooperationsApotheker zu Apothekengutachten

BVDAK: Spahns „schöne Worte“ helfen uns jetzt nicht weiter

Berlin - 13.01.2020, 15:15 Uhr

Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des BVDAK, plädiert für einen runden Tisch und ein höheres Apothekenhonorar. (c / Foto: BVDAK)

Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des BVDAK, plädiert für einen runden Tisch und ein höheres Apothekenhonorar. (c / Foto: BVDAK)


Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) lässt derzeit untersuchen, wie sich eine (partielle) Aufhebung der Rx-Preisbindung auf den Apothekenmarkt auswirken würde. Das BMG erklärt, das Gutachten solle dazu dienen, die Festpreise zu verteidigen. Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ist jedoch skeptisch und warnt davor, dass am Ende der Überlegungen doch ein Boni-Deckel steht.

Das IGES Institut und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) untersuchen derzeit, inwiefern sich eine teilweise oder vollständige Aufhebung der Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel auf den Apothekenmarkt auswirken würde. Auftraggeber ist das von Minister Jens Spahn (CDU) geleitete Bundesgesundheitsministerium. Viele Apotheker zeigten sich überrascht über den neuen Auftrag. Soll nun doch dem Boni-Deckel der Weg bereitet werden – oder gar noch mehr? Aus dem BMG und auch von der Unionsfraktion war allerdings zu hören, dass man das Gutachten nutzen wolle, um die Festpreise zu verteidigen – auch vor Gericht. Auch die ABDA zieht es vor, diese positive Sichtweise einzunehmen und hält das Gutachten dementsprechend für „nur konsequent“.

Beim Bundesverband deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ist man sich allerdings nicht so sicher, ob die Beteuerungen aus dem BMG zutreffend sind. In einer Pressemitteilung warnt der Verband vor dem alten Vorschlag des Boni-Deckels. Schon vor rund drei Jahren hatten die SPD-Gesundheitspolitiker Edgar Franke und Sabine Dittmar einen solchen ins Spiel gebracht – von einem Euro war damals die Rede. Schon das hatte der BVDAK kritisiert. Es folgte Jens Spahn mit seiner Idee für einen Deckel allein für EU-Versender in Höhe von 2,50 Euro.

Der BVDAK meint, dass den Gesundheitspolitikern in Deutschland und noch mehr in Brüssel die wirtschaftliche Lage der Vor-Ort-Apotheken gar nicht präsent zu sein scheine. Er ist überzeugt, dass eine Boni-Decklung das schnelle Aus für zahlreiche Apotheken bedeuten würde. Der Verband weist darauf hin, dass sich die Zahl der Betriebsstätten in den letzten Jahren um mehr als 2000 reduziert habe. Rund 8000 der 19.000 Apotheken seien in Filialverbünden. Etwa 30 Prozent der Apotheken befänden sich mit einer Umsatzrendite von weniger als 4 Prozent im betriebswirtschaftlich kritischen Bereich, 20 Prozent lägen oberhalb von  Prozent, die restlichen 50 Prozent dazwischen.

BVDAK: Die wirtschaftliche Lage ist schon schlecht

Der BVDAK-Vorsitzende Dr. Stefan Hartmann mahnt: „Ein Boni-Deckel von beispielsweise 2 Euro, aber auch eine Kürzung des Großhandelshonorars, würde dazu führen, dass den Apotheken fast sämtliche Gewinne wegbrechen würden“. Hier gehe es um Beträge von zum Teil über 10.000 Euro im Monat. Im Ergebnis würde das zu betriebswirtschaftlich tief roten Zahlen führen.

Schon im Herbst habe eine von der ABDA in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage gezeigt, dass fast 80 Prozent der Inhaber die wirtschaftliche Lage als „etwas“ bis „deutlich“ schlecht einschätzten. Der BVDAK schreibt in seiner Pressemitteilung: „Die schönen Worte von Jens Spahn über ‚die Landapotheke als ein Stück Heimat‘ würden uns jetzt nicht weiterhelfen“.

Die Politik müsse anerkennen, dass die Apotheken existenziell auf die Rabatte und Boni seitens der Industrie und des Großhandels angewiesen seien. Hartmann betont: „Das ist bittere Realität und liegt an einer jahrelangen Nichterhöhung des Honorars“. Und so geht seine Forderung noch weiter: „Daher benötigen wir nach so vielen Jahren der Nichterhöhung, analog zu den Ärzten, Krankenhäusern und Pflegeberufen, dringend ein höheres Honorar“.

Aus Sicht des BVDAK sollte ein runder Tisch mit Apothekern, Großhandel und Politik zusammenkommen, um hierüber zu sprechen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Was sind schon „schöne Worte“?

von Heiko Barz am 14.01.2020 um 13:05 Uhr

Wenn wir analog der Ärzteschaft und anderer Gesundheitsleister eine annähernde GEHALTSANGLEICHUNG über die letzten eineinhalb Jahrzehnte erhalten hätten, und wenn wir darüber hinaus die gleichen Einkaufsbedingungen hätten, wie es im EU-Europa tägliche Praxis ist, und wenn wir nicht als „eingetragene Kaufleute“ seit 2004 wirtschaftlich und politisch gewollt „kastriert“ worden wären, dann brauchten wir diese berufspolitisch unterirdischen Bettelaktionen nicht zu führen.
Der ehemalige SPD-Wirtschaftsminister Gabriel hat sich vor 2014 der Diskussion clever entzogen, einer damals geforderten und überfälligen Apotheker - Honorarangleichung den nötigen politischen Raum zu geben. Gutachten sind immer eine Möglichkeit seine Bedingungen den Gutachtern zu benennen, um bedenkliche Forderungen zu verifizieren und sich dabei einen politisch schlanken Fuß zu machen, und der GM Spahn geht jetzt den gleichen Weg. Die degressiven Folgen sind allseits bekannt.
Wir gestalten unseren Beruf nicht mehr aktiv sondern müssen ständig dem äußeren Druck bedingungslos nachgeben.
Sie, Herr F.Schmidt, und ihre Mannschaft aus der feudalen Heidestrassenimmobilie haben ohne großen Widerstand, unseren traditionellen Berufstand auf dem Altar der Gesundheitspolitik ohne große Not geopfert.

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AW: Gehalt?

von Holger am 14.01.2020 um 14:21 Uhr

Wer als Apotheker ein GEHALT will, dem steht jederzeit der Weg ins Angestelltenverhältnis offen. Wer als Selbständiger eine Steigerung seiner Gebühr will, muss genauso verhandeln und vielleicht auch mal streiken (oder wenigstens glaubhaft damit drohen), wie das eine Gewerkschaft für die Angestellten auch macht. Wer beides nicht tut, verwirkt das Recht zum Motzen. Und die Standesvertretungen sind (mehr oder weniger) demokratisch gewählt. Okay, das ist Trump auch .... aber naja.

nach dem Motto:

von Karl Friedrich Müller am 13.01.2020 um 16:04 Uhr

wenn ich nicht mehr weiter weiß,
gründ ich einen Arbeitskreis.


in dem Fall halt einen runden Tisch

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