DAZ-Jahresrückblick

Schmerzen, Kopfläuse und HIV: Dos and Don'ts in der Schwangerschaft

Waren - 03.01.2020, 12:55 Uhr

Bei Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist man auf Erfahrungen angewiesen, die in der Praxis gesammelt werden– und das werden Jahr um Jahr mehr.. 2019 wurden unter anderem die Empfehlungen zu Metamizol in der Schwangerschaft verschärft. (Foto: Александр Беспалый/stock.adobe.com)

Bei Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist man auf Erfahrungen angewiesen, die in der Praxis gesammelt werden– und das werden Jahr um Jahr mehr.. 2019 wurden unter anderem die Empfehlungen zu Metamizol in der Schwangerschaft verschärft. (Foto: Александр Беспалый/stock.adobe.com)


Mehrere rote Hände

Via Rote-Hand-Brief wurde über das mögliche Risiko schwerer angeborener Fehlbildungen bei der Anwendung von Modafinil-haltigen Arzneimitteln während einer Schwangerschaft informiert. Das zentral wirkende Sympathomimetikum wird zur Behandlung von Erwachsenen mit exzessiver Schläfrigkeit bei Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie angewandt (AMK-Meldung vom 9. Mai 2019).

Unter der Therapie mit Genvoya®(Elvitegravir/Cobicistat/Emtricitabin/Tenofoviralafenamid), Stribild®(Elvitegravir/Cobicistat/Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil) und Tybost®(Cobicistat) im zweiten und dritten Trimenon besteht ein erhöhtes Risiko für ein Therapieversagen und einer Mutter-Kind-Übertragung der HIV-Infektion (AMK-Meldung vom 26. März 2019).

Aufgrund des zweifach erhöhten Risikos für angeborene Fehlbildungen an Herz, Nieren, Knochen und Muskeln empfiehlt die Europäische Arznei­mittelagentur (EMA), Fingolimod (Gilenya®) bei schwangeren Frauen und Frauen mit Kinderwunsch nicht einzusetzen (AMK-Meldung vom 2. September 2019). Der Verdacht bestand schon länger aufgrund tier­experimenteller Studien, nun geben Post-Zulassungsdaten Gewissheit. Fingolimod wird eingesetzt zur Behandlung der remittierend schubförmigen multiplen Sklerose (DAZ 32, S. 24).

Vorsicht Schilddrüse

Die Gehirnentwicklung des Unge­borenen hängt stark von der Schilddrüsenfunktion der Mutter ab, ins­besondere im ersten Trimenon. Erst ab der 13. Schwangerschaftswoche ar­beitet die kindliche Schilddrüse mit. Schwere maternale Hypothyreosen oder ein ausgeprägter Iod-Mangel haben geistige und körperliche Behinderungen zur Folge (DAZ 17, S. 29). Schwangere sollten aus diesem Grund ausreichend Iod zuführen und auf eine euthyreote Lage eingestellt werden. Unklar war bisher, ob auch Frauen mit Levothyroxin behandelt werden sollen, die zwar eine normale Schilddrüsenfunktion aufweisen, aber auch Thyreoperoxidase-Antikörper (TPOAb)-positiv sind. TPOAb können auf eine Autoimmunerkrankung hinweisen und sind mit einem erhöhten Risiko für Fehl- und Frühgeburten verbunden. Eine britische Studie mit fast 20.000 Frauen kam in diesem Jahr zu dem Ergebnis, dass eine präkonzeptionell begonnene und während der Schwangerschaft fortgeführte Einnahme von täglich 50 µg Levothyroxin keine positiven Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf hat (DAZ 17, S. 29).

Auf die Thyreostatika Carbimazol und Thiamazol zur Behandlung einer Hyperthyreose sollte in der Schwangerschaft aufgrund des Risikos für Fehlbildungen verzichtet werden (DAZ 7, S. 27). Ist die Anwendung ­beispielsweise bei Thyreoidektomie oder Radioiodtherapie unabwendbar, sollte die niedrigste wirk­same Dosis ohne zusätzliche Verabreichung von Schilddrüsenhormonen zum Einsatz kommen.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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