„Kassengesetz“

Bundesregierung: Ausnahmen von der Bonpflicht nur bei „sachlichen Härten“

Berlin - 18.12.2019, 15:30 Uhr

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am heutigen Mittwoch im Bundestag auf die geplanten Ausnahmeregelungen zur Bonpflicht hingewiesen. (s / Foto: imago images / Spicker)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am heutigen Mittwoch im Bundestag auf die geplanten Ausnahmeregelungen zur Bonpflicht hingewiesen. (s / Foto: imago images / Spicker)


Bundesregierung: Auch Abfallvermeidung kann ein Grund sein

In der Tat sind im Gesetz Ausnahmeregelungen vorgesehen. Die FDP-Bundestagsfraktion hatte sich in einer Anfrage an die Bundesregierung unter anderem damit befasst und gefragt, in welchen Fällen keine Belege ausgegeben werden müssten. Aus der Antwort geht hervor, dass „sachliche Härten“ vorliegen müssen. Diese liegen laut Bundesregierung etwa vor, wenn „höhere Gewalt eine Belegausgabe nicht möglich macht (Stromausfall, Wasserschaden, Ausfall der Belegausgabeeinheit usw.) oder wenn die Belegausgabepflicht für den Steuerpflichtigen im konkreten Einzelfall unzumutbar ist“. Im konkreten Einzelfall müsse dies aber die zuständige Finanzbehörde prüfen.

Allerdings geht aus der Antwort auch hervor, dass der Umweltaspekt sehr wichtig ist für die Bundesregierung. Denn: „Die Ziele ‚Abfallvermeidung‘ und ‚nachhaltiger Umgang mit Ressourcen‘ könnten Teilaspekte bei der Darlegung einer Härte sein“, heißt es weiter. Ebenfalls mit Blick auf die Umweltbelastung durch das Thermopapier heißt es weiter, dass im Gesetz ausdrücklich die Möglichkeit eines elektronischen Beleges vorgegeben sei.

Interessant ist auch die folgende Aussage: „Die Hersteller erwarten einen gleichbleibenden Verbrauch von Thermopapier in den kommenden Jahren. Der Markt für Thermopapier (Kassenzettel, Park- und Verkehrstickets etc.) in der EU betrug 2018 491.000 Tonnen.“ Mit Blick auf die Aussagen aus der Wirtschaft überrascht diese Aussage. Altmaier hatte beispielsweise kürzlich erklärt, dass alleine die Supermarktkette Rewe mit 140.000 Kilometer zusätzlich rechne – pro Jahr.

Bundesregierung will elektronische Belege erreichen

Langfristig will die Bundesregierung aber weg von den ausgedruckten Bons. Sie verweist auf die „nordischen“ Länder, in denen Belege zumeist elektronisch ausgegeben werden und erklärt: „Vor dem Hintergrund der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung ist eine Lösung nach skandinavischem Beispiel anzustreben, wo mehr und mehr auf elektronische Lösungen gesetzt wird.“

Strafen drohen Händlern, die die neue Bonpflicht nicht umsetzen, übrigens nicht. Auf seiner Internetseite erklärt das Finanzministerium, dass zumindest kein Bußgeld droht.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Merkel und Sorgen um normale Unternehmen ? der war gut

von ratatosk am 19.12.2019 um 9:19 Uhr

Seit wann kümmert die sich denn um normale kleine und mittlere Betriebe ? blödsinnige Vorstellung .

Die gleichzeitige Einführung der Regelungen zur digitalen Kassenüberwachung und der Zettelflut zeigt wieder einmal Inkompetenz pur.
Diese Zettelverordnungen sind im Mittelmeergebiet mal für die Kneippen dort eingeführt worden, da die oft gar nichts eingegeben haben, aber nicht für elektronische Systeme.
Inländer kujonieren mit maximalem Aufwand und minimalen Effekten für das beabsichtigte Ergebnis ist mitterlweise deutsches Normalverhalten der Politik. Die Verbandelung mit anderen Firmeninteressen wir auch bei Doc Morris ja deutlich.

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Wieder ein Beispiel

von Karl Friedrich Müller am 18.12.2019 um 16:37 Uhr

Dafür, dass Politiker viel zu abgehoben und der realen Welt weit entrückt sind. Sie leben in einer Blase der Einflüsterer und Vorurteilen. Dem Blick fürs eigene Wohl und Zukunft, dem Blick für Konzerne. Es wird sich rächen.
Die CO2 Bepreisung ist ein weiteres Beispiel. Wird rein gar nichts ändern, außer, dass schon wieder ein teures Monster geschaffen wurde. Manchmal wäre nichts tun besser.
Der ÖPV ist schlicht mies. Man hat den heruntergewirtschaftet, bewusst! Die Bahn betreibt verlustreiche Geschäfte im Ausland und keiner der Vorstände wird zur Rechenschaft gezogen. Mit den CSU Ministern war ein Versager nach dem Anderen im Amt. Scheuer, der viele hundert Millionen veruntreut hat ist der vorläufige Höhepunkt erreicht. Ein Rausschmiss und evtl Anzeige nicht in Sicht.
Mal positive Akzente setzen! Keine Steuergelder veruntreuen! Das ist bestimmt mehr als hinterzogenes Geld!
Es ist einfach kaum zu fassen, was für eine scheinheilige Regierung wir uns leisten. Alles, aber auch alles, was dem Volk nützt, wird zerstört.
Umwelt, Klima, Landwirtschaft durch Klöckner. Gesundheitswesen durch Spahn, Finanzen durch Scholz, Verkehr durch Scheuer, Innere Sicherheit durch Seehofer, Bildung? ... usw

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AW: Wieder ein Beispiel

von Karl Friedrich Müller am 19.12.2019 um 6:44 Uhr

Die SPD-Holding "Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft" (DDVG) ist zu fast 50% an einem Hersteller für Kassenbondruckmaschinen beteiligt.
(Moritz Harrer, FDP)
Im Streit um die Bonpflicht ist Kassendienstleister Locafox in die Kritik geraten. Der Vorwurf: Das Start-up, das zum Reich der SPD-Beteiligungsgesellschaft ddvg gehört, soll von der Neuregelung profitieren. wiwo.de/unternehmen/ha…
(Wirtschaftswoche)
Eine SPD Tochter hat auch die „Spenden“ für Termine bei Ministern entgegengenommen. Damals bei der Spargelfahrt (Frontal 21)
Die Partei(en) haben offensichtlich nicht nur ein Problem mit Lobbyisten, sie arbeiten auch ungeniert in die eigenen Taschen.

Kein Steuerbetrug

von Roland Mückschel am 18.12.2019 um 15:55 Uhr

Wie können wir erreichen dass nur ehrliche
und unbestechliche Poliiker im Bundestag sitzen
und das andere Gesindel draussen bleibt?
Gar nicht.
Genau so ist es mit der elektronischen Kasse
mit Bonpflicht. Verhindert gar nichts.

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