Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

08.12.2019, 08:00 Uhr

Rabattverträge und Lieferengpässe gehören zusammen wie Pech und Schwefel – das wissen alle, nur die AOK will's nicht wahrhaben. (Foto: Andi Dalferth)

Rabattverträge und Lieferengpässe gehören zusammen wie Pech und Schwefel – das wissen alle, nur die AOK will's nicht wahrhaben. (Foto: Andi Dalferth)


6. Dezember 2019

SPD-Parteitag; Die Mehrheit der SPD-Parteimitglieder hat sich für ein neues Führungsduo entschieden: Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken, zwei vom linken Flügel der SPD. Und Kevin Kühnert wurde zum Vize gewählt. Und die für uns Apothekers spannende Frage, ob die SPD aus der GroKo aussteigen wird oder nicht, dürfte erstmal verschoben sein. Denn die Mehrheit der Delegierten wies den Antrag zurück, der den sofortigen Austritt aus der Regierungskoalition forderte. Die neue SPD-Spitze will zunächst das Gespräch mit der Union suchen. Auf jeden soll es nicht bei einem „Weiter-so“ bleiben. So ganz entspannt können wir uns da noch nicht zurücklehnen.

 

Das E-Rezept kommt – also, mein liebes Tagebuch, sagen wir mal so: Es kommt gaaanz langsam um die Ecke geschlichen. Ein Blick in die Testregion Stuttgart mit dem Projekt GERDA zeigt, dass es anläuft. Patienten können in den teilnehmenden Apotheken ihr elektronisches Rezept, das sie aufs Smartphone geschickt bekommen haben, einlösen – das funktioniert technisch. Bis jetzt läuft der Test allerdings sehr verhalten an. In einer von DAZ.online besuchten teilnehmenden Apotheke waren bisher erst zwei Testpatienten. Nun, mein liebes Tagebuch, es wird schon werden. In  Apothekerkreisen scheint nicht das technische Drumherum das Problem zu sein, sondern eher die Befürchtung, dass übermächtige Arzneiversender mit ihren eigenen Internetplattformen die E-Rezepte der Patienten zu sich locken oder die Ärzte entsprechend beeinflussen, die dann die Patienten mit einstudierten Sätzen wie „Darf ich Ihnen das Rezept gleich an eine gute Versandapotheke weiterleiten“ überrumpeln – und schon ist das Rezept in Holland. Natürlich ist das dann alles freiwillig, der Patient wurde ja gefragt. Ja, mein liebes Tagebuch, das ist das Riesenproblem, das mit dem E-Rezept auf uns zu kommt. Wie kann da ein Makelverbot und Weiterleitungsverbot von E-Rezepten helfen? Worauf wir, die ABDA, und alle, die da Einfluss haben, auch achten sollten: Wir brauchen den E-Medikationsplan, der auch in der Apotheke ausgefüllt, gepflegt und gemanagt wird. Denn so ein E-Medikationsplan auf dem Smartphone oder in der Apo ausgedruckt bedarf, wenn er richtig gemacht wird, auch des persönlichen Gesprächs zwischen Apotheker und Patient – und das geht am besten in der Apotheke vor Ort.

 

Und zum Nikolaus ein kleiner Blick zu unseren Kolleginnen und Kollegen nach Kanada. Apothekerinnen und Apotheker haben dort nämlich weit mehr Kompetenzen als in anderen Ländern. Ihre Rolle im Gesundheitswesen ist nicht nur die Versorgung mit Arzneimitteln und die Beratung, sie dürfen dort auch die Behandlung kleinerer Beschwerden übernehmen und so das Gesundheitssystem entlasten. Mein liebes Tagebuch, eine solche Art von Kompetenzen ist in unserem Gesundheitssystem derzeit kaum vorstellbar, aber vielleicht ist das eine Richtung, in die unser Beruf gehen könnte. Immerhin, Wiederholungsrezepte werden wir demnächst beliefern können, wenn es der Arzt erlaubt. Und Grippeschutzimpfungen wird es möglicherweise auch schon bald in Deutschland geben, zunächst in Modellprojekten (auch wenn sich die Kammer von Brandenburg da ausklinken will). Und eigentlich wären auch Notfallverordnungen ein Thema für uns. Mein liebes Tagebuch, in zehn, zwanzig Jahren werden diese Kompetenzerweiterungen für Apotheken zur Normalität werden, da bin ich überzeugt davon.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

ABDA Entgelt UND Qualitätsdenken..

von Dr.Diefenbach am 08.12.2019 um 15:18 Uhr

Zunächst zu Herrn Ströh:Sie haben so recht,der fortschreitende Geldeinzug der ABDA ist inakzeptabel,das wurde bereits bemerkt .Mich ärgert zB das Bezahlenlassen für eine TELKO.Das sind alles so Sperenzien,die aus Beiträgen abgegolten werden.Hält man dagegen dass die Zahl der Apotheken sinkt,dann weiss jeder was beitragsmässig passiert.Es geht AUFWÄRTS.Aber WOFÜR?? Und da bin ich bei einer ganz schlimmen Erkenntnis:Während der Recherchen für eine Masterarbeit für eine Kollegin fiel mir ein Vortrag von Professor Schulz et al. von 2008(!) in der Hände,den er beim HAV gehalten hat.Darin wurde bereits vor 10 Jahren auf die Probleme bei der Umsetzung der Rabattverträge hingewiesen,das RISIKO für den Austausch x-verschiedener Substanzen,sofern man sie AUSTAUSCHT.Ich nenne exemplarisch Clopidrogel,Hydrocortison,Ciclosporin usw. Da wurde auf die Wichtigkeit der GLEICHHEIT hingewiesen.Da wurde -wir hatten seinerzeit eine Erhebung über Komplikationen zB bei Schilddrüsenpräparaten-immer wieder ein besonderer Kandidat-durchgeführt-dargestellt dass perverserweise die AUSTAUSCHBARKEIT laut G-BA möglich sei!!!!!Schon damals ein riesiger Widerspruch,denn derartige Beispiele(es gibt viele) hätten schlüssigerweise dazu führen müssen,DASS WIR IM GBA D A B E I sind.Nichts dergleichen,das "koste zuviel".Und so komme ich aufs Geld zurück.Natürlich sind das andere Dimensionen,aber es wird eine Menge an Euros mittlerweile dem Wasserkopf ABDA geopfert.Wichtige Punkte bleiben aussen vor.UND was wirklich dramatisch ist.Dann kommt so eine Figur wie AOK Herrmann daher,rechtfertigt Exklusivverträge,schert sich wie ja fast alle derweil einen Dreck um Pharmakodaten aller Art.Wie oft muss man das reklamieren??? Wir werden auch wissenschaftlich verraten,lächerlich gemacht und folgen dem halt.DA hat die Führung auf ganzer Linie versagt.Wissenschaft ade,es gilt das Portemonnaie.Da hilft auch dieses Papierchen 2030 nichts.Es war leider(!!) das Geld nicht wert,weil es Theorie bleibt.Braucht es eigentlich pharmazeutische Gelbwesten????

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Aufwandsentschädigungen

von Ulrich Ströh am 08.12.2019 um 9:32 Uhr

Selbstverständlich sollte die ehrenamtliche Tätigkeit für die ABDA angemessen honoriert werden, insbesondere bei Abwesenheit in der eigenen Apotheke.

Belohnungen für „überdurchschnittliches Engagement“ können kein Maßstab für erhöhte Aufwandsentschädigungen bei unserer Standesorganisation sein.

Und ebenso die Kumulation von Aufwandsentschädigungen für Spitzenämter in Landesorganisationen mit der Tätigkeit in standeseigenen Rechenzentren,standeseigenen Steuerberatungsgesllschaften, etc.... sollte nicht möglich sein.

Ein angemessenes Gehalt muß reichen.

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AW: Aufwandsentschädigungen ... wo bitte bleibt der kumulierte ehrenamtliche Output in der Form von Erfolgen für den Berufsstand?

von Christian Timme am 08.12.2019 um 10:09 Uhr

Ein Eppendorfer Monolog ... natūrlich mit redaktioneller Begleitung und Abschlußfoto ... wird es schon richten. Fragt sich nur ... für wen?

Hennrich

von Conny am 08.12.2019 um 8:43 Uhr

Wir Apotheker leben im Gestern laut Hennrich. Die Leistungsbilanz der letzten zwölf Jahre ist eine vernünftige Versorgung der Bevölkerung. Die Leistungsbilanz von Hennrich und seinen Politikkollegen in den letzten zwölf Jahren : -marode Infrastruktur Straße und Schiene,-marode Krankenhäuser und Schulen,-Funklöcher überall,-zu wenig Lehrer,-zu wenig Richter,-zu wenig Polizisten und mangelnde Ausrüstung der Polizei,-kaum einsatzfähige Bundeswehr,- zu wenig Pflegepersonal,-die Energiewende an die Wand gefahren,-gespaltene Gesellschaft, - hochkommen der AFD. Ich bin es so leid mich von diesen Herren in irgendeiner Weise beschimpfen zu lassen. Einen schönen zweiten Advent.

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AW: Hennrich

von Norbert Kühlenborg am 08.12.2019 um 11:17 Uhr

Es gibt ein altes Sprichwort, in dem so viel Wahrheit steckt: der, der ohne Schuld ist, möge den ersten Stein werfen! Ich stimme dem Vorartikel zu! Sollen die Politiker erst einmal selber vernünftige Arbeit leisten!

Eppendorfer Dialog

von Karl Friedrich Müller am 08.12.2019 um 8:18 Uhr

Wenn die Metzger diskutieren, ob die Kuh weiter Milch geben darf oder geschlachtet wird.
Jeder Metzger hat sein Spezialgebiet. Milch ist nicht dabei.
Will sagen: die Bevölkerung wird in ihrer Heterogenität vergessen, über einen Kamm geschert.
Die Metzger sehen nicht über den Tellerrand.

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