150 Jahre Periodensystem der Elemente

Ein Gang durch die Entstehungsgeschichte dieser berühmtesten Tabelle der Welt

Hofheim am Taunus - 30.12.2019, 16:30 Uhr

Das Periodensystem der Elemente hat für das Verständnis der Chemie eine ähnliche fundamentale Bedeutung wie die Evolutionstheorie für die Biologie. (m / Foto: Tomasz Zajda / stock.adobe.com)

Das Periodensystem der Elemente hat für das Verständnis der Chemie eine ähnliche fundamentale Bedeutung wie die Evolutionstheorie für die Biologie. (m / Foto: Tomasz Zajda / stock.adobe.com)


Pharmazeuten als Entdecker neuer Elemente

Bei der Entdeckung neuer Elemente spielten auch Pharmazeuten eine herausgehobene Rolle. Der deutsche Apotheker und Alchemist Hennig Brand (1630-1692) entdeckte 1669 in Hamburg des Element Phosphor (P). Phosphor war das erste der 118 Elemente, dessen Entdecker uns namentlich bekannt ist. Studien in den Jahren von 1772-1773 führten den deutsch-schwedischen Apotheker und Chemiker Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) zur Entdeckung der Elemente Sauerstoff und Stickstoff. Leider publizierte er seine Ergebnisse erst im Jahr 1777, so dass Joseph Priestley den Ruhm für die Entdeckung des Elements Sauerstoff einheimste, den er unabhängig von Scheele 1774 gefunden hatte. 

Besonders erfolgreich bei der Entdeckung neuer Elemente war der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Apothekengehilfe Martin Heinrich Klaproth. Er fand 1779 die beiden Elemente Uran (U) [Isolierung aus der Pechblende] und Zirkonium (Zr) sowie 1803 das Element Cerium (Ce). Er war Namensgeber für die Elemente Titan (Ti) [1795] und Tellur (Te) [1798]. 1793 entdeckte Klaproth (gleichzeitig mit T.C. Hope) das Strontium (Sr) und 1797 (gleichzeitig mit Louis-Nicolas Vanquelin) das Element Chrom (Cr). Dem von Vanquelin gefundenen Beryllium (Be) gab er den Namen. Der in Wernigerode geborene Apothekengehilfe Klaproth – mit beruflichen Stationen in Apotheken in Quedlinburg, Hannover, Berlin und Danzig – entwickelte sich als Autodidakt zu einem der führenden und renommiertesten Gelehrten seiner Zeit. 1778 legte er das Pharmazeutische Staatsexamen ab und 1788 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Ohne Studium, Promotion und Habilitation in der Tat eine bemerkenswerte Leistung auf dem Weg zu einer ordentlichen Professur in Chemie.

Entdecker von Elementen: Hennig Brand, Carl Wilhelm Scheele, Martin Heinrich, Klaproth, Glenn Theodore Seaborg. (Fotos: Wikipedia) 

Noch erfolgreicher beim Auffinden neuer Elemente war der US-Amerikaner Glenn Theodore Seaborg, der 1951 hierfür den Nobelpreis für Chemie erhielt und insgesamt 11 neue Elemente aus dem Transuran-Bereich entdeckte. Das Element 106 erhielt 1997 zu seinen Ehren den Namen Seaborgium (Sg). Seaborg ist der erste Forscher, der noch lebte, als ein Element nach ihm benannt wurde. Später folgte noch der russische Chemiker Yuri Oganessian, zu dessen Lebzeiten das Element 118 den Namen Oganesson (Og) erhielt.

Eines der wichtigsten Werkzeuge 

Das Periodensystem der Elemente (PSE) ist ein faszinierendes Ordnungsprinzip und heute eines der wichtigsten Werkzeuge für jeden Wissenschaftler, der sich mit Chemie beschäftigt. Es ordnet die Elemente in Abhängigkeit von ihrem Bau (Elektronenstruktur) und die Stellung eines Elements im PSE gibt Auskunft und liefert grundlegende Erklärungen über wichtige Eigenschaften des betreffenden Elements (Tab. 2).

Tab. 2: Periodisch sich ändernde Elementeigenschaften

● Elektronenkonfiguration (Anordnung der Elektronen in der Atomhülle)

● Ionisierungsenergie (Ionisierungspotential) [Bildung von Kationen]

● Elektronenaffinität [Bildung von Anionen]

● Atomradius [Größe von Atomen]

● Ionenradius - Kovalenzradius - van der Waals-Radius

● Elektronegativität [Bildung polarer Atombindungen]

● Metallcharakter [Metalle - Halbmetalle - Nichtmetalle]

● Basizität der Oxide (Sauerstoffverbindungen)

● Schrägbeziehung (Li/Mg - Be/Al - B/Si)

Auch heute noch Überraschungen

Und! Jeder, der sich intensiv mit dem Periodensystem beschäftigt, ist vor angenehmen Überraschungen nicht gefeit. Ende Januar 2019 berichtete die Weltpresse über das älteste Periodensystem der Welt, das in St. Andrews gefunden wurde. Die Universität St. Andrews ist die älteste Universität Schottlands und die drittälteste Universität – nach Oxford und Cambridge – im englischen Sprachraum. In Fachkreisen zählt sie zu den Eliteuniversitäten. An dieser Hochschule stießen Forscher der chemischen Fakultät 2014 beim Entrümpeln des Kellers auf ein uraltes Schaubild des PSE, wahrscheinlich das älteste seiner Art. Da die Elemente Scandium und Gallium (Ga), die 1879 bzw. 1875 entdeckt wurden, bereits aufgelistet sind, aber Germanium (Ge), das 1886 gefunden wurde, fehlt, dürfte das Poster aus dem Jahre 1885 stammen. Wahrscheinlich hat es der Chemieprofessor Thomas Purdie während seines Deutschlandaufenthaltes im Jahre 1888 käuflich erworben. Es ist beruhigend zu wissen, dass dieses wichtige Dokumente der Chemiegeschichte restauriert werden konnte und heute in einem klimatisierten Raum in St. Andrews lagert und somit der Nachwelt zugänglich ist.



Prof. Dr. Eberhard Ehlers, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Artikel 150 Jahre PSE

von Claudia Christmann am 02.01.2020 um 17:52 Uhr

Ein sehr guter Artikel: kurz und bündig das Wichtige. Leider hat sich in Tabelle 1 ein kleiner Fehler eingeschlichen: das Symbol für die Ziffer 1 ist "u" und nicht "n".

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