Europa-Vergleich

Deutschland beim Antibiotikaverbrauch eher im niedrigen Bereich

Remagen - 19.11.2019, 10:15 Uhr

Aus einem epidemiologischen Bericht des ECDC geht hervor, dass es im vergangenen Jahr in Europa einen recht stabilen Antibiotika-Verbrauch gegeben hat. (c / Foto: imago images / Hettrich) 

Aus einem epidemiologischen Bericht des ECDC geht hervor, dass es im vergangenen Jahr in Europa einen recht stabilen Antibiotika-Verbrauch gegeben hat. (c / Foto: imago images / Hettrich) 


Penicilline an der Spitze

Wie in den Vorjahren waren Penicilline im ambulanten Bereich in allen Ländern die am häufigsten gebrauchten antibakteriellen Mittel. Die Spanne reichte von 25 Prozent in der Slowakei bis 67 Prozent des Gesamtverbrauchs in Dänemark. Der Anteil anderer antibakterieller Gruppen war von Land zu Land unterschiedlich. Cephalosporine und andere Beta-Lactame erreichten zum Beispiel in Dänemark lediglich einen Anteil von 0,2 Prozent, in der Slowakei dagegen 31 Prozent. Im Schnitt wurden in der Primärversorgung über alle Länder fast drei Mal so viele Breitspektrum-Penicilline, Cephalosporine und Makrolide (außer Erythromycin) und Fluorchinolone eingesetzt wie Schmalspektrum-Penicilline, Cephalosporine und Makrolide (das heißt Erythromycin) (Länderspanne für das Verhältnis: 0,1 bis 24,0). Der durchschnittliche Verbrauch von Antimykotika zur systemischen Anwendung betrug 1,0 DDD pro 1000 Einwohner pro Tag (Länderbereich: 0,39 bis 3,0).

Keine Daten zum Antibiotikaverbrauch im Krankenhaus aus Deutschland

Für den Krankenhaussektor gibt das ECDC für das Jahr 2018 einen durchschnittlichen Verbrauch an Antibiotika zur systemischen Anwendung von 1,8 DDD pro 1000 Einwohner pro Tag an. Während des Zeitraums 2009 bis 2018 waren in fünf Ländern (Belgien, Finnland, Lettland, Luxemburg und Norwegen) rückläufige Trends zu verzeichnen und in sieben (Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Irland, Malta, Portugal und Schweden) statistisch signifikant steigende Trends. Während der Durchschnittsverbrauch an Carbapenemen im Krankenhaus über alle Länder nicht signifikant angestiegen ist, legte der Konsum von Polymyxinen signifikant zu.

Der durchschnittliche Anteil an Glycopeptiden, Cephalosporinen der dritten und vierten Generation, Monobactamen, Carbapenemen, Fluorchinolonen, Polymyxinen, Piperacillin und Betalactamasehemmer, Linezolid, Tedizolid und Daptomycin am Gesamtverbrauch an Antibiotika zur systemischen Anwendung im Krankenhaussektor betrug 32,5 Prozent (Länderspanne: 17 bis 58 Prozent). Deutschland hat aus dem Krankenhausbereich keine Daten an das ECDC berichtet.

Große Schwankungen unter den Ländern

In seinem Resümee betont das ECDC, dass die in dem Bericht präsentierten Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert und nicht für internationale Benchmarking-Zwecke verwendet werden sollten. Beim Konsum von Antibiotika zur systemischen Anwendung in der Primärversorgung innerhalb der EU/des EWR zeige sich ein Nord-Süd-Gefälle, was viele Gründe haben könne, darunter kulturelle Determinanten. Die Angemessenheit des Verbrauchs antimikrobieller Mittel könne nicht allein anhand der Verbrauchsdaten beurteilt werden. Hierbei müssten vielmehr nationalen Politiken und Leitlinien berücksichtigt werden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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