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12. Dezember 2019
Wieder Bewegung im Pharmagroßhandelsmarkt, dieses Mal ein Mega-Deal: Die beiden Pharmahandelskonzerne McKesson Europe (hierzulande die „Gehe“) und Walgreens Boots Alliance – WBA (hier die Alliance Healthcare, früher die „Anzag“) haben vereinbart, ihre deutschen Großhandelsgeschäfte zusammenzulegen. Wow, das ist ein Ding, mein liebes Tagebuch, zwei US-amerikanische Pharmahändler arbeiten auf dem deutschen Markt zusammen: An dem Joint Venture soll sich WBA mit 70 Prozent und McKesson mit 30 Prozent beteiligen. Wenn der Deal endgültig auch vom Kartellamt bzw. Monopolkommission abgesegnet ist, ist die „Gehe-Anzag“ der neue Platzhirsch in Deutschland – sie kontrollieren dann 30 Prozent des Marktes – und nicht mehr Phoenix. Und warum haben sich die beiden angenähert? Klar, es geht wie immer darum, sinkenden Margen entgegenzuwirken, Synergien und Effizienzen zu heben. Mein liebes Tagebuch, da werden sich vermutlich auch Lieferpraktiken ändern, Stichwort Verringerung der Anzahl der täglichen Apothekenbelieferungen. Möglicherweise stehen auch Schließungen von Großhandelsverteilzentren an. Strategien dazu wurden bisher noch nicht bekannt.
Wie sehen das die lieben Mitbewerber? Die Apothekengenossenschaft Noweda warnt schon vor den Auswirkungen dieser Mega-Fusion und vor dem Einfluss ausländischer Großkonzerne, ebenso die Sanacorp. Da könnte man doch wieder spekulieren, ob sich eines Tages auch diese beiden Genossenschaften zusammenschließen. Mein liebes Tagebuch, in der Tat, es könnten unruhige Zeiten im Pharmahandelsmarkt auf uns zukommen. Nichtsdestotrotz gratuliert die AEP sogar schon zu diesem Coup, der auf der Synergieseite „jeden Sinn der Welt macht“. AEP sieht aber auch die Herausforderungen, die sich durch eine solche Kooperation ergeben bei der IT, beim Management, beim Personal und bei den Kunden. Und AEP sieht bereits die Schließung der Hälfte aller Standorte auf den Markt zukommen. Wie auch immer, mein liebes Tagebuch, es wird ein Knaller im Markt werden – mit Folgen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich da die eine oder andere Apotheke neu ausrichten wird, mit wem sie in Zukunft zusammenarbeiten wird, so oder so.
Die PTA-Reform, die zurzeit in der Mache ist, macht noch Probleme. Es geht vor allem um eine verlängerte und neu strukturierte Ausbildung, um die Ausbildungsvergütung und das Schulgeld. Der Bundesrat, die Apothekengewerkschaft Adexa und der PTA-Berufsverband fordern beispielsweise eine längere Ausbildung (insgesamt drei Jahre), außerdem verlangen die Länderexperten eine Vergütung während der gesamten Ausbildung und die Abschaffung des Schulgeldes für PTA-Schüler(innen). Die ABDA dagegen möchte die Ausbildungsdauer bei zweieinhalb Jahren belassen, außerdem hält sie nichts von den erweiterten Kompetenzen, wie sie der Bundesrat ins Spiel brachte, und auch bei weiteren Punkten stellt sich die ABDA quer. ABDA-Präsident Schmidt hat mittlerweile nicht mehr allzu viel Hoffnung, dass sich die ABDA mit ihren Wünschen durchsetzen kann. Er prognostiziert, dass es einen Vermittlungsausschuss zur PTA-Reform geben wird. Mein liebes Tagebuch, vielleicht ist es nicht das Verkehrteste, wenn ein Vermittlungsausschuss tätig wird, auch wenn sich die Reform da noch ein wenig hinausschieben dürfte. Aber die guten Ansätze, die die Länder eingebracht haben, sollten nicht untergehen: eine bessere und längere Ausbildung und mehr Kompetenzen für PTA.
11 Kommentare
Die geditzelte Kreation der Woche
von Bernd Jas am 15.12.2019 um 21:35 Uhr
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eHBA
von Martin Lörzer am 15.12.2019 um 12:52 Uhr
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AW: eHBA
von Redaktion DAZ.online am 15.12.2019 um 15:00 Uhr
AW: eHBA
von Max Meier am 15.12.2019 um 15:31 Uhr
AW: eHBA
von Martin Lörzer am 15.12.2019 um 15:42 Uhr
AW: eHBA
von Thomas Kerlag am 15.12.2019 um 20:33 Uhr
AW: @ Thomas Kerlag
von Anita Peter am 16.12.2019 um 8:40 Uhr
Verantwortung
von Reinhard Rodiger am 15.12.2019 um 12:08 Uhr
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Wo bleibt die Bon-Pflicht und der ePBA für Politiker ...
von Christian Timme am 15.12.2019 um 10:44 Uhr
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Chance vertan
von Friedemann Ahlmeyer am 15.12.2019 um 9:57 Uhr
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von Anita Peter am 15.12.2019 um 8:38 Uhr
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