E-Rezept-Projekt

Rheinland-Pfalz will GERDA nicht nachahmen

Berlin - 06.01.2020, 11:05 Uhr

Das von Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) geleitete rheinland-pfälzische Sozialministerium will das E-Rezept-Projekt GERDA nicht nachahmen. (s / Foto: imago images / Silz)

Das von Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) geleitete rheinland-pfälzische Sozialministerium will das E-Rezept-Projekt GERDA nicht nachahmen. (s / Foto: imago images / Silz)


Das Jahr 2020 könnte zum Jahr des E-Rezeptes werden: Bis September müssen sich die Apotheken an die Telematikinfrastruktur anbinden, Modellprojekte sollen ausgebaut werden und die Gematik will ihre Spezifikationen festlegen. Das Projekt „GERDA“, das derzeit in Baden-Württemberg getestet wird, ist eines der Prestigeprojekte der Apothekerschaft. Die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag ist nun darauf aufmerksam geworden und hat die Landesregierung gefragt, ob das Modell auch in Rheinland-Pfalz umgesetzt werden könnte. Doch die Ampel-Koalition wiegelt ab.

Das E-Rezept-Modellprojekt GERDA ist Anfang November 2019 in Baden-Württemberg gestartet. Bei dem von der Landesregierung finanziell geförderten Projekt können Ärzte, die ihre Patienten in der Online-Arztpraxis „DocDirekt“ beraten, digitale Arzneimittel-Rezepte verordnen. Allerdings können derzeit nur Patienten aus den beiden Modellregionen Stuttgart und Tuttlingen davon profitieren. Zum Start waren etwa zehn Apotheken beteiligt, wobei der Landesapothekerverband und die -kammer erklärten, dass die Teilnehmerzahl bei den Apotheken schon bald auf knapp 50 steigen solle.

Wie sich das Projekt bislang läuft, ist nicht bekannt. Dem Vernehmen nach sind noch nicht viele E-Rezepte über den GERDA-Server gelaufen. Klar ist aber schon jetzt: Das Projekt hat für die Apotheker eine große Bedeutung: Denn in Baden-Württemberg wurde eine komplette, neue Infrastruktur geschaffen, in der digitale GKV-Rezepte von der Verordnung bis zur Abrechnung mit den Kassen zur Geltung kommen.

Und: Die Gematik bastelt noch bis zum Sommer dieses Jahres an der Festlegung ihrer Spezifikationen für das E-Rezept – alle Marktbeteiligten haben sich danach an diese Festlegungen zum Transport der digitalen Verordnungen zu halten. Die Apotheker hoffen natürlich, dass sich die Gematik das GERDA-Projekt sehr genau anschaut. Hinzu kommt, dass das GERDA-Projekt gewissermaßen als Vorlage für ein weiteres E-Rezept-Modell in Berlin genutzt wurde. Auch dort wollen die Apotheker beweisen, dass sie bei der weiteren Konzeption des E-Rezeptes tonangebend sein sollten.

AfD-Fraktion fragt nach GERDA

Über GERDA wurde inzwischen in zahlreichen (über-)regionalen Medien berichtet. Die AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag ist daher darauf aufmerksam geworden und hat die Landesregierung vor einigen Wochen um eine Stellungnahme gebeten: „Die Landesregierung wird um Auskunft gebeten, ob ein Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheken auch für Rheinland-Pfalz angedacht wird oder bereits in Entwicklung ist. Und wenn ja, ob dieser vom Land gefördert wird“, heißt es in der Anfrage.

Sozialministerium: Noch kein konkretes Projekt in Aussicht

DAZ.online liegt nun ein Antwortschreiben des Sozialministeriums an den Gesundheitsausschuss des Landtages vor. Darin beschreibt das von der SPD-Politikerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler geleitete Haus zunächst die Situation rund um die Erprobung und Einführung des E-Rezeptes. Mit Blick auf GERDA erklärt das Ministerium, dass es in Baden-Württemberg das Ziel sei, „innerhalb eines eng begrenzten Testszenarios mit einer geringen Anzahl von teilnehmenden Patienten, Apotheken und Ärzten, die relevanten Faktoren für die Akzeptanz eines E-Rezeptes zu ermitteln und zu evaluieren“.

Auch in Rheinland-Pfalz hätten dazu schon Gespräche stattgefunden. Die Landesapothekerkammer befinde sich dazu in Kontakt mit dem LAV und der Landesärztekammer. Es gebe inzwischen eine „interdisziplinäre Arbeitsgruppe“. Ein konkretes Projekt oder die Abbildung von GERDA in Rheinland-Pfalz sei aber nicht vorgesehen. Das Ministerium wörtlich:


Derzeit gibt es aber noch kein konkretes Konzept zu einem Pilotprojekt zum E-Rezept in Rheinland-Pfalz. Ärzte-und Apothekerinstitutionen im Lande wollen zunächst vielmehr die Erfahrungen aus den laufenden Projekten abwarten. Es macht auch sicherlich keinen Sinn, bestehende Projekte zum E-Rezept unverändert nachzuahmen. Vielmehr müsste dazu aus dem Bereich der Selbstverwaltung ein spezifisches Pilotprojekt für Rheinland-Pfalz unter Berücksichtigung der Struktur eines Flächenlandes konzipiert werden.“

Sozialministerium Rheinland-Pfalz




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Definition Flächenland ?

von Ralf Schabik am 06.01.2020 um 19:03 Uhr

"Vielmehr müsste dazu aus dem Bereich der Selbstverwaltung ein spezifisches Pilotprojekt für Rheinland-Pfalz unter Berücksichtigung der Struktur eines Flächenlandes konzipiert werden." Kann mir mal jemand erklären, welche Probleme eines "Flächenlandes" Rheinland-Pfalz hat, die BaWü NICHT hat ? Klar - Stuttgart ist etwas Anderes als Fläche. Aber bin ich falsch informiert, dass GERDA ab Anfang 2020 auf ganz BaWü ausgerollt wird und damit flächendeckende Erfahrungen ermöglicht ?

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