Fortbildungsplattform

Apobank-Angebot „Univiva“ wächst – und wird kritisiert

Stuttgart - 06.12.2019, 16:59 Uhr

Fort- und Weiterbildungen sind im Gesundheitsmarkt gefragt. Die Apobank hat darin ein neues Geschäftsfeld entdeckt. ( r / Foto: kasto / stock.adobe.com)

Fort- und Weiterbildungen sind im Gesundheitsmarkt gefragt. Die Apobank hat darin ein neues Geschäftsfeld entdeckt. ( r / Foto: kasto / stock.adobe.com)


Anfang dieses Jahres kündigte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) an, zukünftig auch auf weitere Geschäftsfelder setzen zu wollen. Dazu sollen digitale Plattformen für Dienstleistungen und Produkte im Gesundheitsmarkt entwickelt werden. Die eigens dafür errichtete Tochtergesellschaft, die Naontek AG, hat mit „Univiva“ seit Juli ein erstes digitales Produkt im Markt. Apobank-Chef Ulrich Sommer bezeichnete es als „Amazon für Fort- und Weiterbildungen“. Mittlerweile liegen erste Zahlen vor und es gibt auch schon Kritik – von den Heilberufekammern in Baden-Württemberg.

Seit mehr als 100 Jahren steht die Deutsche Apotheker- und Ärztebank für viele Heilberufler als klassischer Kreditgeber und Anbieter weiterer Geldgeschäfte zur Verfügung. Doch die aktuellen Entwicklungen im Finanzmarkt und die Digitalisierung gehen auch an der Standesbank nicht spurlos vorüber. Ulrich Sommer, seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Bank, machte bei einem Bilanzpressegespräch im April deutlich: „Auf lange Sicht wollen wir ein zentraler Spieler im Ökosystem Gesundheitsmarkt werden. Wir wollen den Markt mitgestalten.“ Es sollen neue Lösungen für Heilberufler entwickelt und so die Leistungsfähigkeit des Gesundheitsmarktes garantiert werden.

Ein All-Inclusive-Pakt rund um die Fort- und Weiterbildung

Seit Juli hat die neu gegründete Tochtergesellschaft, die Naontek AG, die Plattform „Univiva“ online geschaltet (www.univiva.de). Diese richtet sich an die rund 450.000 Apobank-Kunden und weitere Ärzte sowie Apotheker in Deutschland. In einer ersten Phase ist vorgesehen, Fort- und Weiterbildungen für die Heilberufler anzubieten. Sommer sprach im Frühjahr davon, dass die Mitglieder der Plattform alles rund um die angebotenen Veranstaltungen buchen und organisieren können: Von der Anreise, über die Hotelübernachtung bis hin zur Verwaltung der Fortbildungspunkte. „Unsere Plattform soll als zentrale Anlaufstelle und unabhängiger Vermittler von Produkten und Dienstleistungen dienen“, so Sommer.

Aktuell bieten rund 300 Veranstalter ihre Fort- und Weiterbildungen für Heilberufler auf der Plattform an. Für Apotheker und PTA sind es beispielsweise der Hessische Apothekerverband, der Avoxa-Verlag, der TÜV Süd und der Bundesverband PTA (BVpta), aber auch privatwirtschaftliche Anbieter, wie die Thomae-Akademie von Sanofi Aventis Deutschland GmbH. Insgesamt befinden sich zwischen 10.000 und 25.000 Fortbildungseinträge auf der Website. In den ersten fünf Monaten griffen rund 50.000 Nutzer auf das Angebot zu, das sich momentan vor allem an Ärzte richtet. „Bislang wurde das Angebot am stärksten von humanmedizinischen Veranstaltern angenommen, dementsprechend richtet sich ein Großteil der heute auf Univiva gelisteten Fortbildungen an diese Zielgruppe der humanmedizinischen Ärzte“, erklärt ein Sprecher der Betreibergesellschaft Naontek.

Das Angebot wird derzeit ausgebaut, was die Veranstalter und Kurse angeht und auch den Funktionsumfang. Parallel soll im nächsten Quartal ein neues Angebot im Bereich Praxis- und Apotheken-Marketing entstehen, so der Naontek-Sprecher.

Gegenwind aus Baden-Württemberg

Auf der Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg in der vergangenen Woche ging Präsident Dr. Günther Hanke kurz auf das neue Angebot der Apobank ein. Beim Treffen der Heilberufekammervertreter wäre man zu dem Schluss gekommen, dass die Plattform derzeit die Erwartungen nur bedingt erfüllen könnte und daher in dieser Form nicht benötigt werde.

Die Kritik ist nachvollziehbar. Das Fortbildungsangebot der Kammern ist auf das jeweilige Bundesland begrenzt und kann in der Regel nicht von Berufsangehörigen aus anderen Teilen Deutschlands angenommen werden. 

Daher richten die Kammern ihre Informationen gezielt an ihre Mitglieder und können daher nur wenig Interesse an einer deutschlandweiten Verbreitung haben. Anders sieht es bei den Verbänden aus, die ihre Fortbildungsveranstaltungen zum Teil über Tochtergesellschaften organisieren und ihr Angebot auch Nicht-Mitgliedern öffnen können.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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