Ökotest

Hustentee – hilft wenig?

Stuttgart - 25.11.2019, 14:00 Uhr

Laut Ökotest fehlt für Hustentees die wissenschaftliche Evidenz, gut tun kann ein warmer Tee bei Bronchitis dennoch. Allerdings sollten Patienten auf pestizid- und pyrrolizidinalkaloidfreie Tees achten, die beste Bewertung schafften unter anderem Tees aus der Apotheke, wie Sidroga und Bombastus oder Heumann. (s / Foto: sebra / Stock.adobe.com)

Laut Ökotest fehlt für Hustentees die wissenschaftliche Evidenz, gut tun kann ein warmer Tee bei Bronchitis dennoch. Allerdings sollten Patienten auf pestizid- und pyrrolizidinalkaloidfreie Tees achten, die beste Bewertung schafften unter anderem Tees aus der Apotheke, wie Sidroga und Bombastus oder Heumann. (s / Foto: sebra / Stock.adobe.com)


Pyrrolizidinalkaloide: ein fortwährendes Problem

Dass der pestizidfreie Heumann-Tee dennoch nicht besser abschneidet als Sidroga, Bombastus, dm und Lebensbaum, dürfte daran liegen, dass Heumann Husten- und Bronchialtee beim Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden (PA) Minuspunkte sammelt, während Ökotest bei Bombastus, Sidroga, dm und Lebensbaum die leberschädigenden Pflanzeninhaltsstoffe nicht nachweisen konnte. 

Bereits 2013 nahm das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Stellung zu Pyrrolizidinalkaloiden in Kräutertees und Tees (wobei laut eigener Aussage des BfR die Auswahl der damals gewählten Teesorten mit unter anderem Fenchel-, Kamillen-, Kräuter- und  Pfefferminztee nicht repräsentativ war). Eine finale Einschätzung fiel schwer, doch bewertet das BfR die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung bei längerfristigem Verzehr von Produkten  mit hohen Gehalten als „möglich“, wobei die Schwere der Beeinträchtigung variieren könne. In hoher Dosierung könnten sie zu akuten Leberschädigungen führen, im Tierversuch haben sich bestimmte PA laut BfR als genotoxische Kanzerogene erwiesen. Aus Sicht des BfR ist jedoch „trotz der in Einzelfällen unerwartet hohen PA-Gehalte in den gemessenen Proben (…) eine akute Gesundheitsschädigung bei kurzfristiger Aufnahme (bis zu 14 Tagen) für Erwachsene und Kinder unwahrscheinlich“. Dennoch forderte es bereits 2013, dass „wegen der genotoxischen und kanzerogenen Wirkung der PA  […] Anstrengungen notwendig sind, die PA-Gehalte in Kräutertees und Tees so weit wie möglich zu senken.“ 

Nach Einschätzung von Ökotest gelangen die lebertoxischen Stoffe dann in Tees, wenn pyrrolizidinalkaloidhaltige Pflanzen zwischen den gewünschten Kräutern für die Teeproduktion wachsen und bei maschineller Ernte in das Schnittgut und schließlich in den Tee gelangen.

Kneipp und Salus-Hustentees überschreiten Pyrrolizidin-Zielwerte

Insgesamt fand Ökotest siebenmal Pyrrolizidinalkaloide, zweimal sogar über dem von laut Ökotest von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) festgelegten Zielwert von 0,35 Mikrogramm für eine 50-Kilo-Person: Auch hier wieder ein Reformhaus-Tee, Salus Kräutertee Nr. 9a, Hustentee und Kneipp Husten- und Bronchialtee. Beide bewertet Ökotest mit „ungenügend“. 

Anmerkung der Redaktion: Der Grenzwert wurde aufgrund des nicht abschließend beurteilten Risikos von PA auf die menschliche Gesundheit vom HMPC 2016 bereits temporär für drei Jahre auf 1 Mikrogramm pro Tag angehoben. Diese Entscheidung wurde 2019 aktualisiert, wonach der derzeitig tolerierte Grenzwert für weitere zwei Jahre bei 1 Mikrogramm pro Tag liegt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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