Wechselwirkung mit Antikoagulanzien

Arzneitelegramm rät von Flurbiprofen ab

Stuttgart - 02.12.2019, 14:09 Uhr

Das Arzneitelegramm weist auf Wechselwirkungen von Flurbiprofen-Rachentherapeutika und Antikoagulanzien oder anderen NSAR hin. Insgesamt rät es von flurbiprofenhaltigen Rachentherapeutika ab. (m / Foto: Asier / stock.adobe.com)

Das Arzneitelegramm weist auf Wechselwirkungen von Flurbiprofen-Rachentherapeutika und Antikoagulanzien oder anderen NSAR hin. Insgesamt rät es von flurbiprofenhaltigen Rachentherapeutika ab. (m / Foto: Asier / stock.adobe.com)


Das Arzneitelegramm warnt vor flurbiprofenhaltigen Rachentherapeutika bei Halsschmerzen. Nicht zum ersten Mal wird Flurbiprofen mit Skepsis betrachtet: Die AMK erinnerte im Mai 2018 an Hypersensitivitäts­reaktionen unter lokalen Halsschmerzpräparaten mit Flurbiprofen. Das Arzneitelegramm weist nun jedoch auf einen anderen Aspekt hin: Wechselwirkungen mit Antikoagulanzien und eine erhöhte Blutungsgefahr, vor allem in Kombination mit manchen Erkältungskombis. Apotheker sollten an diese Wechselwirkung denken.

Bereits seit 2004 wird Flurbiprofen im Rahmen der Selbstmedikation zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung bei schmerzhaften Entzündungen der Rachenschleimhaut ab einem Alter von zwölf Jahren eingesetzt. Die verschreibungsfreie Anwendung galt zunächst nur für Lutschtabletten (zum Beispiel Dobendan® direkt, Flurbiangin®, Flurbiprofen AL) und wurde im Dezember 2014 auf die generelle Anwendung im Mund- und Rachenraum mit einer Tageshöchstdosis von 50 mg ausgedehnt, was auch Gurgellösungen und Halssprays (zum Beispiel Dobendan® direkt Halsspray) den Weg ebnete.

AMK erinnert an Hypersensitivitäts­reaktionen unter Flurbiprofen

Allerdings ist Flurbiprofen nicht unumstritten. Bereits im Mai 2018 erinnerte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) an das Risiko für Hypersensitivitäts­reaktionen unter flurbiprofenhaltigen Rachentherapeutika. Frankreich ging in diesem Sommer sogar noch einen Schritt weiter: Lutschtabletten mit Flurbiprofen gibt es seither nur noch auf Rezept. Grund ist laut Recherche des Arzneitelegramms (deutsche medizinische Fachzeitschrift, werbefrei und somit eigenen Aussagen zufolge neutral und unabhängig von der Pharmaindustrie), dass die französische Arzneimittelbehörde ANSM potenzielle Wechselwirkungen des nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) mit Antikoagulanzien fürchtet. So erreichten ANSM dem Arzneitelgramm zufolge 49 Berichte über Nebenwirkungen, die im Verbindung mit den Lutschpastillen stehen, darunter fünf Blutungsereignisse. Diese seien hauptsächlich im Gastrointestinaltrakt und teilweise unter gleichzeitiger Einnahme oraler Antikoagulanzien wie Apixaban (Eliquis) aufgetreten.

Wechselwirkung mit Antikoagulanzien

Die deutschen Fachinformationen weisen bereits auf diese Wechselwirkungen von Flurbiprofen und anderen NSAR oder Antikoagulanzien hin: „Die gleichzeitige Anwendung von zwei oder mehr NSAR ist zu vermeiden, weil dies mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Wirkungen einhergehen kann (vor allem gastrointestinale Ereignisse wie zum Beispiel Geschwüre oder Blutungen).“ Außerdem heißt es: „NSAR können die Wirkungen von Antikoagulanzien, wie zum Beispiel Warfarin, verstärken“ und auch in Kombination mit Thrombozytenaggregationshemmern besteht ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Ulzerationen oder Blutung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Flurbiprofen

von Ingrid Schierle am 04.12.2019 um 7:55 Uhr

Ich empfehle Dobendan direkt sehr gerne und werde dies auch weiter tun. Und auf die Wechselwirkung hinzuweisen ist ja genau unsere Aufgabe, deshalb gibt es ja die Beratung!
Für mich bringt diese Einschätzung des Arzneimittel-Telegramms keinerleiVeränderung meines Verhaltens.

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