Intelligentes Abgabesystem

Antibabypille nur einmal im Monat

Remagen - 09.12.2019, 15:30 Uhr

Ameya Kirtane und Tiffany Hua, Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA), entwickeln derzeit zusammen mit Wissenschaftlern aus Boston und Los Angeles ein orales Kontrazeptivum, das nur einmal im Monat eingenommen werden muss. (c / Foto: MIT/Tiffany Hua)

Ameya Kirtane und Tiffany Hua, Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA), entwickeln derzeit zusammen mit Wissenschaftlern aus Boston und Los Angeles ein orales Kontrazeptivum, das nur einmal im Monat eingenommen werden muss. (c / Foto: MIT/Tiffany Hua)


Das Spektrum hormonaler Verhütungsmethoden ist groß. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen weiterhin orale Kontrazeptiva. Sie sind bequem anzuwenden und relativ sicher. Das tägliche Schlucken ist allerdings eine Krux. Eine Pille einmal im Monat wäre deutlich praktischer. Vielleicht ist das schon bald keine unerfüllbare Zukunftsvision mehr.

Orale Kontrazeptiva gehören zu den beliebtesten Formen der Empfängnisverhütung. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch von der täglichen Einnahme ab. Eine multinationale Umfrage hat ergeben, dass über einen Zeitraum von drei Monaten fast 40 bis 50 Prozent der Frauen mindestens eine Dosis verpasst haben. Ein ähnlicher Prozentsatz der Frauen berichtete, das Medikament zur falschen Zeit eingenommen zu haben. Schätzungsweise werden jedes Jahr 9 Prozent der Frauen, die Antibabypillen einnehmen, ungewollt schwanger. Eine geringere Einnahmefrequenz könnte ein sinnvoller Ansatz sein, um solche Ereignisse zu verhindern.

Levonorgestrel für drei Wochen

Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA) entwickeln derzeit zusammen mit Wissenschaftlern aus Boston und Los Angeles ein orales Kontrazeptivum, das nur einmal im Monat eingenommen werden muss. Wie weit sie dabei schon gekommen sind, beschreiben sie in einer Publikation in Science Translational Medicine. In ihren Experimenten haben sie eine Gelatinekapsel eingesetzt, die das Verhütungsmittel Levonorgestrel enthält, und zwar in einer Dosis für drei Wochen. Die Kapsel verbleibt nach dem Verschlucken im Magen und setzt den Wirkstoff allmählich frei. Dann folgen eine hormonfreie Periode und eine Abbruchblutung, die gleichzeitig den Zeitpunkt für die Einnahme der nächsten Dosis markieren soll.

Sternförmiges Abgabesystem

Die neue Antibabypille basiert auf einem sternförmigen Medikamentenabgabesystem, das in der Kapsel zusammengefaltet vorliegt. Sobald diese sich im Magen auflöst, dehnen sich die Arme des Sterns aus, womit sie den Magen wegen ihrer Größe nicht mehr verlassen kann. Um die Haltbarkeit des Abgabesystems für drei bis vier Wochen zu gewährleisten, mussten sie nach Materialien suchen, die lange genug in der rauen Magenumgebung überleben konnten. Sie fanden heraus, dass zwei Arten von Polyurethan am besten für die Arme und den zentralen Kern des Sterns geeignet sind. Den Wirkstoff Levonorgestrel platzierten sie in den Armen und stellten fest, dass sie die Freisetzungsgeschwindigkeit durch Ändern der Konzentrationen der Polymere, die sie mit dem Wirkstoff mischen, steuern konnten. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Zuverlässige Verhütung?

von Deynet am 10.12.2019 um 8:55 Uhr

Wenn tatsächlich pro Jahr 9% der Frauen, die die Antibabypille einnehmen, schwanger werden, könnten wir hierbei wohl kaum von einer zuverlässigen Verhütungsmethode sprechen. Es dürften wohl eher 0,9% der Frauen sein......

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