„Historische Apotheken – neu betrachtet“ – Teil 4

Medikamente für englische Schiffe – so fing alles an

Berlin - 01.01.2020, 08:00 Uhr

Seit 1786 eine Institution in Hamburg beeindruckt Roth’s alte englische Apotheke mit ihrer Einrichtung aus dem Jahre 1928. (Fotos: Roth’s alte englische Apotheke Hamburg)                                                                                                                                                                                                                                                                                                

Seit 1786 eine Institution in Hamburg beeindruckt Roth’s alte englische Apotheke mit ihrer Einrichtung aus dem Jahre 1928. (Fotos: Roth’s alte englische Apotheke Hamburg)                                                                                                                                                                                                                                                                                                


Apothekeneinrichtung im Dampferstil aus dem Jahre 1928

Wer heutzutage die Apotheke betritt, kann sich zu Recht ins Jahr 1928 zurückversetzt fühlen. Aus diesem Jahr stammt die im Original erhaltene Apothekeneinrichtung bestehend aus dem tropischen Edelholz Rio Palisander, auch Brasilianisches Rosenholz genannt. Die gefährdete Art ist inzwischen durch das Washingtoner Artenschutzabkommens geschützt und darf nicht mehr aus Brasilien ausgeführt werden. Beeindruckend sind zudem die in der Offizin hängenden historischen Lampen des Architekten und Malers Peter Behrens (1868-1940).

 

Die Offizin wirkt schlicht und edel zugleich. „Schuld“ daran ist eine Stil-Art, die an Art déco erinnert, jedoch als Dampferstil bekannt ist. „Es kam einmal ein Berliner Architekt in die Apotheke. Der war ganz begeistert und sagte mir, das ist der Dampferstil“, berichtet der Hamburger Apotheker begeistert. Dieser Einrichtungsstil ist in Passagierschiffen der 1920er und 1930er Jahre verbaut worden. Die Apotheke sei, so Bettin, entsprechend von Tischlern einer der bekannten Hamburger Werften gebaut worden, die damals zu den besten ihrer Art gehört hätten.

Einrichtung erfordert mehr Einsatz – hat aber auch Vorteile

Die markante Einrichtung der Offizin sei nicht das Einzige, was an Historischem überliefert sei, wenn es auch das sei, was die Kunden zu sehen bekämen. Im Hintergrund, heutzutage als Lager dienend, gäbe es eine weitere alte Apothekeneinrichtung. Diese stamme aus der Zeit vor dem Umzug und sei aus Mahagoni. „Wir haben praktisch zwei Einrichtungen“, so Bettin erklärend.

Die historische Einrichtung steht der Apotheke nicht nur gut zu Gesicht, sie bereitet Rüdiger Bettin auch große Freude: „Ich selbst finde es sehr gut, weil man sehr viele Medikamente noch sieht. Überall ist Glas und man kann viel sehen. Vieles ist natürlich auch in Schubladen. Ich sehe das als Vorteil. Man sieht mehr und es wirkt, als hätte man mehr Medikamente, ganz egal, ob man wirklich mehr hat als andere“, freut sich der Hamburger Apotheker. Er ergänzt: „Man läuft zwar mehr. Man hat mehr körperlich zu arbeiten, aber das ist nicht schlimm, finde ich.“ Auch die Kunden seien begeistert von der Atmosphäre der Apotheke, so Bettin.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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