Kommentierende Analyse

Valsartan, Ranitidin, Metformin – und jetzt?

Stuttgart - 06.12.2019, 17:45 Uhr

Nitrosamine: In welchen Arzneimitteln können sie als Verunreinigung vorkommen? (s / Foto: Slavko Sereda / stock.adobe.com) 

Nitrosamine: In welchen Arzneimitteln können sie als Verunreinigung vorkommen? (s / Foto: Slavko Sereda / stock.adobe.com) 


Diese Arzneimittel könnten betroffen sein

DAZ.online liegt eine wissenschaftliche Arbeit vom November 2018 vor, die sich eigentlich mit den möglichen Analysemethoden zu NDMA auseinandersetzt (https://doi.org/10.1016/j.jpba.2018.11.010, Journal of Pharmaceutical and Biomedical Analysis 164 (2019) 536–549) – denn dazu gab und gibt es offenbar viel Forschungsbedarf. Doch bereits im Abstract wird auch darauf eingegangen, dass schon seit mehreren Jahren wissenschaftliche Literatur existiert, die von NDMA als Verunreinigung mehrerer anderer Arzneimittel (neben Sartanen) berichtet. In der Arbeit selbst werden dann auch Namen genannt.

So sind dort beispielsweise verschiedene Cephalosporine oder Metronidazol erwähnt. Aber auch niedermolekulare Heparine oder chemisch synthetisierte Proteine. Und dann folgt eine ganze Liste von Wirkstoffen ohne weitere Erläuterung, die mit NDMA verunreinigt sein könnten. Darunter sind unter anderem Amitriptylin, Azithromycin, Benzalkoniumchlorid, Chlorphenamin (z.B. in Grippostad C), Citalopram, Clarithromycin, Dimenhydrinat (z.B. in Vomex), Diltiazem, Diphenhydramin (z.B. in Vivinox), Doxepin, Doxylamin (z.B. in Hoggar Night), Erythromycin, Escitalopram, Sumatriptan, Tramadol und Venlafaxin. 

Klar ist: Bei den genannten Namen handelt es sich bislang lediglich um eine unbestätigte Hypothese, die direkt nach dem Valsartan-Skandal entstand.

Venlafaxin – war da nicht was?

Ein Lieferengpass, der derzeit in allen Apotheken sehr präsent ist, ist der von Venlafaxin. Hier äußerte sich zumindest Stada gegenüber DAZ.online im Oktober, dass dieser Engpass nichts mit Nitrosamin-Verunreinigungen zu tun hat: „Dieser ist vielmehr auf die bekannte Problematik der seit Jahren andauernden Reduzierung und somit Konzentration von Wirkstoffherstellern zurückzuführen, die den entsprechenden Bedarf zum Teil nicht mehr decken können.“

Auch die Hennig Arzneimittel GmbH & Co. KG  schrieb Ende Oktober an DAZ.online: „Die eingeschränkte Lieferfähigkeit beruht keinesfalls auf einer Verunreinigung des von uns eingesetzten Wirkstoffs Venlafaxin und einer daraus resultierenden Marktrücknahme.“ 

Die oben aufgeführte Liste ist nicht vollständig, DAZ.online hat hier nur einige bekannte Namen beispielhaft genannt. Insbesondere drei Namen, die die Hypothese eher noch stützen, werden in der wissenschaftlichen Arbeit zusätzlich genannt: Ranitidin, Nizatidin und Metformin. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Systematische Krise

von ratatosk am 09.12.2019 um 9:07 Uhr

Immer billiger nur zum Nutzen führt zwagsläufig zu solchen Problemen. Qualität kostet, weiß´eigentlich jeder ( außer Politik und die sog. Experte ) . Diese Qualität darf keine Luftpreise kosten, wenn aber diese aber realiter nicht belohnt wird, bekommt man, was man bestellt. Allem Politik und Kassengelaber zum Trotz. Aber Boni für KV , Lasten für Versicherte, da ist das Ergebnis in D klar.

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AW: Systematische Krise

von dipfel am 11.12.2019 um 7:42 Uhr

Ja, sehe ich genauso. Als Patient hätte ich lieber ein paar Cent pro Tablette extra dazubezahlt, als über viele Jahre verunreinigtes Valsartan einzunehmen. Viel mehr als ein paar Cent am Tag pro Tablette wären es bei sauberer Produktion vermutlich gar nicht gewesen.
Das Risiko durch die Nitrosamine wird auch noch kleingeredet. Finde ich dreist.
Für eine vertrauenswürdige Produktion lebensnotwendiger Medikamente in einem europäischen Land ist kein Geld da, aber für die Erstattung der Kosten für homöopathische Arzneimittel schon.
Gibt es überhaupt noch einen Antibiotika Hersteller in Deutschland oder wenigstens Europa?
Wenn irgendwann mal alles nur noch in China, Indien, Russland, USA produziert wird, schafft man doch auch ungute Abhängigkeiten.

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