Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.11.2019, 08:00 Uhr

Wer zwischen den Zeilen lesen kann, weiß, wie's mit der Gleichpreisigkeit weitergeht... (Foto: Andi Dalferth)

Wer zwischen den Zeilen lesen kann, weiß, wie's mit der Gleichpreisigkeit weitergeht... (Foto: Andi Dalferth)


Jetzt sind sie aber wirklich in der Öffentlichkeit angekommen: die Lieferengpässe. Und die Politik ringt um Lösungen. SPD-Lauterbach wirft alte Hüte in den Ring. Und CDU-Hennrich will die exklusiven Rabattverträge auf den Prüfstand stellen. Ob Spahn sich das traut? Auch in dieser Woche: Kammerversammlungen rauf und runter mit Apothekenreform und E-Rezept und Mut machen und Chancen zeigen. Und deutliche Kritik an der ABDA, beim Umgang mit Spahn und der Apothekenreform, bei der Geheimniskrämerei um Dienstleistungen. Apropos Aporeform, wie geht’s weiter und was wird daraus? Warten wir auf Januar und auf faule Kompromisse. Und die Gleichpreisigkeit? Welche Gleichpreisigkeit?  

18. November 2019

Jahrelang tat sich nichts in Sachen Lieferengpässe. Und nun, endlich, ist das Thema in den Medien angekommen. Fast wöchentlich befasst sich ein Magazin, ein Nachrichtenbeitrag mit diesem Desaster. Endlich. Und was noch wichtiger ist: Das Thema wird von der Politik ernstgenommen. Mit dem Faire-Kassenwettbewerb-Gesetz möchte die Große Koalition mit einigen Maßnahmen auf die sich häufenden Arzneimittel-Lieferengpässe reagieren. Union und SPD wollen z. B. das Rabattvertragssystem ändern: weg mit der Exklusivvergabe an nur einen Hersteller. Michael Hennrich, in der Unionsfraktion zuständig für Arzneimittelfragen, fordert von Bundesgesundheitsminister Spahn, die Rabattverträge auf den Prüfstand zu stellen. Hennrich in der Sendung „Bericht aus Berlin: „Er darf keine Angst vor den Krankenkassen haben. Wir müssen weg von der Exklusivität.“ Richtig! Mein liebes Tagebuch, da schauen wir doch mal, ob Spahn den Mumm hat, sich mit den Kassen anzulegen. Bisher scheint er sich nicht an die Rabattverträge zu trauen. Er favorisiert da schon eher „eine europäische Lösung, also etwa ein Vergabeverfahren, sodass die Produktion von Wirkstoffen nicht nur in China und Indien stattfindet.“ Mein liebes Tagebuch, das wäre auch eine Lösung, aber auf keinen Fall eine kurzfristige, sie käme im Schneckentempo. Bis die Produktion der Wirkstoffe nach Europa zurückverlegt würde, vergingen Jahre. Die Exklusivität bei den Rabattverträgen abzuschaffen, könnte dagegen schon im nächsten Jahr die Engpass-Situation entspannen. Also, Herr Spahn, trauen Sie sich, den Kassen zu zeigen, wo’s lang geht.

 

Eine Ärztekammer nach der anderen kippt um in Sachen Homöopathie, sie streichen die Weiterbildung in Homöopathie aus den Weiterbildungsordnungen, zuerst die Kammern von Bremen und Sachsen-Anhalt, nun auch die Ärztekammer Nordrhein. Zur Begründung führen die Kammern an, dass sich immer weniger Ärzte auf dem Gebiet der Homöopathie weiterbilden und die Zusatzbezeichnung Homöopathie führen wollen. Mein liebes Tagebuch, ist das schon ein Zeichen, dass die Homöopathie mehr als bisher nur noch eine Nischentherapie ist? Wenn das so weiter geht, landet die Homöopathie exklusiv in den Apotheken und fristet dort ihr Überleben. Die Apothekers sagen Danke.

19. November 2019

Man muss schon arg an sich halten, mein liebes Tagebuch, um da nicht auszurasten: Der Preisanker macht uns noch wahnsinnig. Nach anfänglichen Hin und Her kam im Oktober die Nachricht, dass bei Überschreitung des Preisankers bei Nichtverfügbarkeit eines Arzneimittels und in der Akutversorgung keine Rücksprache mehr notwendig sei. Wir Apothekers atmeten auf, die  Ärzte dankten. Und jetzt die Nachricht: Von dieser ur-vernünftigen Regelung gibt es Ausnahmen! Bei den Ersatzkassen (die schon wieder!) sind ergänzende Verträge zu beachten. Sie sehen nämlich vor, dass vor der Abgabe eines höherpreisigen Importarzneimittels/Originalarzneimittels als vom Arzt verordnet aufgrund von Nichtlieferbarkeit vor der Abgabe Rücksprache mit dem verordnenden Arzt zu halten ist. Oh nein, geht’s noch? Das alles ist doch mittlerweile Schikane, oder? Der Deutsche Apothekerverband befinde sich bereits in Gesprächen mit dem Ersatzkassenverband, heißt es nun. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Das E-Rezept treibt so manchen um. Auch den oberbayerischen Apotheker Stefan Hartmann, der u. a. auch Chef des Verbands der Apothekenkooperationen ist. Er sorgt sich, dass zunehmend Insellösungen entstehen, die der Apothekerschaft schaden könnten. Da ist was dran, wenn man bedenkt, dass derzeit über 50 E-Rezept-Projekte laufen. Hartmann wünscht sich, dass die Warenwirtschaftsanbieter mehr kooperieren sollten. Und die 19.000 Apotheken in Deutschland sollten untereinander vernetzt werden und eine kundenorientierte Lösung realisieren. Hartmann träumt sogar von einer standeseigenen Versandapotheke. Mein liebes Tagebuch, träumen darf man, aber der Zug ist schon lange weg. Vielleicht schafft es ja der Deutsche Apothekerverband, seine Web-App fürs E-Rezept so attraktiv zu platzieren, dass es die zentrale Plattform fürs E-Rezept wird. Vielleicht. Es soll da auch andere feine Apps geben. So ist das eben…

 

E-Rezept hin, E-Rezept her – es gibt nur einen „natürlichen Vermittler“ des E-Rezepts, und das ist die Web-App des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Sagt der stellvertretende Chef des DAV, Hans-Peter Hubmann auf der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer. Und wenn er das sagt, dann ist das so, mein liebes Tagebuch, oder? Was macht ihn da eigentlich so sicher? 12.000 Apothekenleiter, die sich schon für die Web-App registriert haben. Aha, und alle anderen sollen doch bitte auch mitmachen, so Hubmann. Was für die DAV-Web-App spricht: Sie ist absolut diskriminierungsfrei, mit ihr werden keine kommerziellen Interessen verfolgt, sagt Hubmann. Und er ist voll optimistisch, dass das Bundesgesundheitsministerium die DAV-Web-App zum offiziellen Transportmedium für E-Rezepte macht. Und, mein liebes Tagebuch, was ist mit all den anderen Anbietern, die auch eine App entwickeln? Keine Sorge, man werde auch Schnittstellen für die Angebote anderer Anbieter bieten, sagt Hubmann, „aber  wir wollen das Sammelbecken sein“. Na gut, mal sehen.

 

Unglaublich, wie sich DocMorris sträubt, groß und deutlich die niederländische Adresse auf seinen Bestellscheinen anzugeben und stattdessen als „Versandapotheke DocMorris, 52098 Aachen“ fungieren und wahrgenommen werden will. Der Kunde soll wohl nicht denken, dass er seine Arzneimittel in Holland bestellt, sondern bei einem deutschen Versender. Um die Angabe, wie und wo und wie groß der korrekte Firmensitz anzugeben ist, schwelt schon seit Jahren, seit 2013 ein Rechtsstreit zwischen dem Verband Sozialer Wettbewerb als Kläger und DocMorris.  Da der Versender sich stur weigert, die Angaben auf den Bestellschein so anzugeben, wie es das Berliner Landgericht verlangt, hat das Gericht bereits ein Ordnungsgeld von läppischen 10.000 Euro verhängt. Aber DocMorris weigert sich zu zahlen. Mittlerweile sind die Rechtsmittel, die dem Versender zur Verfügung stehen ausgereizt, er müsste zahlen und seine Bestellscheinformulare endlich umgestalten. Wie geht das Spiel weiter? 

20. November 2019

Sein Unmut über die ABDA-Spitze war nicht zu überhören. Kai Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, poltert: „Es ist uns wenig bis gar nicht gelungen, unsere Spitze zum Jagen zu tragen.“ Er sagt das in Anspielung darauf, dass die ABDA-Repräsentanten „nicht alle Inhalte unserer  Beschlüsse in den Gesprächen mit Spahn so deutlich vorgetragen haben, wie wir es gewünscht und gefordert haben“ – trotz eindeutiger Beschlusslage. „Es scheint gerade so“, fügte Siemsen hinzu, „als ob unsere Berliner Spitze sich mit dem Verlust der Gleichpreisigkeit abgefunden hat.“ Das sind deutliche Worte, mein liebes Tagebuch, die das auf den Punkt bringen, was wohl viele ABDA-Mitglieder denken. Siemsen konnte auch nur wenig Optimismus verbreiten, zum weiteren Procedere beim Apotheken-Stärkungsgesetz. Denn das liegt derzeit im Bundeskanzleramt auf Eis. Die EU-Kommission müsse noch zustimmen, aber die Besetzung der Kommission zieht sich noch hin. Und ohne EU-Zustimmung bringt Merkel das Gesetz nicht in den Bundestag. Mein liebes Tagebuch, schlecht für uns, da klemmt’s gewaltig. Denn mit dem Gesetz warten neben der Spahnschen Gleichpreisigkeit auch noch die von der ABDA sehnsuchtsvoll umworbenen Dienstleistungen und das absolut notwendige Makelverbot beim E-Rezept auf ihre Vollendung. Dumm gelaufen, oder? Mehr als das! Siemsen fragte, ob die Apotheker nun ewig auf das Gesetz warten und zitierte Jörn Graue, den Chef des Hamburger Apothekervereins, der kürzlich diese Warteposition des Gesetzes als „Beerdigung dritter Klasse“ bezeichnete. Mein liebes Tagebuch, es war einmal ein Apotheken-Stärkungsgesetz… – irgendwie fühlt man sich da über den Tisch gezogen.

 

Niedersachsens neue Kammerpräsidentin Cathrin Burs absolvierte ihre erste von ihr geleitete Kammerversammlung. Und? Nix und. Nach Magdalene Linz hat es jede(r) Neue(r) schwer. Burs macht ihr Ding. Und das gut. Sie freut sich, dass jetzt endlich die Novellierung der Approbationsordnung angegangen werden soll und kritisierte, dass es bisher so lange gedauert hat. Und Spahn hält sie für „basisnah, agil, tonangebend“. Dass er sich mit den Apothekern im Dialog befinde, „ist ein Zeichen von Wertschätzung“. Kann man so sehen, mein liebes Tagebuch. Die Geheimniskrämerei der Bundesapothekerkammer (BAK) um die Dienstleistungen verteidigte  Burs. Sie sagte: „Die BAK ist da zurecht sehr vorsichtig.“ Mein liebes Tagebuch, warum eigentlich? Das kann man so nicht recht verstehen. Interessant ist auch Burs Haltung zur PTA-Reform: „Wir sollen den Kompetenzrahmen nur mit Bedacht anfassen und den PTA nicht zu viel zumuten…. Wollen die PTA wirklich so viel mehr Verantwortung haben, mit allen Konsequenzen, auch in der Haftung?“ Fragen sie doch mal unsere PTAs, Frau Burs! Auf alle Fälle will die neue Kammerpräsidentin mit positivem Blick in die Zukunft schauen und meint: „Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, im Apothekerberuf steckt viel Potenzial.“ Wenn man uns denn lässt, mein liebes Tagebuch.

21. November 2019

Gemeinsam mit Jens Spahn schauen wir Apothekers nach Brüssel zur EU-Kommission, denn dort liegt unser Apotheken-Stärkungsgesetz, das uns die 90-Prozent-Gleichpreisigkeit bringen soll, auf Eis. Wie geht’s damit nun weiter? Geht der Daumen der EU-Kommission, so sie denn mal arbeitsfähig ist, dann rauf oder runter? Jens Gobrecht, der ABDA-Vertreter in Brüssel und nah dran an der EU-Kommission, wagt eine Prognose: Es wird, so seine Vermutung, weder ein Ja noch ein komplettes Nein geben. Möglicherweise schlägt die Kommission einen Boni-Deckel vor, also eine teilweise Aufhebung der Rx-Preisbindung. Und dann liegt die Entscheidung wieder bei der Koalition, wie sie damit umgeht und ob ein Kompromiss möglich ist. Mein liebes Tagebuch, Gobrechts Vermutung ist realistisch, so könnte es kommen. Die EU-Kommission wird sich bei diesem vertrackten Thema, ob die Preisbindung im deutschen Sozialrecht rechtssicher aufgehoben ist, kaum auf eine eindeutige Aussage festlegen. Letztlich, und das scheinen wohl alle zu ahnen, landen die Spahnsche Gleichpreisigkeit oder auch die Boni-Deckel doch wieder vor dem EuGH. Und wie geht’s jetzt konkret weiter? Das kann natürlich auch der ABDA-Vertreter nicht wissen. Er rechnet allerdings damit, dass sich im Dezember in dieser Sache noch etwas bewegt, aber „vor Mitte Januar“ müsse man mit keiner weiteren größeren Bewegung rechnen. Also, mein liebes Tagebuch, das heißt dann wohl auch, dass unsere Dienstleistungen und das Makelverbot für E-Rezepte, zwei Regelungen, die nun mal im Apotheken-Stärkungsgesetz stehen und leider nicht ausgekoppelt wurden, erst im Vorfrühjahr weiter diskutiert werden. Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, da haben wir aber so richtig die A-Karte gezogen. Und wer glaubt da noch allen Ernstes an die Gleichpreisigkeit?

 

Kammerversammlung in Nordrhein. Armin Hoffmann hat seine ersten 70 Tage als neuer Kammerpräsident absolviert. Seine Topthemen nehmen Fahrt auf, zumindest in der Ausschussarbeit: Digitalisierungs- und Innovationsthemen, Außenkommunikation der Kammer, Ausbau von Dienstleistungsangeboten, Nachwuchsförderung und Weiterentwicklung von Honorierungsmodellen. Und er wolle die kritische Haltung gegenüber der ABDA auch in seiner Amtszeit fortführen. Gut so, mein liebes Tagebuch, die ABDA braucht das! Was ebenfalls fortgesetzt wird: die hartnäckige juristische Auseinandersetzung mit den niederländischen Versendern. Kammerjustiziarin Bettina Mecking kritisierte das Vorgehen von Bundesgesundheitsminister Spahn, die Arzneimittelpreisbindung im Sozialrecht regeln zu wollen und die Vorlage dieser Regelung vor der EU-Kommission. Denn: „Früher oder später landet das Konstrukt sowieso vor dem EuGH und wird dann geprüft.“ Mecking sieht zudem in den zehn  Prozent der Privatversicherten und Selbstzahler, die aufgrund von Spahns Gesetzesvorhaben nicht unter die Regelungen zur Gleichpreisigkeit fallen, ein weiteres Einfallstor für neue Verfahren vor dem EuGH. Mein liebes Tagebuch, so wird es kommen.

 

Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen will Mut machen. Auf der Kammerversammlung appellierte er an die Apotheker, mehr auf die Chancen statt nur auf die Risiken zu sehen, beispielsweise bei der neuen Botendienstregelung und beim E-Rezept. Die Kombination aus Telepharmazie und Botendienst könne echte Vorteile bringen, vor allem für die flächendeckende Versorgung. Und die Apotheker sollten das E-Rezept als Möglichkeit für die Apotheke sehen, sich vom Standort des Arztes unabhängig zu machen, ist Christiansen überzeugt. Mein liebes Tagebuch, das kann man unterschreiben. Da steckt in der Tat mehr Positives drin als man auf den ersten Blick vermutet. Was Christiansen bedauert: dass die ABDA die Auswahl der geplanten pharmazeutischen Dienstleistungen geheim hält. Auch da kann man Christiansen nur zustimmen. Mein liebes Tagebuch, diese Geheimniskrämerei um die Dienstleistungen ist schon mega-schräg. Die Apothekers können sich nicht in die Diskussion einbringen und keine Rückkopplung geben. Christiansen beschleicht das Gefühl, dass auch dabei die Risiken mehr beachtet würden als die Chancen. Ein deutliches Wort richtete Christiansen an die Krankenkassen: Er warnte die Retaxationsabteilungen der Kassen davor, die Lieferengpass-Situation im Nachhinein gegen die Apotheken zu verwenden. Mein liebes Tagebuch, diese Warnung sollte auch bundesweit von der ABDA kommen!

 

Auch in Hessen ist man nicht zufrieden mit Spahns Apothekenreform. Kammerpräsidentin Ursula Funke mahnt an, dass die wichtigsten Punkte der Reform – die Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit, das Makelverbot sowie die Regelungen zu den Versandautomaten – bislang noch unerledigt seien. Funke sieht keine Chancen, dass das Makelverbot noch in ein anderes laufendes Gesetzgebungsverfahren eingebracht wird. Und von der geplanten Streichung der Rx-Preisbindung für EU-Versender aus dem Arzneimittelgesetz hält Funke ebenfalls nichts. Denn damit seien alle weiteren EuGH-Verfahren zur Frage der Gleichpreisigkeit und zur Gültigkeit der Arzneimittelpreisverordnung im Ausland hinfällig. So sieht’s aus mein liebes Tagebuch. Funke ist zudem überzeugt, dass die Digitalisierung den Apothekenalltag komplett verändern wird, als Apotheker müsse man dies mitgestalten. Die ABDA müsse hier viel mehr in gutes Personal investieren, meinte die Kammerpräsidentin, das Geld dafür könne man zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit einsparen. IUps, mein liebes Tagebuch, sicher richtig, mehr Geld in gutes Personal für Digitalisierungsfragen zu stecken, ob man das aber bei der Öffentlichkeitsarbeit einsparen sollte und kann? Wenn man sieht, wie sich Versender als die E-Rezept-Einlöser positionieren und von unserer Seite so gar nichts dazukommt….

22. November 2019

Die Frage der Woche: Wie werden ausländische Versandapotheken an die deutsche Telematikinfrastruktur angebunden, um E-Rezepte einzulösen? Oder noch besser: Kann man den EU-Versendern den Zugang zur deutschen Telematikinfrastruktur verweigern? Mein liebes Tagebuch, das wäre doch die Lösung für viele unserer Probleme, wenn die Antwort lautete: Man kann. Aber klar, es wäre einfach zu schön. Wir sind in Europa, es gibt ein EuGH-Urteil, es gibt einen Binnenmarkt. Und E-Rezepte sollen in Zukunft – das sagt auch der für die Telematik zuständige Chef Markus Leyck-Dieken – europaweit anerkannt und ausgetauscht werden können. Na, mein liebes Tagebuch, der Tagtraum von unserer abgeschotteten Infrastruktur ist damit zerplatzt. Anfrage an das Bundesgesundheitsministerium, wie man es dort sieht: Die Ausgabe von den von ausländischen Versandapotheken benötigten Heilberufsausweisen und die Institutionenkarte (HBA und SMC-B ) wird derzeit geprüft.“ Sie werden die Karten bekommen, mein liebes Tagebuch, da bin ich mir sicher, denn, wie es so schön eine BMG-Sprecherin formuliert: Das Digitale-Versorgung-Gesetz gilt nicht für ausländische Versandapotheken. „Der Anschluss von ausländischen Versandapotheken ist freiwillig und kann jederzeit erfolgen.“ Bingo für DocMorris und Co.

 

Und zum Schluss die herzerwärmenden Worte von Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, einst Kandidat auf der Shortlist für den SPD-Vorsitz, zu den Lieferengpässen: Bei Nichtlieferbarkeit generischer Arzneimittel sollte auch das unter Umständen teurere Original-Präparat abgegeben werden dürfen – potenzielle Mehrkosten sollen in diesen Fällen sodann die nichtlieferfähigen Hersteller tragen. Außerdem möchte er endlich Sanktionen für lieferunfähige Hersteller einführen. Und Schuld daran, dass noch nichts unternommen wurde, hat natürlich der Koalitionspartner. Tja, mein liebes Tagebuch, da macht es sich Lauterbach sehr einfach. Sich jetzt hinzustellen und die alten Kammellen auf den Tisch zu legen, ist da zu wenig. Die Lieferengpässe gibt es nicht erst seit gestern, sie machen uns schon seit Jahren zu schaffen. Und in all diesen Jahren war die SPD schon mit in der Regierung – und passiert ist nichts. Mein liebes Tagebuch, und mal unter uns: Es gab so den einen oder anderen Apotheker, der schon vor Jahren, als sich immer mehr  Lieferengpässe abzeichneten, vor den Folgen warnte (ich erinnere an die Defektlisten von Haru Diefenbach!) – und die ABDA hatte ihn nicht wirklich ernst genommen. Zu Lieferengpässen war von unserer Standesvertretung nur marginal etwas zu vernehmen. Richtig heftig in die Politik, in die Öffentlichkeit hat sie damals das Thema nicht eingebracht. Jetzt ist das Desaster da.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Ja doch. Deutschland ist ein merkwürdiger Verein, besser die Regierung und Parteien

von Bernd Jas am 24.11.2019 um 13:07 Uhr

Guten Morgen lieber Herr Ditzel,
guten Morgen liebe Knöttergemeinde,

ich hol da mal etwas aus, bevor ich dann auf das nette Bürschchen von letzter Woche zurück komme.
Für mich der Aufreger der Woche, war Karlchen der Lautdenbachruntergeht mit samt seiner Sozialistenschwitte. Im Schlepptau gleich da hinterher, die in sozialistischer Planwirtschaft gebadete Kanzlerin, die schön von Schäuble und Draghi in die Target 2 Salden eingewickelt wurde; passte ja bestens zur angeborenen Grundeinstellung.
Wie hoch sind wohl die von jeglichen Tilgungen und Zinsen befreiten Target-2-Kredite der Bundesbank? ...na´..., jou, das sind fast eine Billionen Euro (1.ooo.ooo.ooo.ooo)! Und kleines Scherzle am Rande: Bei unseren, den Banken von der EZB auferlegten Negativzinsen, brauchen wir den Kredit (dank Zinsbefreiung) nicht mal mehr bezahlen. Hö,..höö.
Laut Focus sollte der Einlagenzins im September durch den EZB-Rat auf 0,60% abgesenkt werden.
Kurz überschlagen wären dass knapp 6 Milliarden € im Jahr. Da müssen die KK mit ihren Rabattverträgen aber reinhauen um uns das sparen zu lassen. 4 Milliarden haben wir Apothekers in 2017 ja schon geschafft.

Das Folgende kennen wir schon, ...was sind unsere Apotheken heute noch wert?
Denn, erst mal weiter mit der Geliebten der Roten und Grünen; der Regulierung des Marktes. (Dann statt freier-, soziale Marktwirtschaft genannt)
Jüngst forderten sie die Enteignung (ENTEIGNUNG!) von Wohnungen, Häusern und ganzen Stadtteilen, zum Zwecke der Verstaatlichung und Regulierung.
Hier im Westen kann sich kaum noch jemand vorstellen wie es in den ehemaligen DDR-Ländern hinter den Kulissen der Stadtpromenaden ausgesehen hat.
Wer baut den BER mit Beinamen Willi Brand? ...der sich deswegen wohl nun endgültig in Grund und Boden schämen würde. Richtig, der BUND, Berlin und Brandenburg.
Die Kalkulationen der Kosten belaufen sich seit 1995 von 800 Millionen € bis heute (nicht linear steigend) auf ca. 7,3 Milliarden €. Extrapoliert kommen wir 2023 auf etwa 11,2 Millarden.
Es werden übrigens noch Wetten angenommen wer zuerst fertig ist; der BER oder die Gigafactory vom Investor Tesla Elon Musk.

Ich könnte jetzt so weiter machen mit den großen und kleinen Skandalen der Politik, möcht aber lieber die nun entscheidende Frage stellen: Wer bezahlt das alles, wer wird für Fehler empfindlich bestraft, wer kann ohne Folgen Beschlüsse fassen und diese anordnen und vor allen Dingen WER GEHT HIER FREI AUS UND KANN MACHEN WAS ER WILL, Herr Lauterbach?!

Aufgeblasen mit dem Weihwasser der Immunität kann man leicht solche Forderungen nach Strafen stellen. Aber vorher alles bis zum erbrechen regulieren, dass sich die regulierten nicht mehr in der Zwangsjacke bewegen können und dafür dass sie sich nicht mehr eigenverantwortlich bewegen dürfen, bestraft werden.
Und wir mitten drin in diesem Sumpf, genauso wie die pleite gehenden, ach so bösen Banken.

„Wir wollen mehr Demokratie wagen“, denn der Abbau dieser findet stetig statt, bis zur wiederkehrenden Diktatur.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

DicMorris

von Karl Friedrich Müller am 24.11.2019 um 12:29 Uhr

Wird, so habe ich letzte Woche geunkt, vom BMG bevorzugt werden, was die Anbindung an die TI an geht. So ist dann auch zu lesen, dass das BMG sich anstrengt.
Dafür, dass DocMorris nun schon Jahrzehnte illegal und unkontrolliert AM nach Deutschland liefert, schon bemerkenswert.
DocMorris erfüllt nicht die gesetzlichen Vorgaben zum Versand. Das ist bekannt.
Keiner findet es nötig, mal einen Juristen damit zu beauftragen, dieses Konstrukt auseinanderzunehmen.
Wär mal eine Aufgabe für die ABDA.
Die pennt lieber weiter.
Deutschland ist ein merkwürdiger Verein, besser die Regierung und Parteien. Die Inländer diskriminiert. Vor Ort Apotheken werden wegen Nichtigkeiten geschlossen. Der Versand strapaziert kreativ Gesetze. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Widerlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: DicMorris

von Karl Friedrich Müller am 24.11.2019 um 12:44 Uhr

Entschuldigung, verschieben. Soll natürlich DocMorris heißen
Nicht, dass da jemand interpretiert

Württembergs KV hat noch gesunden Menschenverstand

von noplacebo am 24.11.2019 um 10:59 Uhr

...die KV Württemberg hat sich aktuell gestern FÜR die weitere Zusatzbezeichnung Homöopathie entschieden. Ihr Apotheker seid also nicht ganz allein gelassen im Sturm des Homöopathie-Bashings!
Aber was steckt eigentlich wirklich hinter der Homöopathie-Inquisition?

https://homoeopathiewirkt.wordpress.com/2019/11/23/bedrohliche-homoopathie-oder-bedrohte-homoopathie/

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hubmanns DAV-Monopoltraum(a) ...

von Christian Timme am 24.11.2019 um 9:59 Uhr

Seit wann entscheidet der Briefträger ... wohin die Post geht?

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Überzeugend?

von Ulrich Ströh am 24.11.2019 um 8:59 Uhr

Es empfiehlt sich an besonders Tagen wie heute, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen !
Auch wenn der Novembernebel aktuell die Apothekensonne verschwinden lässt..

Probleme bereitet mir die konträr unterschiedliche Sichtweise der KammerpräsidentenInnen auf die politische und wirtschaftliche Zukunft unseres Berufsstandes.Und die Folgen.

Beim Fußball spricht man dann vom Klein-Kleinspiel im Mittelfeld ohne Abschluss.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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